Denise Uphoff: „Das ist ein Skandal!“

Denise Uphoff vom TSV Gomaringen ist frustriert: Technische Panne kostet sie die U18-WM

Pech kann man das gar nicht mehr nennen, das ist einfach nur nicht fair“, sagt Denise Uphoff. Sie hat am Samstag bei der Gala des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) in Schweinfurt zwar bewiesen, dass sie die schnellste U18-Athletin Deutschlands ist – zur U18-WM nach Nairobi (Kenia) fliegen trotzdem andere. Klar, dass die 16-Jährige vom TSV Gomaringen schwer enttäuscht ist.

28.06.2017

Von Saskia Drechsel

Eine defekte Zeitnahme verhindert ihre WM-Teilnahme: Denise Uphoff. Bild: Drechsel

Eine defekte Zeitnahme verhindert ihre WM-Teilnahme: Denise Uphoff. Bild: Drechsel

Nach einer starken Hallensaison blickte die Sprinterin vor einigen Monaten zuversichtlich auf die bevorstehende Freiluftsaison. Das große Saisonziel: endlich den ersten Start im Deutschland-Trikot zu absolvieren. 2016 hatte die 16-Jährige zwar die geforderte Norm für die U18-Europameisterschaften erfüllt, verletzte sich aber kurz davor und musste auf eine Reise nach Tiflis (Georgien) verzichten.

Auch in diesem Jahr sah es, zumindest im Frühling, nicht gut aus. Uphoff plagten eine Kapselverletzung im Fuß und Oberschenkelprobleme. Rechtzeitig zu den wichtigsten Wettkämpfen wurde sie aber fit. Beim entscheidenden Wettkampf für die WM-Qualifikation in Schweinfurt erwischte sie im Vorlauf ein schnelles Rennen – allerdings bei Gegenwind. Deshalb verpasste sie die WM-Norm (11,85) knapp um vier Hundertstel Sekunden. 11,89 Sekunden wurden über die 100 Meter gestoppt, trotzdem eine persönliche Bestleistung.

Die Konkurrenz hatte es da besser: Beauty Somuah, die direkte Konkurrentin von Uphoff, wurde von kräftigem Rückenwind unterstützt, warf sich nach 11,79 Sekunden ins Ziel und knackte die EM-Norm. Im Endlauf standen sich dann die schnellsten Jung-Sprinterinnen Deutschlands gegenüber. Uphoff überzeugte: Bei perfektem Rückenwind kam sie gut aus dem Startblock, ging in Führung und lief als Erste über die Ziellinie. „Ich habe gezeigt, dass ich die Schnellste bin und das im entscheidenden Rennen“, sagte die Oferdingerin.

Dumm nur, dass ihr das nichts nützt. Groß war die Verwirrung nach dem Lauf: Keine Zeitmessanlage war stehen geblieben, kein Zielfoto ausgelöst worden. Die schnelle Zeit von Uphoff war nicht gestoppt worden, der gesamte Lauf nicht erfasst. Die Messanlage war nicht auf Null zurückgestellt worden – ein dicker Patzer des DLV. „Jeder wusste, dass es die WM-Quali war und dann das! Man hat uns dann angeboten, 20 Minuten später nochmal zu starten, wir haben protestiert, dann hat man eine Wiederholung auf 50 Minuten später angesetzt.“

Schwierig, die Spannung in der Muskulatur nach zwei schnellen Läufen hochzuhalten. Und dann drehte auch noch der Wind. Im zweiten Versuch hatten die Athletinnen kräftig Gegenwind. Wieder war Uphoff die Schnellste, blieb aber über der WM-Norm. „Ich darf jetzt nicht mit nach Nairobi, obwohl ich zwei Mal gezeigt habe, dass ich die Schnellste bin“, sagte Uphoff. Sie habe auch mit dem Bundestrainer gesprochen, der könne aber auch nichts machen. „Das ist ein Skandal, dass bei so einem wichtigen Finale die Uhr nicht mitläuft!“, sagte sie. „Das Traurige ist, dass ich es geschafft hätte, es dann aber an der Technik scheitert. Mich trifft keine Schuld, aber ich habe das Nachsehen.“

Nun muss Uphoff die bitteren Stunden vergessen und auf die WM verzichten. Der Frust sitzt aber tief: „Ich war nach dem tollen Lauf schon so optimistisch. Endlich für Deutschland starten, nach Nairobi kommt man auch nicht alle Tage, und ich hätte mich sehr über das Paket mit der ganzen Deutschland-Ausstattung gefreut.“

Zumal eine Menge Arbeit hinter der 16-Jährigen liegt. In der elften Klasse bastelt sie gerade an ihrem Abitur, im Trainingslager an Ostern wechselte sie zwischen anstrengenden Trainingseinheiten und der wichtigen Seminararbeit hin und her. Statt eine Reise nach Kenia anzutreten, bereitet sie sich nun auf die Deutschen Jugendmeisterschaften in Ulm vor. Um da erneut unter Beweis zu stellen, dass sie schneller als die Konkurrenz ist.

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Erstellt:
28.06.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 40sec
zuletzt aktualisiert: 28.06.2017, 01:00 Uhr

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