Die Erfindung der Wahrheit

Die Erfindung der Wahrheit

Politthriller mit Jessica Chastain, die sich vom Sprachrohr der Waffenlobby zu deren schärfsten Gegnerin mausert.

02.05.2017

Von Britta Schultejans, dpa

Die Erfindung der Wahrheit

Jedes Jahr werden in den USA Tausende Menschen erschossen. Zumindest von Europa aus betrachtet scheint ein Grund dafür klar zu sein: die laschen Waffengesetze. Die mächtige Waffenlobby hat viel dafür getan, dass schärfere Gesetze, wie etwa Ex-US-Präsident Barack Obama sie einführen wollte, keine Chance haben.

Der britische Regisseur John Madden („Shakespeare in Love“) hat einen Film über den Einfluss eben jener Lobby gedreht. In „Die Erfindung der Wahrheit“ muss die Lobbyistin Elizabeth Sloane in einer Kongress-Anhörung aussagen, weil der Verdacht besteht, sie habe die Ethik-Regeln des gepflegten Lobbyings verletzt. Ihr droht Gefängnis.

In Rückblicken wird die eigentliche Geschichte erzählt: Sloanes Firma wird von der Waffenlobby dafür engagiert, ein Gesetz zur Verschärfung des US-Waffenrechtes zu verhindern. Der Plan: Vor allem Frauen sollen von einer Pro-Waffen-Kampagne angesprochen werden.

Doch Sloane, die den Kampagnen-Plan ohnehin absurd findet, überlegt es sich anders und stellt sich auf die Seite des Underdogs, der rivalisierenden Lobby-Firma von Rodolfo Schmidt (Mark Strong), die den Gesetzesentwurf durchboxen will. Ein Wettrennen um Senatorenstimmen beginnt, wie man ihn schon oft gesehen hat in US-Politthrillern. Doch spannend anzuschauen ist das immer wieder.

Sloane wird gespielt von Jessica Chastain, die sich schon in „Zero Dark Thirty“, einem Film über die Jagd auf Osama bin Laden, in die US-amerikanische Politik einarbeitete. Die Schauspielerin ist es dann auch, die den streckenweise zwar etwas überzogenen, aber immer unterhaltsamen Film mit ihrer Rolle trägt. Passend also, dass er im Original den Titel „Miss Sloane“ hat, berechtigt, dass Chastain für einen Golden Globe nominiert wurde.

Sie spielt die skrupellose Lobbyistin, die ihren Zielen alles, schließlich sogar sich selbst, kompromisslos unterordnet und menschliche Beziehungen nur zulässt, wenn sie dafür bezahlt (Callboy) mit einer Kälte und kühlen Schönheit, die ihresgleichen sucht.

„Die Erfindung der Wahrheit“ ist auch ein Film über die Verrohung politischer Sitten, über das Streben nach Macht, dem alles andere untergeordnet wird. Gerade in Zeiten eines US-Präsidenten Donald Trump und einer Debatte über Fake News und konstruierte, erfundene Wahrheiten ist das ein interessanter Blickwinkel.

Thriller Heiligt der Zweck alle Mittel? Eine Frau stellt sich der Waffenlobby in den Weg – auch mit unethischen Methoden.

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Erstellt:
02.05.2017, 15:19 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 07sec
zuletzt aktualisiert: 02.05.2017, 15:19 Uhr

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