Historischer Einschnitt

Bürgermeister bedauert Wössner-Verlagerung

Vom vollzogenen Verkauf an die Parramatta Capital Holding und der geplanten Verlagerung der Produktion des Möbelherstellers Wössner nach Bosnien-Herzegowina hat Bürgermeister Gerd Hieber erst am Dienstag aus der SÜDWEST PRESSE erfahren. Hieber gibt die unklare Zukunft von 120 der 170 Mitarbeiter, die ihre Arbeitsplätze verlieren werden, zu denken.

24.02.2016

Sulz. Wie Bürgermeister Gerd Hieber am Dienstag im Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE sagte, habe der Speisezimmerproduzent „über viele Jahrzehnte hinweg die Geschichte der Stadt Sulz sehr stark mitgeprägt“. Zur Erinnerung: Die Umsiedlung des Betriebs in einen Neubau auf Kastell 1971 nach dem Brand des ursprünglichen Firmensitzes in der Stuttgarter Straße zwei Jahre zuvor war ein Mitauslöser gewesen, dort überhaupt ein Gewerbegebiet auszuweisen.

„Die aktuelle Entwicklung bei Möbel Wössner ist ein historischer Einschnitt“, bewertet Hieber die Verlagerung der Fertigung nach Bosnien-Herzegowina ab Herbst und die damit verbundene Entlassung von rund 120 der 170 Beschäftigten (wir berichteten). Die Wössner-Produkte hätten für die Qualität der gewerblichen Entwicklung in Sulz gestanden. „Dass die Produktion jetzt eingestellt wird, stimmt mich traurig“, machte Gerd Hieber aus seiner Meinung über die Übernahme keinen Hehl.

Die Sorgen des Sulzer Bürgermeisters gelten insbesondere den Beschäftigten: „Man muss jetzt in erster Linie den Blick darauf richten, wie es für die Mitarbeiter weitergeht“, betont Hieber. Wie unsere Zeitung berichtete, hat die IG Metall in Verhandlungen einen Interessensausgleich und Sozialplan mit Schwerpunkt auf einer Transfer- und Qualifizierungsgesellschaft ausgehandelt.

Kritik übt der Sulzer Bürgermeister an der fehlenden Informationspolitik der Geschäftsführung: „Wir haben seit einem Vierteljahr keine Informationen mehr von der Firma erhalten, da war zuletzt eine gewisse Verschlossenheit zu spüren“, zeigt sich Gerd Hieber enttäuscht, dass die Betriebsleitung und die neuen Eigner den Verkauf nicht kommunizierten. Erst durch Recherchen der SÜDWEST PRESSE war bekannt geworden, dass die Parramatta Capital Holding die Wössner-Fertigung als Teil der Prevent-Gruppe nach Bosnien-Herzegowina verlagert. Die Mitarbeiter waren am 22. Januar über die Zustimmung des Bundeskartellamts zum Verkauf informiert worden.

Gedanken macht sich Hieber auch über die Zukunft der riesigen Produktionshallen auf Kastell, die bald nicht mehr benötigt werden.

Aus dem Umfeld der Geschäftsführung hieß es gestern auf Nachfrage, über die Zukunft der Gebäude und wie der Standort Sulz, an dem nur der Vertrieb und die Entwicklung bleiben, weiterhin betrieben werde, sei noch nicht entschieden.cap