Medizin

Ärzte proben den Aufstand

Medizin In einem offenen Brief setzen sich 20 Mediziner für Dr. Olinczuk und das Horber MVZ ein.

22.09.2017

Von Dagmar Stepper

Dr. Peter Paul Olinczuk

Dr. Peter Paul Olinczuk

Der offene Brief ist unterzeichnet von 20 Ärzten aus der Region. Und er ist an die führenden Politiker der Region sowie die Spitze der KLF adressiert. Sie kritisieren, dass der Vertrag des Chirurgen Dr. Peter Paul Olinczuk im Horber Medizinischen Versorgungszentrum auf Ende des Jahres gekündet wurde. Und sie zeigen sich solidarisch.

„Dr. Olinczuk hat seine Bereitschaft erklärt, weiter seiner Tätigkeit als ambulanter Chirurg nachzukommen, um die Versorgung der Horber Bevölkerung und ihrer Umgebung sicher zu stellen. Diese Bestrebungen unterstützen wir“, schreiben Dr. Beatrix und Jürgen Oberle im Namen der anderen Kollegen.

Dr. Olinczuk wäre ein beliebter Arzt und geschätzter Kollege. „Wir befürchten, dass im chirurgischen Bereich eine entsprechende Versorgungslücke entsteht. Für den Bereich Horb und Umgebung wäre dies eine unzumutbare Härte“, heißt es. Die Patienten müssten nach Oberndorf, Nagold, Tübingen, Herrenberg oder Freudenstadt ausweichen, was mit erheblichem Zeitaufwand verbunden wäre. Die Forderung lautet daher: „Wir hoffen auf eine positive Entscheidung für unseren Kollegen Olinczuk.“

Doch geht es den hiesigen Medizinern nicht nur um Dr. Olinczuk, sondern auch um die Zukunft des gesamten MVZ. „Dass es bereits in der Vergangenheit Schwierigkeiten bei der Nachbesetzung von Fachärzten im MVZ Horb gab und gibt, ist bekannt.“ Es dauerte lange, bis in der Gynäkologie eine Nachfolgerin für Dr. Archibald Fridrich gefunden wurde. Als die Psychiaterin Astrid Tontsch Horb verließ, wurde hingegen kein Nachfolger für den psychiatrischen Sitz im MVZ gefunden. Die Folge: Horb hat nun keine psychiatrische Praxis mehr. Diese Lücke drohe nun auch bei der ambulanten Chirurgie.

„Aus diesem Grund fordern wir die Stadt Horb, den Landkreis Freudenstadt sowie die KLF-Führung Freudenstadt auf, sich im Sinne einer ortsnahen, lückenlosen Patientenversorgung im chirurgischen Bereich zu entscheiden. Wir hoffen nicht, dass wie bereits schon in der Vergangenheit geschehen, die Idee darin besteht, dass bei einer Schließung der chirurgischen Praxis des MVZ Horb die Patienten dann automatisch, da ohne Alternative, im Krankenhaus Freudenstadt behandelt werden müssen. Dies funktioniert, wie die jüngere Vergangenheit schon gezeigt hat, nicht. „Es käme unweigerlich zu einer Abwanderung der Patienten in die umliegenden Kreise. Ob das gewollt ist, ist fraglich“, heißt es weiter in dem Brief.

„Es gibt keine Vorbereitung auf die Schließung des MVZ. Wir versuchen mit Nachdruck, es zu stabilisieren“, sagte gestern KLF-Geschäftsführer Ralf Heimbach, als die SÜDWEST PRESSE ihn mit den Vorwürfen konfrontierte. Gelesen hat er den offenen Brief zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Er wiederholte seine
früheren Aussagen, dass die
Auslagerung der Unfallchirurgie aus dem MVZ den Finanzen geschuldet sei.

Eine Unfallchirurgie soll es aber weiterhin in Horb geben. Ob diese weiterhin vor Dr. Olinczuk betrieben wird, dazu schweigt Heimbach. „Wir sind immer noch in Verhandlungen“, sagt der KLF-Chef. Daher möchte er sich öffentlich nicht äußern. Nur eins lässt er noch verlauten: „Ich glaube, wir kriegen das hin.“

RalfHeimbach

Ralf Heimbach

Die Unterzeichner

Dr. Beatrix Oberle, Dr. Jürgen Oberle,

Dr. Volkmar Dethloff, Dr. Sigrid Lamerz,

Dr. Albrecht Lamerz, Dr. Michael Schmelzle, Dr. Josef Nagel, Dr. Friedemann Heck, Dr. Helga Raible, Dr. Corinna Schiletz,

Dr. Claudia Möhrle, Dr. Karl Gasiorek,

Dr. Stefan Schanz, Dr. Ulrike Stehr,

Dr. Ursula Nagel, Dr. Ursel Helber, Dr. Thilo Schöller, Dr. Bernd Autenrieth, Dr. Wemer Bösch, Dr. Richard Brems

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Erstellt:
22.09.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 39sec
zuletzt aktualisiert: 22.09.2017, 01:00 Uhr

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