Bob, der Streuner

Bob, der Streuner

In dem Großstadtmärchen nach wahrer Begebenheit nimmt sich ein Straßenmusiker eines ausgehungerten Katers an.

01.01.2017

Von Dorothee Hermann

Manche Geschenke kommen so unverhofft, dass man glaubt, sie seien gar nicht für einen bestimmt: Ex-Junkie James Bowen (Luke Treadaway), der als Straßenmusiker ein kärgliches Leben fristet, ist kaum der Obdachlosigkeit entkommen, als ihm in seiner abgerockten Sozialwohnung im Londoner Norden ein prächtiger roter Kater zuläuft.

 

Zunächst versucht James, den Eigentümer des Tiers ausfindig zu machen, doch die Nachbarn reagieren genervt bis aggressiv. Und der schnurrende Untermieter fühlt sich bei ihm offensichtlich wohl. Wie einst der gestiefelte Kater aus dem Märchen findet Bob, so der Name des Tiers, für Probleme ganz andere Lösungen, als sie sich sein menschlicher Besitzer hätte träumen lassen.

 

Der steigt vom verachteten Bettler am Straßenrand zum Star von Covent Garden auf, bei dem Touristen wie Einheimische gerne verweilen, um die niedliche Katze zu bewundern oder sich mit ihr auf einem Selfie zu verewigen – was bald Neidkonflikte mit anderen Underdogs heraufbeschwört.

 

Sein erster kleiner Schal, später sein Markenzeichen, wird Bob von einer Bewundererin verehrt. Sein Besitzer lernt, Termine (etwa beim Tierarzt) einzuhalten und eigene Interessen zugunsten des Katers zurückzustellen. Mit Hilfe des kuscheligen Trösters schafft James es sogar, aus dem Methadon-Programm auszusteigen und endgültig clean zu werden.

 

In Buchform ist die (reale) Geschichte vom Straßenmusiker mit dem Kater zum internationalen Bestseller geworden. Regie-Veteran Roger Spottiswoode hat sie nun mit viel Gespür fürs Londoner Lokalkolorit auf die Leinwand gebracht. Leider dürfte die wundersame Rettung durch einen schnurrenden Sympathieträger die absolute Ausnahme bleiben im harten Leben auf der Straße.

 

Darin steckt eine gewisse Anklage: Hilfe gibt es nur, wenn Armut sich niedlich genug präsentiert.

Der reale James Bowen, im Abspann kurz zu sehen, wirkt ein bisschen kantiger als sein jungenhafter Darsteller. Kater Bob spielt sich selbst, bekommt aber Unterstützung von sechs weiteren Katzen.

 

Maximaler Niedlichkeitsfaktor: Kuscheliger Pelzträger hilft einem, den (fast) alle aufgegeben haben.