Die Hornauer Stoibrecher (gegründet 1974) seien halt nicht „ausrechenbar“, hieß es lustig von einem Hardcore-Brecher im Stolze. Alles erstand am Freitagabend von den Fuchsschwanzverliebten, was auf der Homepage zu lesen ist: „Bis heute agieren die Stoibrecher selbstbestimmt mit eigenen Wertvorstellungen innerhalb der Narrenzunft Horb.“ Solche Sätze gefallen freilich auch den Altbrechern mit dem aufsagenden Büttel ganz vorne an der Bühne, die vor drei Jahren beim göttlichen Brecherball zum Eintritt ins Schwabenalter nochmals eine charaktervolle Visitenkarte abgaben.

Fasnet 2017 · Hornauer Stoibrecher Nordstetten

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Der neue Brecher(cup)song, beispielsweise, stammt dann wieder aus der Kreativwerkstatt der Wagner-Brothers (Fasnetsgraf), Daniel und Markus. Die beiden fast verschwägerten Julias Voss und Gunkel stellten ihn vor, begleitet von den anspruchsvoll rhythmischen Hintergrundakteuren mit den Bechern. Der Neue zündete und das „Wir sind die Brecher mit dem Becher und mit dem Becher geh’n die Brecher gerne in die Bar!“ erklang in der ganzen ausverkauften Halle. „Oooooohhhhhh – und die Chöre sing’n für euch“, so scholl es über den Abend immer noch spontaner und kräftiger als Lob der Narrenschar. Freilich auch Stotzig-stotzig, ei, ei, ei, Narri-narro und Horrido für die Gesamtleitung von Brecher-Gruppensprecher Markus Blank mit dem alten Hasen in diesem Revier Dr. Roland Plehn.

Sowie für das Moderatorinnen-Neutalent Susanne Baiker und dem wieder superkreativen Tommi Winz mit seinen lustigen vier Videoclips: so bei der Sonografie beim Frauenarzt über ein schon im Mutterleib auf Fasnetskiachle vom Papa in spe, Jürgen Meyer, scharfes Brecherle im Häs. Oder im Exorzistenclip, in dem sich herausstellte, dass der Besessene nur deshalb an der Zimmerdecke zappelte, weil Putze, Vize-Gruppensprecher Damian Swierzek, von der Wohnung oberhalb den Staubsauger zu stark eingestellt hatte.

Das Grafenpaar war mit der ganzen Pracht und Herrlichkeit der Horber Zunft gekommen. Hexen-Gräfin Ita (Birgit Heinzelmann) mahnte ihren Brecher-Rudi Daniel Wagner, am Abend nobel „Contenance“ beim Trinken zu bewahren. Vergeblich! Er sei halt ein „Brecher für das Leben“, so seine Antwort mit dem hymnischen Brechersongtitel. Zunftmeister Eckard Bukenberger versprach, dass die Brecher „mal wieder einen steigen lassen – den Brecherball“. Das Programm sei „legendär“. Und bei 43 Jahre Brecher alive sei verständlich, „da sind G’sicht und Maske“ schon mal „in einem Alter“.

Die „little crazy things“ im Glitter, die klasse Newcomer Jana Schneiderhan und Isabell Noll, gaben als „Hang-Over-Girls“ exzessiv Blick in die Untiefen eines Brecherlebens. Da waren nicht nur Absackerle getrunken worden in der Brecherbar am Schmodo im Steinhaus. Männliche Performancetalente ungeahnten Ausdrucks traten auf und tanzten und sangen sich die Seele aus dem Leib. In Moritz Lehmann, Niklas Gunkel, Yannik Bok, Luca Niedernhöfer erstanden weitere, mit riesen Applaus und Narrenrufe belohnte, chillige Jungbrecher auf der Bühne: Die authentische „Fellrap-Connection“ zeigten der Fasnet, was Ansage ist mit dem eigentlich und irgendwie schon alles sagenden „Ich und mein Fell, ich und mein Fell, Ich und mein Brecher – best Friends forever.“

Gespannt war man auf das traditionelle Männerballett in all seinen Daseinsformen der Vergangenheit unter der Choreographie von Eike Schmid. Simon Raible, Stefan Graf, Damian Swierzek und die zwei Jungbrecher Moritz Blank und Steven Wehrstein zeigten ihre Strahlkraft in olivfarbenen Overalls als „Brecherstaffel“. Synchron zackig und akrobatisch waren sie nicht zu toppen. Nordstetter und Horber Gastronomie mächtig Konkurrenz machte Rotkäppchen im Lieferservicemodus, Daniela Marianeschi mit Esprit, zusammen mit ihrem Security Veggiewolf Ralf Barkopp. Sie ist Tag und in ungewisser Nacht auf Zack und hat sowieso die Nase vorn. Ortsvorsteherin Edith Barth, bei der nix „kromm und schief und an der falsche Stell“ stehen dürfe, wollen sie City-Manager Kreidler zur Kompetenzabstimmung ins Haus schicken. Grade recht kommen dem absatz-geilen Rotkäppchen die beiden „Auffanglager für Rentner“ Betreutes Wohnen im Pfarrgarten und baldiges Mehrfamilienhaus beim Schloss.

Völlig Bedenken frei-hemmungslos und „rattascharf“ ratschten und sangen die „sexiest Brecher alive“, die Vornamens-Schwestern Julia Voss und Gunkel. Für heiße Nächte waren sie auf der Suche nach ausdauernden Zunft-Männern – Gruppensprecher-Vize Damian Swierzek und Gerd Munding eingeschlossen. Vergeblich! „Abrechnen im großen Stil“, hatte Schackeline über ihren Auftritt angekündigt, den David Daltoe am E-Piano und Gitarre begleitete. Mit den Unwörtern Cellulite oder Falten schossen die doppelten Julchen in die weibliche Nordstetter Reihe. Später ruderten sie brav zurück und priesen Nordstettens Infrastruktur mit dem Schlusssatz: „Mir tut mei Herz scho arg weh – wenn i bloß nach Horb na oder Isaburg geh.“

Nach dem Programm heizte DJ Jogi für eine ausgelassene, durchgetanzte Ballnacht ein – ganz nach Gusto der Brecher.