Politik

Bronner geht von Bord

Zwölf Minuten können ausreichen für ein kommunalpolitisches Erdbeben. Eine Nachricht dieser Dimension ist am Mittwochabend über Altheim hereingebrochen.

20.10.2017

Von Gerd Braun

Will den Weg freimachen: Andreas Bronner hat seinen Rückzug aus dem Ortschaftsrat zum Jahreswechsel bekanntgegeben. Bild: Kuball

Will den Weg freimachen: Andreas Bronner hat seinen Rückzug aus dem Ortschaftsrat zum Jahreswechsel bekanntgegeben. Bild: Kuball

Ortsvorsteher Andreas Bronner hatte die Sitzung des Ortschaftsrates mit Glockenschlag um 20 Uhr eröffnet, um 20.12 Uhr stand fest, dass der mit Abstand Dienstälteste unter den Horber Ortsvorstehern, die längste Zeit in diesem Amt hinter sich gehabt haben wird. Unter den sonst oft so unspektakulären Punkt „Bekanntgabe und Anfragen“ teilte Bronner mit, dass er bei Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger schriftlich mit Absende-Datum 9. Oktober um sein Ausscheiden aus dem Ortschaftsrat und sein Amt des Ortsvorstehers ersucht habe.

Diesem Ersuchen aus persönlichen Gründen, wie Bronner ausführte, ist per Gemeindeordnung faktisch nichts entgegenzusetzten, was Bronner seinem Gremium auch nüchtern referierte. Seit 1975 ist er Mitglied des Ortschaftsrates. Um Längen mehr als die per Gemeindeordnung erforderlichen zehn Jahre im Amt. Und über 62 Jahre alt – ein weiterer anzuführender Grund für das Ausscheiden aus dem Amt – ist Bronner zudem. 76 nämlich, um genau zu sein. „Das zieht bei mir auch“, klärte er im Bezug auf den Punkt Alter auf.

Seinen Brief an OB Rosenberger, in dem er ihm gebeten hat, alle Schritte für sein Ausscheiden aus dem Gremium zum 31. Dezember des Jahres in die Wege zu leiten, verlas Bronner den Ortschaftsräten in der öffentlichen Sitzung im Wortlaut. Danach nannte der Altheimer mehrere Gründe, die als offiziell einzustufen sind. „Ich hatte schon zu Beginn der Wahlperiode angekündigt, mein Amt nach der Hälfte zur Verfügung zu stellen – und die ist mehr als zur Hälfte um.“ Ihm sei, so sagte Bronner, ein großes Anliegen gewesen, den Mühleladen auf den Weg zu bringen. Dort werde ja schon gegraben, und schon bald könne man wohl auch mit dem Beginn des Baus rechnen. Außerdem sei ihm die Glocke für den Friedhof ein Herzensanliegen gewesen, das mit dem Gießen der Glocke zu Beginn des neuen Jahres ebenfalls konkret umgesetzt werde. Zum Glockenguss, kündigte er an, werde er auch mitfahren.

Das Gremium war ob der Nachricht völlig geplättet. Mit betretenen Minen nahmen die anwesenden Ortschaftsräte die Nachricht auf. Diesen Schritt hatte wohl keiner erwartet, zumal Bronner darauf verzichtet hatte, den Ortschaftsrat vorab über seine Pläne zu informieren. Sein Mandat im Horber Gemeinderat, teilte Andreas Bronner gestern auf Nachfrage mit, sei davon nicht tangiert.

Die Entscheidung, sich nun knapp zwei Jahre vor Ablauf der Wahlperiode zurückziehen zu wollen, sei, so Bronner, auch im Sinne seines potenziellen Nachfolgers im Amt gefallen. Dieser solle sich entsprechend positionieren können.

Diese Nachricht hatte natürlich auch die Tagesordnung der Sitzung vom Mittwoch mitnichten vermuten lassen. Als einziger wesentlicher Punkt, das hatte sich vorab abgezeichnet, war die Abstimmung über das Ausscheiden von Gunther Kaupp aus dem Ortschaftsrat gewesen.

Zum 30. November hatte der Stimmenkönig der Wahl im Mai 2014 seinen Abschied aus dem kommunalpolitischen Gremium beantragt. Aus persönlichen Gründen, wie aus einem Schreiben an den Ortschaftsrat, das Andreas Bronner ebenfalls vorlas, hervorging.

Er wolle ausscheiden, „auch wenn Ihr vermutlich wieder einmal anderer Meinung sein werdet als ich“. Anständig wünschte der dem Gremium seit dem Jahr 1994 angehörende Rat seinem Kollegen gute Entscheidungen für den Ort und dankte für eine persönlich wertvolle Zeit. Da per Gemeindeordnung, Paragraph 16, Absatz 1.3 – das ist der mit den zehn Jahren Amtszeit –, dem Wunsch kein Hinderungsgrund entgegenstand, stimmte der Rat mit schwer wirkenden Armen zu.

Da Anton Scherrmann als potenzieller Nachrücker für Gunther Kaupp ebenfalls in der Gemeindeordnung verankerte Gründe gegen einen Amtsantritt ins Feld führte, stand der einstimmigen Zustimmung zur Anerkennung dieser Hinderungsgründe ebenfalls nichts im Weg. Damit muss im nächsten Schritt der nächste infrage kommende Nachrücker ermittelt und angeschrieben werden.

Und wie geht‘s weiter mit dem Amt des Ortsvorstehers? Der Gemeinderat wird, wie die Pressestelle der Stadt Horb auf Nachfrage mitteilt, in seiner nächsten Sitzung kommenden Dienstag über Bronners Antrag auf Ausscheiden als Ortsvorsteher entscheiden. Sofern dem Antrag entsprochen werden kann, wird der Ortschaftsrat einen Nachfolger als Vorschlag für den Gemeinderat wählen. Der vom Ortschaftsrat vorzuschlagende Nachfolger wird dann im Gemeinderat gewählt – und zwar möglichst vor dem Jahreswechsel, damit die Nachfolge nahtlos vonstatten geht.

Über das Ausscheiden aus dem Ortschaftsrat selbst entscheidet als zuständiges Gremium indes der Ortschaftsrat Altheim selbst.

Der Werdegang

Andreas Bronner, pensionierter Lehrer, ist 76 Jahre alt. Seine kommunalpolitischen Anfänge in Altheim reichen in die 1970er-Jahre zurück. Konkret seit 1975 ist der CDU-Mann Mitglied des Altheimer Ortschaftsrates. Seit 1982 ist er Ortsvorsteher, im selben Jahr zog er auch in den Horber Gemeinderat ein, dem er weiter angehört. 16 Jahre lang war er Schulleiter der Altheimer Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule.

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Erstellt:
20.10.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 23sec
zuletzt aktualisiert: 20.10.2017, 01:00 Uhr

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