Über die öffentliche OB-Kandidatenvorstellung

Auf Kuschelkurs mit dem Amtsinhaber

Drei Männer an einem Tisch vereint. Jeder trägt ein weißes Hemd. Jeder blickt ernst in die Runde. Es geht schließlich um ein ernstes Thema: Jeder der drei will Oberbürgermeister von Horb werden.

06.07.2017

Von Dagmar Stepper

Deshalb sind sie hier. Sie stellen sich erst vor, dann den Fragen der Bürger. Insgesamt zweieinhalb Stunden geht die öffentliche Kandidatenvorstellung am Dienstagabend in der Hohenberghalle. Es ist kein vergnüglicher Termin, sondern ein ernstes Unterfangen.

Amtsinhaber Peter Rosenberger hat Heimvorteil. Er kann auf die Erfolge der vergangenen acht Jahre verweisen. Ausgeglichener Haushalt. Erfolgreiche Kasernenvermarktung. Top bei der Kinderbetreuung. Seine Herausforderer müssen stattdessen die Finger in Horbs Wunden legen. Erdrückende Verkehrsproblematik. Bröckelnder Einkaufsstandort. Kaum bezahlbarer Wohnraum. Schwierige medizinische Versorgung. Kein Freibad.

Kein Freibad? Unter all den Herausforderungen scheint mangelndes Wasservergnügen ein Luxusproblem zu sein. Doch es war das bestimmende Thema der Kandidatenrunde. Zwar stichelte Hermann Walz so manches Mal in Richtung Rosenberger. Doch mit stumpfer Klinge. Walz warf Rosenberger vor, mit Marmor zu protzen. Doch bekanntlich knausert der Amtsinhaber bei jedem Heller, der ausgegeben werden soll. Sein Ziel ist klar: kontinuierlicher Schuldenabbau.

Thomas Bauer hielt sich gleich ganz zurück. Kein einziger Seitenhieb gen Rosenberger am Dienstagabend, obwohl Bauer in den vergangenen Wochen öfters gegen Rosenberger die Keule zückte. Keine Einladung zum Partnerstädtetreffen. Fremdbestimmung auf dem Rathaus. Rosenbergers OB-Kandidatur in Mannheim. Doch an diesem Abend nichts – keinerlei Kritik an Rosenberges bisherigem Politikstil.

Wollten die drei beweisen, dass sie keine Schlammschlacht führen wollen? Aber muss es dann gleich Kuschelkurs sein? Rosenberger hat es auf jeden Fall genützt. Er ging als klarer Sieger des Abends hervor. Eloquent zählte er seine Erfolge auf, um dabei aber stetig auf das Wir-Gefühl zu verweisen. Ein wenig Selbstkritik darf auch sein, ein wenig Witz, aber bitte nicht zu viel. Blass hingegen Thomas Bauer, der zwar ehrlich, aber auch zu unwissend wirkte. Hermann Walz beeindruckte bei seiner 20-minütigen Präsentation, bei der Fragrunde verließ ihn aber die Schlagfertigkeit. Vor allem als es um seine Internet-Publikationen zu Hitlers Geburtstag ging.

Schützenhilfe bekam Rosenberger außerdem von seinen Parteigenossen: gut platzierte Fragen von den Stadträten Keßler, Kocheise und Weckerle. Die FD/FW-Fraktion krümmte ihm kein Härchen, sondern nahm sich die Mitkonkurrenten vor. Oder hielt sich geflissentlich zurück. Das restliche Publikum machte sich eher Gedanken über Blitzer in Horb oder die Qualitäten der beiden Quereinsteiger als über die Versäumnisse eines Peter Rosenbergers.

Es sind noch elf Tage bis zur Oberbürgermeister-Wahl in Horb am 16. Juli. Jeder der drei Kandidaten hat noch ein paar Auftritte in petto. Rosenberger lädt zu fünf Bürgergesprächen, Thomas Bauer setzt seine Reihe „Erst schaffen, dann schwätzen“ weiter fort und Hermann Walz will weiterhin bei etlichen Gelegenheiten das persönliche Gespräch suchen. An einem Tisch werden die drei wohl nicht mehr zusammenkommen. Am Dienstagabend war die letzte Chance zum persönlichen Schlagabtausch vor großem Publikum. Ab jetzt zählen die kleinen Runden. Die auch ihren Tribut fordern. Wie gesagt, eine OB-Kandidatur ist eine ernste Angelegenheit – auch wenn das bestimmende Wahlkampf-Thema ein Freibad für Horb zu sein scheint.

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Erstellt:
06.07.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 29sec
zuletzt aktualisiert: 06.07.2017, 01:00 Uhr

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