Begabt - Die Gleichung eines Lebens

Begabt - Die Gleichung eines Lebens

Familiendrama um ein hochbegabtes Kind, über dessen Zukunft sich Onkel und Oma in die Haare kriegen.

01.07.2017

Von Fabian May, dpa

Begabt - Die Gleichung eines Lebens

Der Fall scheint klar: Nach dem ersten Schultag von Mary sagt ihre Lehrerin Bonnie, das Kind sei hochbegabt und gehöre auf eine spezielle Schule. Was sonst, wenn eine Siebenjährige krumme Quadratwurzeln im Kopf ausrechnet und den Abschwung im Euroraum für unausweichlich erklärt?

Ihr Onkel Frank (Chris Evans; „Captain America“) reagiert allerdings eher verdrossen. Der studierte Philosoph aus Boston, der lieber in Florida Boote repariert, wünscht sich für seine Nichte (Kinderstar Mckenna Grace) ein normales Kinderleben ohne Begabtenprogramme und Erwartungsdruck. Damit sie sich nicht jung umbringt wie einst die Mutter, seine Schwester, die eine geniale Mathematikerin war.

Dann allerdings taucht die förderwütige Großmutter Evelyn (Lindsay Duncan) auf, ebenfalls Mathematikerin. Sie fährt mit dem Mädchen an die Bostoner Elite-Uni M.I.T. und strengt eine Sorgerechtsklage an.

Diese Handlung erinnert an „Das Wunderkind Tate“ (1991) von und mit Jodie Foster. Dagegen ist natürlich schwer anzukommen. Trotzdem schafft der Drehbuchautor Tom Flynn mit diesem Herzensprojekt einen durchgehend berührenden Film. Der Regisseur Marc Webb ist verantwortlich für die sensible Gefühls-Choreografie.

Auch das Spiel ist durchgehend nuanciert und voller Leben, vom rastlosen Kind bis hin zur bedingungslos loyalen Nachbarin (Oscar-Gewinnerin Octavia Spencer). Da stören dann nur wenige ärgerliche Schwächen das Bild. So springen alle nach eigenem Gutdünken mit dem Kind um, ohne dessen Wünsche ernst zu nehmen. Außer natürlich der herzensklugen Nachbarin Roberta, aber auf die hört niemand.

Das alles ist in „Begabt – Die Gleichung eines Lebens“ nicht nur ernst, sondern durch die Dialoge und Einfälle des Kinds auch witzig. So fiebert man umso mehr mit, ob das eigensinnige Mädchen und der schweigsame Onkel eine Familie bleiben dürfen.

Leider werden aus dem Fünf-Personen-Cast zwei Figuren fast gar nicht auserzählt. Außer ihrer mütterlichen Liebe zu Mary erfährt man etwa von der Nachbarin nichts. Und wer ist die unverschämt hübsche Frau in den immer raffinierteren Kostümen, die erst Mary unterrichtet und dann aus Versehen mit deren Onkel im Bett landet? Dieser Aspekt wird ziemlich unaufgeregt abgehandelt. Aber vielleicht ist das Absicht. Denn das Wichtigste und Schwierigste im Leben, erzählt dieser Film, ist ja immer die Familie.

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Erstellt:
01.07.2017, 11:11 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 06sec
zuletzt aktualisiert: 01.07.2017, 11:11 Uhr

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