Demo mit anschließender Blockade vor abgeriegelter Stadthalle

900 protestieren im Bürgerpark, 500 behindern Zugang zur AfD-Veranstaltung

800 bis 900 Menschen haben am Donnerstag im Bürgerpark friedlich gegen die AfD-Versammlung mit Marcus Pretzell und Alice Weidel im kleinen Stadthallen-Saal demonstriert.

10.03.2016

Von mre

Reutlingen. Die Polizei war mit mehr als 250 Kräften vor Ort, teils auch beritten und mit Hunden. Sie baute weiträumig Zäune vor dem Halleneingang auf und leuchtete den Platz taghell aus. Vielleicht 500 Menschen haben laut Polizeisprecher Björn Reusch nach der Demo die Zugänge blockiert. Die Beamten hielten einen Korridor frei, einzelne der etwa 400 AfD-Besucher kletterten über die Zäune, andere wurde beim Einlass laut ausgebuht. Die Menge skandierte „Nazis raus“ sowie „Scheiß AfD“ und pfiff mit Trillerpfeifen.

Antifa-Gruppen aus Reutlingen und Tübingen hatten zur Menschenkette aufgerufen – als „friedliche und symbolische Blockade“, so Joachim Böck vom „Offenen Treffen gegen Faschismus und Rassismus für Tübingen und die Region“. Dennoch wurde laut Reusch ein Polizist leicht verletzt, als ein 30-jähriger Tübinger ihn gegen 19.30 Uhr mit einem Transparent schlug. Dieser wurde festgenommen.

Nach Beginn der AfD-Veranstaltung zogen die Blockierer gegen 19.55 Uhr über den Omnibusbahnhof in einem Demonstrationszug ab. Bei der vorherigen Demonstration nannte IG-Metall-Landeschef Roman Zitzelsberger die AfD „offen rechtsradikal“, im Kern habe sie dieselbe Ideologie wie die NPD. „Wir müssen aufklären, dass die AfD eine abstoßende Mischung aus neoliberaler Wirtschaftspolitik, reaktionärer Gesellschaftspolitik und Hass gegen Fremde und Minderheiten ist“, so Zitzelsberger. Der Böblinger Betriebsseelsorger im Ruhestand Paul Schobel rief der AfD zu: „Spielt doch im Sandkasten! Dort könnt ihr Grenzzäune ziehen und Schlagbäume errichten, solange ihr wollt. Mit dieser globalen Welt seid ihr einfach überfordert!“ Für den Reutlinger Integrationsrat nannte Dusan Vesenjak die AfD „eine Alternative für Rechtsausleger, Spinner und Hetzer.“ Abgeordnete und Stadträte von SPD, Grünen und Linken hörten zu. Aufgerufen haben die regionalen Gewerkschaften – der Arbeitgeberverband Südwestmetall hatte sich wieder ausgeklinkt.

Nicht ernstzunehmende Drohung

Kurz vor 20.30 Uhr ging bei der Polizei noch eine diffuse telefonische

Bombendrohung ein. Von einer konkreten Gefährdung war laut Mitteilung der Polizei nicht auszugehen, für eine Räumung der Veranstaltungsräumlichkeiten habe zu keiner Zeit Anlass bestanden. Gegen den unbekannten Anrufer ermittelt die Polizei nun wegen Störung des öffentlichen  Friedens durch Androhen von Straftaten.