Deadpool

Nach Wolverine ist Deadpool die zweite Figur aus dem freakigen X-Man-Universum auf Solopfaden im Kino. Wie sein Vorgänger ist auch der von Ryan Reynolds gespielte Typ im knallroten Ganzkörper-Kostüm kein Bilderbuch-Superheld. Zwar verfügt er über immense Körperkraft und ist nahezu unverwundbar, doch setzt er diese Gabe nicht zum Wohl der Schwachen ein, sondern im ureigenen Rache-Interesse.

In einer langen Rückblende erfährt man den Grund seines Zorns: Ein dubioses Genexperiment soll den damals noch Normalsterblichen von einer schweren Krankheit heilen, tatsächlich will ihn aber der verrückte Wissenschaftler Ajax zu einer Killermaschine abrichten. Diesem Schicksal kann der nunmehr zum Kraftprotz Deadpool mutierte Jungspund gerade noch entgehen. Allerdings ziert ihn seitdem eine grässlich entstellte Visage, mit der er sich seiner Freundin nicht mehr unter die Augen traut. Für diese Schmach soll Ajax büßen.

Spannung gebiert dieser Rachefeldzug jedoch kaum, und auch die Schauwerte halten sich in diesem Studio-Nebenprodukt in Grenzen. Stattdessen fokussieren die Macher (Regie: Tim Miller) auf die Besonderheiten der Figur, zu denen ein vorlautes Mundwerk, spätpubertäres Gehabe und ein gering ausgeprägtes Moralempfinden gehören. Charakterlich steht Deadpool den „Hangover“-Jungs deutlich näher als den Spider- oder Supermen. Das führt zu einigen guten Gelegenheiten, das Pathos und die Gut/Böse-Schematik des Superhelden-Genres zu veräppeln; allerdings kommt auf jeden guten Gag mindestens eine unterirdische Zote.

Das jungmännliche Zielpublikum mag darüber hinwegkichern; für die Großen ist „Deadpool“ auf Dauer doch eine etwas strapaziöse Angelegenheit.

Superheld im Hangover-Modus – das ist mitunter lustig, trägt aber keinen ganzen Film.