Das Mittwochs-Interview

„Bei einem 0:5 wäre ich schon geknickt“

Für den Freudenstädter Robert Marijanovic steht am Freitag beim „German Darts Masters“ das Duell gegen eine Legende an: der 16-malige Weltmeister Phil Taylor wartet. Im Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE spricht er über seine Chancen und den Darts-Boom in Deutschland.

18.10.2017

Von Fabian Schäfer

(Fast) ohne Chance nach Düsseldorf: der Freudenstädter Dartsspieler Robert Marijanovic.Archivbild: Schäfer

(Fast) ohne Chance nach Düsseldorf: der Freudenstädter Dartsspieler Robert Marijanovic.Archivbild: Schäfer

Robert Marijanovic lächelt, als die SÜDWEST PRESSE ihn auf sein Spiel am Freitag beim erstmalig stattfindenden „German Darts Masters“ in Düsseldorf anspricht. Und dass, obwohl seine Chancen auf einen Sieg wohl gegen Null gehen. Sein Gegner: der Brite Phil „The Power“ Taylor, 57, Rekord-Weltmeister, Darts-Legende. Taylor will seine Karriere nach der Weltmeisterschaft in diesem Dezember beenden – in Düsseldorf wird er seine letzten Partien auf deutschem Boden spielen.

SÜDWEST PRESSE: Wie haben Sie von Ihrem Los am Freitag erfahren?

Robert Marijanovic: Ein anderer Teilnehmer, Dragutin Horvat, hat es mir, glaube ich eine Minute nach der Auslosung geschrieben.

Und wie war Ihre erste Reaktion?

Es war alles gut, ist ein schönes Los. Ich habe gehofft, dass ich einen ganz Großen kriege. Da ist niemand dabei, der etwas schwächer ist, sondern nur Topleute.

Haben Sie denn schon mal gegen
Phil Taylor gespielt?

Nein, noch nie. Deshalb bin ich umso glücklicher, weil es wohl eine der letzten Gelegenheiten ist, gegen ihn anzutreten.

Was erwarten Sie von der Partie? Haben Sie eine Chance?

Ich habe keine Chance, aber die versuche ich, zu nutzen (lacht). Ich will auf jeden Fall nicht kampflos abgeschossen werden. Wenn ich eins der ersten drei Legs gewinne, wäre das gut. Aber wenn ich nach zehn Minuten bereits 0:5 hinten liege, wäre ich schon geknickt.

Wie geht man ein Spiel gegen einen solchen Weltstar an?

Ich weiß nicht, wie ich es angehen werde. So wie immer, denke ich. Ich werde zwei, drei Stunden vorher in der Halle sein und ein bisschen spielen. Manchmal darf man auch schon mal hoch auf die Bühne und ein paar Darts werfen, um sich zu akklimatisieren. Das werde ich auf jeden Fall machen, wenn es geht.

Es könnte Phil Taylors letztes Match in Deutschland sein, sollten Sie ihn doch schlagen. Denken Sie,
das ändert etwas für ihn?

Es ist ein neues Turnier, und bei Taylor ist es so, dass er immer als Erster seinen Namen auf einer Trophäe stehen haben will. Deshalb glaube ich, dass er sehr motiviert reingeht. Es sind auch so viele andere Stars da – er wird nach mir keine leichten Gegner mehr haben.

Es ist das erste „World Series“-Event, das in Deutschland

stattfindet. Pro Sieben hat

sich die Übertragungsrechte

gesichert. Ist das ein weiterer

Schritt nach vorne für
Darts-Deutschland?

Darts boomt gerade. Pro Sieben will das sicher mitnehmen, da sie Sachen zeigen wollen, die gerade laufen. Vielleicht hat es auch etwas damit zu tun, dass Elmar Paulke (populärer Darts-Kommentator und -Moderator, Anm. d. Red.) jetzt auch für Pro Sieben arbeitet. Es könnte sein, dass er den Sender von der guten Chance, die Darts bietet, überzeugt hat. Aber es ist auf jeden Fall eine gute Entwicklung. Der Turniertag am Samstag ist bereits jetzt ausverkauft. Und für den ersten Premier League-Spieltag in Deutschland 2018 werden ebenfalls 10 000 Zuschauer erwartet.

Ein kleiner Rückblick: Sie haben sich durch Ihren sechsten Platz in der Abschlusstabelle der Superleague Darts Germany für das Turnier am Wochenende qualifiziert. Außerdem stehen Sie damit im Finale Mitte November. Sind Sie zufrieden mit Ihrer Leistung?

Nein, gar nicht. Eine Platzierung unter den ersten Vier war mein Ziel. Aber ich habe einfach zu wenig trainiert. Das hat sich komplett gerächt. Ich habe es am letzten Spieltag mit Hängen und Würgen auf den sechsten Rang geschafft. Die Konzentration war immer wieder weg, aber das kommt eben von fehlendem Training.

Was muss sich bis zum Finale am 18. November in Mönchengladbach noch ändern, damit ein Sieg und damit die Qualifikation für die Darts-Weltmeisterschaft möglich wäre?

Das kann man sich nicht so schnell antrainieren, dafür ist die Zeit zu kurz. Ich werde versuchen, mehr zu trainieren und vor allem das Mentale auf die Reihe zu kriegen. Und dann hoffe ich, dass ich einen Sahnetag oder geniale zwei Stunden erwische. Auf mehr kann ich nicht hoffen. Rein rechnerisch habe ich eine Chance von 12,5 Prozent, ich würde sagen, sie liegt bei etwa 20 Prozent. Wenn ich die Vorrunde überstehe, wäre das schon mal gut. Danach hängt sowieso alles am Kopf. Mein Vorteil ist vielleicht, dass ich schon zweimal in London bei der WM war und es dadurch etwas lockerer nehmen kann, weil ich weiß, dass ich es kann. Das könnte der Unterschied in dem Moment sein.

Info Das erste „German Darts Masters“ wird am Freitag (ab 20.15 Uhr) und Samstag (ab 14 und 20.15 Uhr) von Pro Sieben beziehungsweise Pro Sieben Maxx übertragen. Robert Marijanovic spielt am Freitag (gegen 22.30 Uhr) gegen Phil Taylor.

Zum Artikel

Erstellt:
18.10.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 22sec
zuletzt aktualisiert: 18.10.2017, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter los geht's
Nachtleben, Studium und Ausbildung, Mental Health: Was für dich dabei? Willst du über News und Interessantes für junge Menschen aus der Region auf dem Laufenden bleiben? Dann bestelle unseren Newsletter los geht's!