Reitsport

Bloß keine mehr mit Gaul

Michael Geitner bildet seit über 20 Jahren Pferde aus – und bekommt es dabei nicht nur mit den Tieren, sondern auch ihren Besitzern zu tun. Jetzt macht er ein Comedy-Programm über Reiter. Und vor allem über Reiterinnen.

08.11.2017

Von Kathrin Löffler

Michael Geitner Bild: Geitner

Michael Geitner Bild: Geitner

SÜDWEST PRESSE: Herr Geitner, warum sind Pferdemenschen die besseren Ostfriesen?

Michael Geitner: Och mei. Meine Comedy dreht sich hauptsächlich um die Beziehung zwischen Mann, Pferd und Frau.

Das heißt, Männer müssen eifersüchtig auf Pferde sein?

Nein, aber... folgende Geschichte: Die Kinder sind aus dem Haus, eine 45-jährige Frau erfüllt sich ihren Jugendtraum und kauft sich ein Pferd. Und dann verändert sich das ganze Leben – natürlich für den Mann. Beim Auto geht es los, das wird halt verwüstet. Früher stand um 18 Uhr das Essen auf dem Tisch steht. Das ist dann auch nicht mehr der Fall. Solche Sachen eben.

Pferdemenschen sollten also am besten nur andere Pferdemenschen heiraten.

Nein! In der Regel klappt es auch nur selten, wenn beide das gleiche Hobby haben. Pferde nehmen bei Reiterinnen einfach einen großen Raum ein.

Wie zieht Mann sich eine Reiterin für den Alltagsgebrauch zurecht?

Das geht nicht. In einer Umfrage haben 92 Prozent der Engländerinnen angegeben, sie würden eher den Mann rauswerfen, als das Pferd herzugeben.

Ui. Wie kann der Partner einer Pferdefrau dem Rauswurf entgegenwirken?

Er fährt immer mit. Hilft, wo er kann. Hört sich ihre Geschichten an. Tut interessiert. Zahlt alle Rechnungen, Tierarzt und so.

Ihr Programm heißt „Pferdemenschen – normal san mir ned“. Was ist denn das Unnormale an Pferdemenschen?

Wenn zwei Pferdefrauen zusammenkommen, gibt es kein anderes Thema mehr als das Pferd. Bei meinen Trainerlehrgängen reden die Frauen auch in der Mittagspause darüber. Und beim Abendessen. Das ist unfassbar.

Könnte unschöne Konsequenzen für die Zielgruppe haben...

Viele Männer sagen: Nie mehr eine mit Pferd. Mir hat mal einer erzählt: Wenn ich an der Ampel stehe und rüberschaue, und da sitzt eine hübsche Frau im Auto und am Spiegel baumelt so ein Halfter, schaue ich sofort wieder nach vorne und gebe Gas.

Spleenige Reiter erkennt man also bereits im zivilen Leben?

Es gibt Westernreiter, die gehen mit Sporen zum Einkaufen. Kommt ganz darauf an, in welchem Reitstil Pferdeleute unterwegs sind. Manche plakatieren sich schon gerne.

Dressurreiter zum Beispiel gelten ein wenig als die Tennisspieler des Reitsports...

Dressurreiter sind immer top angezogen. Immer die karierten Strümpfe über den Reithosen. Die sind sicherlich ein bisschen elitär.

Zeig mir, wie Du reitest, und ich sage Dir Dein Milieu?

Jede Reiterszene hat ihre Optik. Die Westernreiter sind eher cowboymäßig gekleidet. Mit großen Gürteln und so, die tragen die auch gern in der Freizeit zur Schau. Die Robusthalter schauen meistens aus wie Sau. Überall dreckig, überall Pferdehaare. Wenn die nach dem Stall zum Einkaufen fahren, ziehen die sich natürlich nicht mehr um. Am besten erkennt man Reiter sowieso am Geruch.

Was macht ein Pferdetrainer, wenn ihm das Thema Pferd zum Hals raushängt?

Privat rede ich wenig über Pferde.

Sondern?

Über Autos. Und ich habe auch drei Enkelkinder.

Als Pferdetrainer müssen Sie sich nicht nur mit den Macken der Tiere, sondern auch mit denen der Halter herumschlagen. Bräuchten Sie nicht auch ein Psychologie-Diplom?

Der alte Beck-Broichsitter, ein Ausbilder, hat mal gesagt: ‚Wenn Sie Pferdetrainer werden wollen, müssen Sie die Menschen lieben, nicht die Pferde.‘ Meine Therapie ist dann die Comedy.

Martin Rütter war erst Hundetrainer, moderierte die Fernsehsendung „Der Hundeprofi“ und machte dann ein Bühnenprogramm über Hunde. Jeder Büroangestellte vertreibt sich seine Pause mit lustigen Kätzchen-Videos. Und jetzt kommen Sie mit Ihren Pferden. Warum ist Tier-Comedy so angesagt?

Ich versuche schon seit 20 Jahren, meinen Beruf humorvoll zu nehmen. Als Trainer bekomme ich Geschichten von den Menschen direkt geliefert. Die sind es wert, dass man sie erzählt. Die Leute lachen über sich selbst. Nach meinen Shows haben mir schon Männer gesagt: ‚Das Schlimme ist: Du hast recht.‘ Und Frauen meinten: ‚Deine Comedy hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich muss mich jetzt echt mal zusammenreißen.‘

Also sind Sie doch auch Eheberater.

Nein. Das weise ich von mir. Aber der Umgang mit dem Tier hat schon viele Parallelen zum Leben. Die Liebe von den Menschen zu ihren Pferden ist enorm groß.

Größer als die zum Partner?

Ich habe Kundinnen, denen fehlt die Hälfte der Zähne. Aber der Pferdezahnarzt kommt im Jahr drei Mal.

Was ist das Abgedrehteste, das Ihnen selbst mit einem Pferd je passiert ist?

Ich habe Rennsport gemacht, Galopper trainiert. Mein damaliges Herzenspferd war zugleich mein schwierigstes. Der hat sich auch schon mal auf die Motorhaube eines Autos gesetzt.

Am Wochenende in Empfingen

Michael Geitner, Jahrgang 1964, arbeitet seit 20 Jahren als Pferdetrainer. Der Oberbayer hat die Methode der „Dualaktivierung“ entwickelt: Dabei soll die Arbeit an der Longe beide Gehirnhälften eines Pferdes ansprechen und das Lernvermögen der Tiere verbessern.

Jetzt hat Geitner zwischenmenschliche Erlebnisse mit Pferdehaltern in einem Comedy-Programm verarbeitet. Es heißt „Pferdemenschen – normal san mir ned!“. Am Freitag, 10. November, tritt er damit im Empfinger Trail Rider Saddle-Shop auf. Beginn ist um 19.30 Uhr. Karten kosten 22 Euro und können unter www.michaelgeitner.de bestellt werden. Am Samstag, 11. November, leitet Geitner einen klassischen Pferdefachtag mit Vorträgen etwa zur Pferde-Anatomie und zum Umgang mit dem Pferd. Kosten: 75 Euro.

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Erstellt:
08.11.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 35sec
zuletzt aktualisiert: 08.11.2017, 01:00 Uhr

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