Zwei neue Standorte

Derzeit werden mögliche Flüchtlingsunterkünfte auf dem Hohenberg geprüft

Auf dem Hohenberg könnten im kommenden Jahr zwei Unterkünfte für jeweils 150 Flüchtlinge entstehen. Neben dem Riese-Gebäude in der Junghansstraße wird auch der Bau einer Unterkunft in Holzbauweise auf dem Grundstück zwischen Südring und Roßbergstraße gerade geprüft.

26.11.2015

Von dagmar stepper

Zwischen 170 und 200 Flüchtlinge kommen monatlich in den Landkreis Freudenstadt. Es gibt Überlegungen, auf der brachliegende Fläche zwischen Roßbergschule und Altenheim auf dem Hohenberg eine Gemeinschaftsunterkunft mit rund 150 Plätzen zu bauen. Grafik: Uhland2

Zwischen 170 und 200 Flüchtlinge kommen monatlich in den Landkreis Freudenstadt. Es gibt Überlegungen, auf der brachliegende Fläche zwischen Roßbergschule und Altenheim auf dem Hohenberg eine Gemeinschaftsunterkunft mit rund 150 Plätzen zu bauen. Grafik: Uhland2

Horb. Der Gerüchteküche der vergangenen Tage machte Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger gestern ein Ende. In der Stadt wurde gemunkelt, dass in Kürze in das Riese-Gebäude Flüchtlinge einziehen würden und ein Containerdorf zwischen Altenpflegeheim Bischof Sproll und Roßbergschule gebaut werden würde. Daher hatte Rosenberger zum Pressegespräch geladen.

„Ein Containerdorf wollen wir in Horb nicht“, sagte er eindeutig. In Horb werden aber aufgrund der steigenden Flüchtlingszahlen – zwischen 175 und 200 Asylbewerber kommen gerade monatlich in den Landkreis – nach geeigneten Flächen für Unterkünfte gesucht.

Fündig wurde man bei dem brachliegenden Gelände zwischen Altenpflegeheim Bischof Sproll und der Roßbergschule, das sinnigerweise der Stadt und dem Landkreis gehört. Hier sei eine Asylbewerber-Unterkunft in Holzständerbauweise denkbar. „Doch das sind bisher alles nur Gedankenspiele“, signalisierte Rosenberger. Vor 2016 würde nichts laufen.

Den Standort beurteilt der OB als „sehr positiv“. Das Areal ist eingebettet zwischen Schulen und Altenheim, und mit den katholischen und evangelischen Gemeindehäusern sind auch die Kirchen in der Nähe. Außerdem ist es ein großes Wohngebiet mit unterschiedlichen Bauweisen. „Der eine oder andere Anlieger hat vielleicht ein Problem damit“, gibt er zu, „aber die Flüchtlingsströme nehmen zu und wir werden mehr Menschen aufnehmen müssen.“

Die Unterkunft in Holzständerbauweise würde der Landkreis für die Asylbewerber bauen. Er ist für die Unterbringung verantwortlich, sobald diese die Erstaufnahmestelle verlassen und der Asylantrag läuft. Wird dieser positiv bescheinigt, dann ist die Kommune für die Flüchtlingsunterbringung verantwortlich (im Behördendeutsch nennt sich das Anschlussunterbringung) und auch diese Zahlen werden in den nächsten Monaten steigen. Denn inzwischen kommen verstärkt Flüchtlinge aus Syrien. Deren Asylantrag wird in den meisten Fällen stattgegeben. In Horb könnten sich so die Zahlen für die Anschlussunterbringung verzehnfachen (die SÜDWEST PRESSE berichtete).

Mit diesen Auswirkungen für Horb beschäftigt sich gerade eine Arbeitsgruppe bei der Stadt. Die Unterkunft auf dem Hohenberg, die das Landratsamt eventuell im kommenden Jahr baut, wäre für Horb auch aus diesen Gründen interessant. „So eine Unterkunft wird ja langfristig gebaut, die könnte 50 bis 60 Jahre genutzt werden“, machte Rosenberger deutlich. Ob der Landkreis diese so lange benötigen würde, kann keiner sage. Aber für Horb wäre sie eine Option für die Anschlussunterbringung oder für den Sozialen Wohnungsbau. Rosenberger könnte sich vorstellen, dass dort rund 20 Wohneinheiten entstehen. Doch allzu sehr will sich der OB nicht festlegen. Denn: „Es gibt noch keine konkreten Verhandlungen mit dem Landkreis.“

Bei der Anschlussunterbringung hat die Verwaltung auch die Horber Leerstände im Fokus. „600 Wohneinheiten stehen in Horb leer“, verdeutlichte Rosenberger. Sie befinden sich vor allem in den Teilorten und in Privatbesitz. Rosenberger sieht hier die Chance der dezentralen Unterbringung. „Wir können in die Fläche gehen, dadurch wird die Integration einfacher.“ Zwar geht Rosenberger davon aus, dass etliche der Asylberechtigten Horb verlassen werden: „Es zieht sie eher in Ballungsräume.“ Doch manche würden vielleicht auch die Neckarstadt schätzen lernen. Hier sieht Rosenberger Vorteile für die Stadt. „Die Vereine könnten Nachwuchs gewinnen“, betonte er. Und die Schließung der Werkrealschule in Altheim wäre vielleicht auch Makulatur: „Bei steigenden Flüchtlingszahlen könnte man sich fragen: Ist das jetzt der richtige Zeitpunkt für eine Schulschließung?“

Ob das Riese-Gebäude zur Flüchtlingsunterkunft umgewandelt wird, wird ebenfalls gerade geprüft. Bei der Stadt liegt der Antrag von Oliver Riese, dem ehemaligen Geschäftsführer von Riese Electronic auf eine Nutzungsänderung des Produktionsgebäude vor. Ende der Woche läuft die Anhörungsfrist der Anlieger aus. Dann wird über den Antrag entschieden. „Wir sind hier nur als Baurechtsbehörde involviert“, sagte dazu Rosenberger, „die Verhandlungen laufen direkt mit dem Landkreis.“

Sobald die Genehmigung erteilt ist, möchte Riese dem Landkreis sein Angebot für einen langfristigen Mietvertrag vorlegen. Darüber informierte Riese am Dienstag die Presse. Er spricht von einem „Vorzeigeobjekt“ für 150 bis maximal 223 Flüchtlinge. Riese verweist auf die Räumlichkeiten, die auch Platz für Schulungszimmer, Büros und Kinderspielzimmer bieten würde – samt großem Freigelände.

Integrationsbeauftragter

Horb will eine Stelle für einen Integrationsbeauftragten schaffen. „Sie ist bereits im Stellenplan drin“, sagte gestern OB Rosenberger, „der Gemeinderat wird wohl zustimmen.“ Die Stadt hat Zuschüsse bei der Landesbank beantragt. Werden diese bewilligt, würde die Bank die Stelle im ersten Jahr mit 40 000 Euro fördern, im zweiten mit 35 000 Euro, im dritten mit 30 000 Euro. Rosenberger machte aber eins deutlich: „Auch wenn keine Fördergelder fließen, bekommt Horb einen Integrationsbeauftragten.“

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Erstellt:
26.11.2015, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 15sec
zuletzt aktualisiert: 26.11.2015, 01:00 Uhr

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