Ben Hur

Ben Hur

Neuverfilmung des Sandalenklassikers über zwei Freunde, die zu erbitterten Feinden werden.

30.03.2016

Von Klaus-Peter Eichele

Ben Hur

Das berühmte Wagenrennen mit allen Finessen moderner Tricktechnik und dreidimensional neu zu inszenieren – das ist zugegeben eine nicht ganz abwegige Idee. Tatsächlich gerät der mörderische Galopp unter der Regie des Russen Timur Bekmambetow („Wächter der Nacht“) um einiges mitreißender und auch brutaler als in der zu Recht berühmten „Ben Hur“-Version aus dem Jahr 1959. Das gleiche gilt für die Seeschlacht, die erheblich an Intensität und Dynamik hinzugewinnt.

Sobald die Neuverfilmung aber den Actionsektor verlässt und sich der eigentlichen Geschichte widmet, fällt sie in jeder Beziehung ab.

Das fängt schon bei den Schauspielern an. Ben-Hur-Darsteller Jack Huston agiert dermaßen unscheinbar, dass man sich schon kurz nach dem Abspann kaum noch an ihn erinnern kann. Toby Kebell, der seinen Kontrahenten Messala spielt, ähnelt nicht nur äußerlich dem SPD-Unglücksraben Nils Schmid – er verfügt auch ungefähr über dessen Charisma. Da waren Charlton Heston und Stephen Boyd wahrhaft von anderem Kaliber.

Die beiden Hauptfiguren, der eine Jude, der andere Römer, sind im Jerusalem zur Zeit des Wirkens von Jesus Christus dick befreundet, werden im Zug der politischen Wirren jedoch zu erbitterten Feinden. Um sich beim römischen Statthalter Pontius Pilatus lieb Kind zu machen, verbannt Messala seinen Jugendfreund nach einem Attentatsversuch von Aufständischen in die Todesmühle einer Galeere. Von dort kann er sich nach fünf Jahren Sklavenarbeit wie durch ein Wunder in die Obhut eines reichen Pferdezüchters (Morgan Freeman) retten. Voller Hass plant Ben Hur nun seine Rache an Messala, die er in der Kampfbahn von Jerusalem vollenden will.

Regisseur Bekmambetow erzählt und illustriert dieses Drama so schlicht wie ein Bilderbuch. Dazu passt ein gelegentlich erscheinender Kinderkirchen-Jesus, der daran erinnert, dass man seine Feinde lieben soll. Immerhin nimmt sich Ben Hur diesen Rat erst nach dem Showdown, in einem gruselig erbauungskitschigen Epilog, zu Herzen. Denn noch öder als dieser wäre ein Film, in dem der Held die andere Wange hinhält.

Das neue Wagrennen in den alten Film einmontieren – das wäre das Nonplusultra.

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Erstellt:
30.03.2016, 12:56 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 02sec
zuletzt aktualisiert: 30.03.2016, 12:56 Uhr

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