Gute und schlechte Küsse auf der Leinwand

Bogart musste sich auf ein Höckerchen stellen 

Ob „Casablanca“ oder „Vom Winde verweht“: Kein Liebesfilm kommt ohne ausgiebige Schmacht-Szene aus. Zum „Tag des Kusses“ ein Blick in die Geschichte.

04.07.2017

Von GUDRUN SOKOL

Nicole Kidman mit Ehemann Tom Cruise in „Eyes Wide Shut“. Foto: dpa

Nicole Kidman mit Ehemann Tom Cruise in „Eyes Wide Shut“. Foto: dpa

Los Angeles. Küssen will gelernt sein – vor allem, wenn sich die Partner nicht wirklich lieben, aber so tun müssen als ob. Im Film also fast immer. Höchst selten trifft es sich, dass Schauspieler vor der Kamera ihren aktuellen Lebenspartner küssen dürfen. So wie Tom Cruise und Nicole Kidman 1999 in „Eyes Wide Shut“. Damals waren die beiden seit Jahren verheiratet, und Stanley Kubrick wollte als Hauptdarsteller unbedingt ein echtes Ehepaar. Nur damit – so der Kult-Regisseur – lasse sich die Hemmschwelle herabsetzen, die selbst für erfahrene Schauspieler in Liebesszenen enorm sei. Tatsächlich spielten Kidman und Cruise ihre Kuss-Szenen mit großer Leidenschaft. Lange hielt die Hollywood-Bilderbuch-Ehe trotzdem nicht: Zwei Jahre, nachdem der Film in die Kinos gekommen war, trennte sich das Paar.

Auf ewig verbunden werden dagegen Kate Winslet und Leonardo DiCaprio bleiben – wenn auch rein freundschaftlich. Als die beiden Jung-Darsteller 1997 als Rose und Jack mit der berühmten Bug-Szene in David Camerons „Titanic“ Filmgeschichte schrieben, wünschte sich alle Welt, sie wären wirklich ein Paar. Und als Winslet und DiCaprio bei der Oscar-Verleihung 2016 Hand in Hand über den roten Teppich schritten, schien ein alter Traum nach fast 20 Jahren endlich wahr geworden zu sein. Von wegen: Die beiden sind bis heute „nur“ Freunde. Winslet ist zum dritten Mal verheiratet; DiCaprio war bei ihrer letzten Hochzeit Trauzeuge.

Völlig anders erging es da anderen Filmpaaren. Von regelrechten Qualen am Filmset berichtete Kim Basinger, nachdem die Sado-Maso-Romanze „9 ½ Wochen“ 1986 abgedreht war. An der Seite von Mickey Rourke habe sie sich permanent unwohl gefühlt, klagte sie hinterher. Mit Grausen erinnert sie sich noch nach 30 Jahren: „Den Kerl küssen zu müssen, das ist, als ob man einen Aschenbecher küsst! Er stinkt!“

So viel Intimes geben Filmpartner für gewöhnlich nicht öffentlich preis. Diskretion gehört zum Geschäft – seit jeher. Dennoch beschwerte sich Vivian Leigh 1939 nach den Dreharbeiten zu „Vom Winde verweht“ in einem Interview über ihren Filmkuss-Partner Clark Gable: „Er hat falsche Zähne und Mundgeruch.“

Höckerchen für Bogart

Als bester Filmkuss aller Zeiten gilt übrigens „Casablanca“, in dem Humprey Bogart als „Rick“ die zurückhaltende Ilsa (Ingrid Bergman) für sich einnimmt: Legendär Bogarts Satz „Ich seh‘ dir in die Augen, Kleines“, für den sich der 1,73-Meter-Schauspieler allerdings nur bedingt eignete: Um die 1,75 Meter große Ingrid Bergmann tatsächlich von oben herab küssen zu können, musste sich Bogart auf ein Höckerchen stellen – was seiner tatsächlichen Größe keinen Abbruch getan hat.

„Casablanca“ mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergman. Foto: ARD

„Casablanca“ mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergman. Foto: ARD

„Vom Winde verweht“: Wie schwer sich Vivien Leigh mit der Nähe zu Clark Gable tat, merkt man der Kuss-Szene nicht an. Foto: dpa

„Vom Winde verweht“: Wie schwer sich Vivien Leigh mit der Nähe zu Clark Gable tat, merkt man der Kuss-Szene nicht an. Foto: dpa

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Erstellt:
04.07.2017, 06:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 04.07.2017, 06:00 Uhr

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