Rotationsopfer Thomas Müller macht sich Sorgen um das Bild des FC Bayern

Das Dilemma mit der Dominanz

Das Bild ist uneinheitlich. Auf der einen Seite die souveränen Bayern, die aber auf der anderen Seite gegen äußere Einflüsse offensichtlich nicht gut gerüstet sind. Die Weichenstellung folgt bald.

08.02.2016

Von THOMAS GOTTHARDT

Die beiden Leverkusener Wendell (links) und Toprak (rechts) können Thomas Müller nicht am Abschluss hindern. Ins Ziel fand der Ball nicht. Foto: Imago

Die beiden Leverkusener Wendell (links) und Toprak (rechts) können Thomas Müller nicht am Abschluss hindern. Ins Ziel fand der Ball nicht. Foto: Imago

Leverkusen/Ulm. Das Rotationsprinzip im Fußball ist nichts Neues. Dass der personelle Wechsel in der Startformation für Ärger sorgen kann, ist mittlerweile auch hinlänglich bekannt. "Wenn man Spieler aus dem Team nimmt, insbesondere solche mit großen Namen, dann sprechen die Leute natürlich darüber", sagte einmal Rafael Benítez, dessen Name im ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausends zum Inbegriff des Rotationsprinzips wurde. Wie übrigens zu dieser Zeit auch der von Ottmar Hitzfeld - als Trainer des FC Bayern.

Ein Wechsel nach Fitness, Erschöpfung, momentaner Form - das sind die bekannten Gründe für das Rotationsprinzip. Auch Pep Guardiola bedient sich gerne dieser Argumente, um eine bestimmte Aufstellung zu rechtfertigen. Allerdings analysiert der Trainer des FC Bayern mittlerweile in einer anderen Dimension. Dessen Begründung, warum Thomas Müller beim 0:0 im Spitzenspiel bei Bayer Leverkusen exakt 60 Minuten auf der Bank sitzen musste, erschloss sich den Zuhörern nicht so richtig. Und den Zweitligisten VfL Bochum, zu dem der deutsche Rekordmeister am Mittwoch zum Pokalviertelfinale fährt, als Grund anzuführen, auf diese Idee ist selbst der Spanier nicht gekommen.

Es stellt sich aktuell der Eindruck ein, als übe sich der FC Bayern in einer Gratwanderung. Drei Titel in dieser Saison sind noch möglich, Guardiola geht zu Manchester City und gibt zu, sich mit dem Premier-League-Klub schon zu beschäftigen. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Sportvorstand Matthias Sammer müssen Berichte über angebliche Alkohol-Eskapaden und einen unsteten Lebenswandel von Vidal entschieden zurückweisen. Nach der nur mäßig attraktiven Null-Nummer beim Werksklub klagt Thomas Müller, dessen Einwechslung deutlichen Schwung nach vorne brachte: "Es wird zurzeit versucht, Unruhe zu stiften. Die Medienlandschaft versucht, ein bisschen was zu inszenieren." Und dann gibt Müller den großen Alles-Checker: "Ich verstehe ja auch, dass Restdeutschland sich vielleicht die Bundesliga mit einem kleineren Punktabstand wünscht zwischen Platz eins und zwei." Nach dem 20. Spieltag sind es tatsächlich schon acht Punkte zum Zweiten (Borussia Dortmund).

Der ganz große Erfolg ist noch möglich, das ganz große Theater mit einer Neuauflage des Stücks FC Hollywood scheint aber auch nicht undenkbar. In gut eineinhalb Wochen steht das Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League bei Juventus Turin auf dem Programm. Diese Partie wird der Weichensteller für die Bayern in der Saison 2015/16.

Deshalb ist es beruhigend, dass sich beim FC Bayern die personelle Lage nicht weiter verschlechtert hat. In Bochum (Müller: "Die werden mit dem Messer zwischen den Zähnen auf uns warten") wird Arturo Vidal wieder mittun können. Der Chilene muss im Training "nur" ein bis zwei Tage kürzertreten. Vidal war nach einem Foul des Leverkuseners Stefan Kießling ausgewechselt worden. Neuzugang Serdar Tasci ist gestern, vier Tage nach seiner leichten Gehirnerschütterung, wieder ins Training eingestiegen. Heißt auch: Guardiola kann wieder prächtig rotieren.

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Erstellt:
08.02.2016, 08:34 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 26sec
zuletzt aktualisiert: 08.02.2016, 08:34 Uhr

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