Naturschutz

Auf Stock geschnitten

Jörg Sackmann vom Kreisforstamt schnitt mit vier angehenden Forstwirten in Nordstetten Sträucher und Gehölzer zurück. Von Bruno Springmann gab’s dafür ein Vesper.

20.10.2017

Von Willy Bernhardt

Haben die Hecken, Sträucher und Büsche im Gewann „Nassenbach“ auf Gemarkung Nordstetten wieder zurück und auf Stock geschnitten: Das Bild zeigt (von links): Felix Schätzle, Jörg Sackmann, Anna-Carin Oehl, LEV-Geschäftsführer Peter Heffner, Youri Scharping, Revierförster a. D. Hartmut Steier, Ortsvorsteher-Stellvertreter Bruno Springmann sowie Jannik Tischer aus Soest in Nordrhein-Westfalen. Bild: Bernhardt

Haben die Hecken, Sträucher und Büsche im Gewann „Nassenbach“ auf Gemarkung Nordstetten wieder zurück und auf Stock geschnitten: Das Bild zeigt (von links): Felix Schätzle, Jörg Sackmann, Anna-Carin Oehl, LEV-Geschäftsführer Peter Heffner, Youri Scharping, Revierförster a. D. Hartmut Steier, Ortsvorsteher-Stellvertreter Bruno Springmann sowie Jannik Tischer aus Soest in Nordrhein-Westfalen. Bild: Bernhardt

Aufmerksamen Spaziergängern auf dem weitläufigen Areal westlich von Nordstetten in Richtung Gemarkung Isenburg dürfte es dieser Tage bereits aufgefallen sein: Die dortigen Sträucher und Hecken entlang der Feldwege werden wieder einem Radikalschnitt unterzogen. So, wie es in den 1990er-Jahren von Studenten der Rottenburger Forsthochschule bereits praktiziert und seit der Jahrtausendwende zuerst vom Kreisforstamt weiter verfolgt wurde, ehe diese wichtigen Lichtungs- und Ausforstungsarbeiten dann vom beim Landratsamt Freudenstadt seit 2013 neu angesiedelten „Landschafts-Erhaltungsverband“ übernommen wurden. Dessen Leiter Peter Heffner hatte am gestrigen Donnerstag zusammen mit Nordstettens Revierleiter a. D., Hartmut Steier, und dem
stellvertretenden Ortsvorsteher Bruno Springmann ins Gewann „Nassenbach“ eingeladen, um zu zeigen, was getan wurde und vor allem weshalb.

Nach Nordstetten war Jörg Sackmann, Ausbilder und Forstwirtschaftsmeister am Kreisforstamt in Freudenstadt, am Montag dieser Woche gekommen – und zwar nicht allein. Von da an bis zum heutigen Tag wird er dabei begleitet von vier an Wald und Flur interessierten jüngeren Leuten, die allesamt einmal beruflich in Richtung Forstwirtschaft gehen wollen. So kommt Jannik Tischer (19) aus Soest in der Nähe von Dortmund, Youri Scharping (21) hat es von Hamburg zunächst einmal in den Süden verschlagen und Felix Schätzle (16) stammt aus Oberwolfach im Ortenaukreis und Anna-Carin Oehl (21) kommt als Lokalmatadorin aus Busenweiler-Römlinsdorf im Landkreis Freudenstadt. Gemeinsam waren sie mit ihren Gerätschaften unter der Leitung von Sackmann emsig dabei, die vielen Hecken, Sträucher und Büsche entlang der Fahr- und Spazierwege auf Nordstettens Hochfläche wieder zurück und „auf Stock“ zu schneiden, wie Peter Heffner erklärt.

Dabei machten die jungen Helfer unter anderem auch wichtige Erfahrungen in Sachen Holz als solches. Während es im nahen Schwarzwald in erster Linie weicheres Fichtenholz zu ernten gibt, geht es im Ostkreis und insbesondere in Horb sozusagen etwas „härter“ zu. Nämlich um härteres Holz, das es abzuernten gilt, bevor es hernach dem Häcksler des Bauhofes übergeben wird, der daraus Hackschnitzel produziert. Doch nicht nur über das Sägen, Schneiden und Ernten erfuhren die vier jungen Leute viel von Profi Sackmann und Revierförster a. D. Steier, sondern parallel dazu einiges über die Botanik und Flora insgesamt. Und selbstverständlich kommt dabei auch die Fauna ins Spiel. Gerade derentwegen werden die Rückschritte auch vorgenommen, wobei es sehr auf eventuelle Nist- oder Brutstätten von Vögeln, Kleingetier oder Feldhasen zu achten gelte, welche die dicken und teilweise mit Dornen ausgestatteten Hecken, Sträucher und Büsche gerne als Rückzugsgebiete nutzten, so Heffner ergänzend.

Noch weitere Gründe führt der Geschäftsführer des Landschafts-Erholungsverbandes ins Feld. „Wir wollen mit diesen Arbeiten auch die Nordstetter Landwirte unterstützen und kooperieren mit diesen bei der Aktion sehr eng. Somit können ihre Felder über die Wege besser erreicht werden und zudem sollen dadurch Schäden an den Feldwegen vermieden werden“, so Heffner. Damit meint er etwa deren schleichende Zerstörung durch Wurzeln, die sich unter dem Asphalt durchschieben. Und die Landwirte profitierten nach dem Schnitt insofern davon, „da sie genaue Flächendaten für die tatsächliche Größe ihrer Felder erhalten“. Und davon wiederum profitierten die Behörden, mit denen die Landwirte zu tun haben. Genau an jener Stelle etwa, an welcher der Forstamts-Trupp gestern im Gewann „Nassenbach“ zugange war, erfolgte im Jahre 2003 der letzte radikale Rückschnitt, konnte Peter Heffner seinen Unterlagen genau entnehmen. Seit Anfang des Jahrtausends werden im jährlichen Wechsel
in Nordstetten derartige Projekte veranlasst.

Wer so hart arbeitet wie das junge Quartett, der hat sich auch ein zünftiges Vesper verdient. Für dieses sorgte Bruno Springmann. Doch es wurde dabei nicht nur der Körper, sondern auch der Geist gefördert. Nachtwächter Springmann erzählte, dass auf der anderen Seite des Neckartals gelegenen Ottilienkapelle dereinst darum gebetet wurde, die Horber mögen von ihren Augenleiden erlöst werden. „Offenbar mit durchwachsenem Erfolg“, wie Springmann anmerkte.

Zum Artikel

Erstellt:
20.10.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 58sec
zuletzt aktualisiert: 20.10.2017, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter los geht's
Nachtleben, Studium und Ausbildung, Mental Health: Was für dich dabei? Willst du über News und Interessantes für junge Menschen aus der Region auf dem Laufenden bleiben? Dann bestelle unseren Newsletter los geht's!