Innenstadtentwicklung

Der große Umbau beginnt

Der Horber Gemeinderat hat den Startschuss für das Sanierungsgebiet Fruchtkasten/Innenstadt gegeben. Neu dabei ist auch das Sebastian-Lotzer-Haus. Über zehn Jahre sollen 3,63 Millionen Euro investiert werden.

20.07.2017

Von Benjamin Breitmaier

Der Beschluss in der jüngsten Sitzung des Horber Gemeinderats war Startpunkt für ein Förderprogramm, das in den kommenden zehn Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit das bauliche Herz der Großen Kreisstadt Horb am Neckar neu definieren wird.

Das Sanierungsgebiet Fruchtkasten/Innenstadt, 4,6 Hektar Land. „Ein riesiges Gebiet“, wie es Oberbürgermeister Peter Rosenberger formulierte. Es wird die neue Spielwiese für Stadtplaner und Privatleute. Die Verwaltung rechnet mit Kosten in Höhe von 3,63 Millionen Euro. 60 Prozent davon sollen Bund und Land tragen aus dem Förderprogramm. Bisher wurden Fördergelder in Höhe von 1,4 Millionen Euro bewilligt. Nach Aussage von Bauamtsleiter Wolfgang Kronenbitter gilt es als wahrscheinlich, dass im Verlauf der zehn Jahre bis 2027 die vollen 60 Prozent der 3,63 Millionen Euro gefördert werden. Eine Summe von 2,18 Millionen Euro. Die Ergebnisse der abschließenden Planung stelle Norina Flietel von der Wüstenrot Haus- und Städtebau GmbH vor.

Neu war am Dienstagabend in der Sitzung, dass die Grenzen des Sanierungsgebietes auf Anfrage von mehreren Bürgern hin erweitert wurden. Bisher erstreckte sich das Gebiet von der Schillerstraße 27 im Westen bis zum alten Bahnwärterhäuschen im südlichen Teil der Mühlener Straße und dem Gebiet darunter. Im
Norden sind Gebiete rund um
den Gärtnereibetrieb Knödler inbegriffen.

Nachdem auf Oberbürgermeister Peter Rosenberger verschiedene Gebäudeeigentümer zugegangen seien, wurde das Gebiet seit der Bürgerbeteiligungsveranstaltung im Januar noch einmal erweitert. Neu dabei sind Gebäude
auf der Nordseite der Neckarstraße zwischen Müller und Hirschgasse sowie zwei Objekte in der Hirschgasse.

Prominentester Neuzugang dürfte das Gebäude in der Neckarstraße 17 sein: das Sebastian-Lotzer-Haus. Recherchen der SÜDWEST PRESSE hatten ergeben, dass Hausverwalter Mayk Herzog das Objekt im Namen seiner Frau veräußern will. Mit Inkrafttreten des Sanierungsgebietes kann die Stadt de facto ein Vorkaufsrecht geltend machen. Die Initiative, das Gebäude mit in das Sanierungsgebiet aufzunehmen, ging daher auch von der Stadtverwaltung selbst aus, wie Wolfgang Kronenbitter in der Gemeinderatssitzung anmerkte. Neben den Vorteilen für private Gebäudeeigentümer (siehe Infokasten) will die Stadtverwaltung über den Zehnjahreszeitraum verschiedene Teilprojekte realisieren. Dabei wird vor allem spannend, ob die Stadt es schafft, verschiedene Privateigentümer zu überzeugen, ihr Eigentum für die Stadtentwicklung zu verkaufen. Für Grunderwerb sind insgesamt 1,11 Millionen Euro vorgesehen. Als Grundlage für
den Umbau der Innenstadt dient der städtebauliche Wettbewerb, der 2014 zu Ende ging. Die wichtigsten Projektideen aus dem städtebaulichen Wettbewerb im Überblick:

Platzgestaltung um den Fruchtkasten (geplante Kosten: 240 000 Euro): Einige Ideen des Wettbewerbs gehen so weit, dass alle Gebäude um den Fruchtkasten herum abgerissen werden sollen, um mehr Freiraum zu schaffen. Hierbei müsste zum Beispiel Blumen-Müller umziehen, Stern-Kebab bräuchte neue Räumlichkeiten, wenn das Mehrfamilienhaus abgerissen würde, das Gebäude der Stadtapotheke wäre betroffen. Die Verhandlungen dürften nicht einfach werden. Was mit dem Fruchtkasten selbst geschieht, war weiterhin Gegenstand der Diskussion im Rat. Nachdem die Polizeireform wieder abgeändert wurde, stand das Projekt in der Hornauer Straße auf Stopp. Doch ohne einen Platz für die Polizei kann die Stadt den Fruchtkasten nicht kaufen. Laut Oberbürgermeister Rosenberger gebe es noch keine genaue Ansage,
wie es jetzt weitergeht. Revierleiter Markus Mast erwartet eine Entscheidung nach den Sommerferien.

Die Treppe zur Altstadt (350 000 Euro): Die Neckarstraße 38, das Gebäude in dem derzeit das Bistro Dolce Vita untergebracht ist, soll einer großen Treppe weichen, die Neckarstraße und Marktplatz verbinden soll. Zur Herstellung der Barrierefreiheit wird mit Aufzügen gearbeitet. Das Parkhaus bleibt unberührt, genau wie das Gebäude, in dem derzeit die Drogerie Müller untergebracht ist.

Die Treppe zum Mühlkanal (160 000 Euro): Das Ufer zum Mühlkanal neben dem Fruchtkasten soll zur kleinen Promenade werden mit Sitzgelegenheiten, die den Blick auf den Mühlkanal freigeben.

Steg zur Christophorusbrücke (1 Million Euro): Teuerstes Teilprojekt wird ein Steg, der die Christophorus-Brücke flankieren soll. Mit seiner Hilfe, soll eine Verbindung für Fußgänger von den Activ-Arkaden bis in die Innenstadt geschaffen werden.

Bedingungen für Privatsanierer

Jeder, der ein genehmigtes Projekt innerhalb der Gebietsgrenzen startet, kann mit einem Zuschuss von 20 Prozent der förderfähigen Kosten rechnen – bei denkmalgeschützten Gebäuden sind es sogar 30 Prozent. Maximal gibt es einen Zuschuss von 75 000 Euro. Abbruchkosten bei anschließender Neubebauung werden zu 100 Prozent erstattet, ohne Neubebauung werden 50 Prozent Zuschuss ausbezahlt. Außerdem werden Eigenleistungen angerechnet auf bis zu 15 Prozent der förderfähigen Kosten (8 Euro pro Stunde). Weitere Vorteile gibt es bei der steuerlichen Abschreibung. Gefördert werden Modernisierungsprojekte wie beispielsweise ein neues Heizsystem, die Erneuerung der Sanitäreinrichtungen, Malerarbeiten, die Modernisierung von Außenanlagen oder energetische Sanierungen. Die genauen Voraussetzungen werden in einem Beratungsgespräch mit der zuständigen Stelle der Stadtverwaltung Horb geklärt. Die bisher geplanten Ausmaße des Sanierungsgebiets und Adressen von Ansprechpartnern finden sich auf der Webseite www.horb.de unter dem Suchbegriff „Fruchtkasten/Innenstadt“ oder Telefon 07451/901268.

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Erstellt:
20.07.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 26sec
zuletzt aktualisiert: 20.07.2017, 01:00 Uhr

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