Das Mittwochs-Interview

„Den Spielern Lösungen aufzeigen“

Patrick Kaupp hat über mehrere Jahre den Jugendauswahlbereich Württembergs betreut und gilt nach diversen Trainerstationen in der Region als Kenner der Bezirke Nördlicher Schwarzwald und Böblingen/Calw. Nun ist der 42-jährige A-Lizenzinhaber Chefcoach der U 17 des FC Ingolstadt.

13.09.2017

Von Milos Kuhn

Patrick Kaupp hat schon mehrere Vereine in der Region erfolgreich trainiert, nun ist der 42-Jährige Chefcoach der U17 des FC Ingolstadt. Bild: FC Ingolstadt

Patrick Kaupp hat schon mehrere Vereine in der Region erfolgreich trainiert, nun ist der 42-Jährige Chefcoach der U 17 des FC Ingolstadt. Bild: FC Ingolstadt

SÜDWEST PRESSE: Herr Kaupp, wie und wann kam der Kontakt zum FC Ingolstadt zustande?

Patrick Kaupp: Im Juni kam die Anfrage von Roland Reichel, dem sportlichen Leiter der Jungschanzer. In den letzten sieben Jahren war ich im U 16 bis U 19-Auswahlbereich Württembergs tätig, woher Roland und ich uns kannten. Ich bin dankbar für die tolle Chance, die ich hier bekommen habe.

Was für ein Typ Chef sind Sie? Autoritär? Spielernah?

Beides in dem Maße, wie es notwendig ist. Ich bin ein Trainer, der gerne moderiert und von den Spielern Lösungen entwickeln lässt, um sehen zu können, ob sie verstanden haben, was ich vorgebe oder nicht. Zum anderen finde ich es aber auch wichtig, eine gewisse Autorität auszustrahlen, wenn es angebracht ist.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit anderen Bereichen statt? Bekommt man Stimmungen im Verein mit, wie beispielsweise als Maik Walpurgis entlassen wurde?

Erstmal haben wir in Ingolstadt einen sehr, sehr guten Draht zueinander und sind alle zusammen in unserem modernen Funktionsgebäude untergebracht. Der Austausch und der Zusammenhalt sind in allen Bereichen überragend. Natürlich bekommt man auch negative Stimmungen mit, doch die positive Grundeinstellung ist hier immer spürbar.

Wollen Sie selbst einmal Cheftrainer werden oder sind Sie eher bei der Jugend verankert?

Ich war ja bereits sowohl in der Jugend als auch im aktiven Bereich Trainer. Für mich ist zunächst wichtig, hier bei den Jungschanzern Fuß zu fassen und mich als U 17-Coach voll einzubringen. Ich fühle mich hier wohl und wurde hervorragend aufgenommen. Es passt also gerade alles und was dann vielleicht irgendwann einmal ist, das werden wir sehen.

Kommen Sie noch zu den verschiedenen Standorten Ihrer Fußballschule im Schwarzwald?

Vor Ort bin ich leider nicht mehr, kann ich auch nicht mehr sein, weil ich hauptsächlich hier in Ingolstadt und nur noch sporadisch in der Heimat bin. Die Fußballschule wird von meinen Trainern an allen Standorten aber optimal weitergeführt. Es sind Trainer, die mich die letzten Jahre begleitet haben, mit denen ich im ständigen Austausch bin, die wissen, was ich möchte und was ich für eine Trainingsphilosophie in den Bereichen habe. Ich bin froh darüber, dass ich vor Ort gute Trainer habe, die mich vertreten können.

Welches Bild haben Sie von Ihrem Kader in Ingolstadt? Und wo liegen die Unterschiede zwischen dem ersten und dem jetzigen Training?

Generell bekommt man erst im Laufe der Zeit mit, worauf der Fokus bisher gesetzt wurde, wie die Spiel- und Ausbildungsphilosophie des Vereins ist, wie ich meinen externen Input als Trainer einbringen kann und auf welchem Stand die Mannschaft ist. Inzwischen kann ich sagen, dass dieser Stand sehr gut ist. Wir haben einen Kader von 24 Spielern. Hier herrscht natürlich das Leistungsprinzip, das ist klar. Ich habe insgesamt einen rundum positiven Eindruck, es ist alles sehr gut angelaufen und ich hoffe, es geht so weiter.

Das erste Spiel wurde mit 3:2 gewonnen. Waren Sie zufrieden mit der Partie?

Da ich die Liga nicht kannte und immer noch nicht kenne, ist vieles Neuland. Man hat im Vergleich relativ wenige Möglichkeiten im Voraus an Videomaterial zu kommen und den Gegner zu analysieren. Deshalb bin ich nicht mit der Erwartungshaltung in das Spiel gegangen, es unbedingt gewinnen zu müssen. Aber ich war natürlich positiv gestimmt, weil wir eine sehr gute Vorbereitung gespielt haben. Als Sportler will man selbstverständlich immer gewinnen. Diese Siegermentalität möchte ich auch in meinen Teams spüren. Wir haben in den letzten zwei Wochen vermehrt Standardsituationen trainiert und letztendlich auch alle Tore über Standardsituationen erzielt, weil der Gegner sehr tief gestanden ist und auf Konter gesetzt hat. Das heißt, wir hatten sehr viel Ballbesitz und haben den Gegner zum Mitspielen gefordert. Wir waren dann 3:0 vorne, haben in den letzten zehn Minuten jedoch noch zwei Gegentore bekommen, weil wir die Konzentration noch nicht über die volle Distanz halten konnten. Das wollen wir in der nächsten Partie deutlich besser machen.

Was sind die gesteckten Saisonziele für das Team?

Die Liga ist sehr stark, sie ist rundum mit Teams aus Nachwuchsleistungszentren bestückt. Das merkt man. In der Vorbereitung haben wir ja teilweise gegen die Oberligisten aus Baden-Württemberg gespielt und dort immer klar gewonnen. In dieser Liga haben wir Mannschaften wie 1860 München, Bayern München oder Greuther Fürth, die alle oben mitspielen. Trotzdem wollen auch wir so weit wie möglich vorne mitmischen und werden sehen, was die ersten Spiele bringen. Natürlich haben wir starke Konkurrenz, doch auch uns muss man erst einmal schlagen.

Was wollen Sie Ihren Spielern unbedingt vermitteln? Was ist Ihre Intention?

Ich glaube, es gibt nicht nur diese eine Intention, sondern gerade in diesem Altersbereich mehrere. Zum einen sind wir in diesem Bereich noch Ausbildungstrainer, das heißt: Ich will den Spielern so gut es geht in Ballbesitzmomenten Lösungen und Alternativen aufzeigen, weil das oft zu kurz kommt. Zum anderen auch die psychische Komponente, die Siegermentalität entwickeln. Und im Zuge dessen auch alles dafür zu tun. Die Spieler sollen sich fragen: Was muss ich tun, um mich so gut wie möglich auf ein Spiel vorzubereiten? Um so gut wie möglich zu spielen und vielleicht das Ziel, einmal im Profifußball Fuß zu fassen, zu erreichen? Was kann ich außerhalb des Trainings für mich selbst tun, dass ich die Chance habe, eben diesen Punkt zu erreichen? Trotzdem ist ein weiterer wichtiger Punkt, die Persönlichkeit der Jungs zu schulen, insbesondere auch außerhalb des Fußballs, sodass sie mit beiden Beinen mitten im Leben stehen.

Erkennen Sie bereits jetzt Talente, die es in die erste Mannschaft und damit in den Profifußball schaffen könnten?

Wir haben im Team zwei ausländische Nationalspieler und zwei Spieler, die schon bei DFB-Lehrgängen dabei waren. Das Potenzial ist bei vielen Spielern mit Sicherheit da, aber es ist schwer, sich in dieser Altersstufe festzulegen, da noch viel passieren kann.

Zur Person

Patrick Kaupp wurde in Freudenstadt geboren und ist 42 Jahre alt. Er hat bereits den TSV Ofterdingen, den FC Holzhausen, den TSV Haiterbach und die Spvgg Mössingen trainiert. Zudem war er Co-Trainer des SSV Reutlingen und hat die Balinger U 17 gecoacht – auf seinen diversen Trainerstationen feierte er mehrere Aufstiege und Meisterschaften. 2012 hat Kaupp eine Fußballschule mit Trainingsorten in Ergenzingen, Haiterbach und Empfingen eingerichtet. Er ist Mitglied im Bund Deutscher Fußball-Lehrer (BDFL), WFV-Auswahltrainer U 16 bis U 19 sowie DFB-Stützpunkttrainer in Tumlingen.

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Erstellt:
13.09.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 20sec
zuletzt aktualisiert: 13.09.2017, 01:00 Uhr

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