Das Gesetz der Familie

Das Gesetz der Familie

Mit Michael Fassbender und Brendan Gleeson hochkarätig besetztes Drama um einen Gangsterclan im ländlichen England.

06.05.2017

Von Klaus-Peter Eichele

Das Gesetz der Familie

Die Erde ist eine Scheibe. Die Schule macht aus Kindern Weicheier. Die Polizei ist der Feind. Mit solchen Parolen – halb primitiver Anarchismus, halb religiöser Fundamentalismus – schwört Patriarch Colby Cutler (Brendan Gleeson) seine Sippe auf Distanz zum Rest der Welt ein. Der um Außenseiter und Ausgestoßene erweiterte Familienclan lebt in einer Wohnwagensiedlung auf der grünen Wiese in der englischen Provinz und verbittet sich jede Einmischung in seine Belange.

Vorbild dieses vom Kino-Debütanten Adam Smith vorgestellten Milieus ist die auf den Britischen Inseln seit Jahrhunderten nomadisch lebende Gruppe der Pavee – wobei der bisherige Musikclip-Macher aus deren Kultur vor allem das schillernd Kinogerechte, mitunter auch Klischeeträchtige destilliert. So bestreitet die Mischpoke ihren Lebensunterhalt mit brachialen (aber stets unblutigen) Überfällen auf die Anwesen von Reichen in der Nachbarschaft.

Für den alten Cutler ist dieses wilde Outlaw-Dasein der Inbegriff von Freiheit. Sein Sohn Chad (Michael Fassbender) sieht dagegen auch die Schattenseiten: Armut, Bildungsferne, ewiger Ärger mit der Staatsmacht. Der Riss zwischen den Generation zeigt sich zunächst daran, dass er seine eigenen Sprösslinge in die Grundschule schickt – ein Privileg, dass ihm selbst verwehrt worden war. Insgeheim sehnt sich Chad nach einem sesshaften Leben und betreibt hinter dem Rücken des Patriarchen den Ausstieg in die Bürgerlichkeit – was von dem Alten, als er davon Wind bekommt, prompt als Verrat gewertet wird.

Der dadurch heraufbeschworene Vater-Sohn-Konflikt gewinnt durch die Besetzung mit zwei der besten britischen Charakterdarsteller immense Intensität. Zugleich nimmt ihm Regisseur Smith durch die temporeiche Inszenierung der kriminellen Machenschaften, allem voran einige furiose Verfolgungsjagden, und überdreht komische Momente die Schärfe.

Bei allen Vorbehalten gegen die etwas flapsige Milieuzeichnung – filmisch funktioniert diese Mixtur aus Vagabunden-Burleske, Familiendrama und Gangsterballade hervorragend. Und am Ende findet dieser ansonsten recht rüde Film sogar noch einen Ausweg ins Versöhnliche.

Rasantes Genre-Zickzack im eher schillernd als akkurat gezeichneten Milieu der Nicht-Sesshaften.

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Erstellt:
06.05.2017, 10:44 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 59sec
zuletzt aktualisiert: 06.05.2017, 10:44 Uhr

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