Türborock gegen Gewalt

Die Hohenbergkaserne wird im April erneut für den guten Zweck zum Festivalstandort

Kultur, Politik, Leben – die erste Neuauflage des Festivals „Rock gegen Gewalt“ im November zeigte Horb von seiner besten Seite – als weltoffene Stadt mit einem Schuss Land-Coolness. Jetzt gehen die Veranstalter von Jugendreferat und der Musikschule Lautpegel in die zweite Runde. Am 9. April wird es laut in der ehemaligen Mensa der Hohenberg Kaserne. Für Musikschuldirektor Christian Ott gibt es dieses mal: „Keine Ausreden, nicht zu kommen“.

04.03.2016

Von benjamin Breitmaier

Musikschuldirektor Christian Ott und Sozialarbeiterin Madeleine Wolf freuen sich auf die zweite Auflage des Festivals „Rock gegen Gewalt“ auf dem Kasernenareal im April.Bild: bbm

Musikschuldirektor Christian Ott und Sozialarbeiterin Madeleine Wolf freuen sich auf die zweite Auflage des Festivals „Rock gegen Gewalt“ auf dem Kasernenareal im April.Bild: bbm

Horb. 180 Besucher, 1200 Euro Spenden an den Freundeskreis Asyl und ein Abend, der Horb ein Stück näher zusammenbrachte. So sah die Bilanz von „Rock gegen Gewalt“ aus. Kurz nach dem Festival stand für die Organisatoren Madeleine Wolf vom Horber Jugendreferat und Musikschuldirektor Christian Ott fest: „Wir wollen mehr.“ Am gestrigen Dienstag stellten die beiden das Programm für die nächste Auflage des politischen Kulturereignisses in der Kasernen-Mensa vor.

Die Grundpfeiler werden beibehalten: Eintritt auf Spendenbasis, ein Mix aus regionalen und überregionalen Bands. Und: Alle Einnahmen werden für karitative Zwecke gespendet. Unter den Hauptsponsoren befindet sich neben dem Marmorwerk neuerdings der Mini-Rock-Festival-Verein. Insgesamt freuen sich Wolf und Ott über mehr kleinere regionale Sponsoren, die bei dem Projekt eingestiegen sind.

Für die Besucher neu: ein Shuttle Service. Christian Ott: „Falls Eltern Angst haben, dass ihre 16-jährige Tochter nicht rechtzeitig nach Hause kommt, wird sie jetzt ganz einfach nach Hause gebracht“. Um den Nachhausebringservice kümmert sich das Unternehmen Ketterer Drive Motion. Gegen ein kleines Fahrtgeld bedient der Service Horb und alle Teilorte. Die Veranstaltung ist für jeden ab 16. Jüngere Musikfreunde müssten ihre Eltern einpacken.

Die diesjährige Spende geht an die Kinderwerkstatt Eigen-Sinn. Bewusst wurde wieder eine Einrichtung gewählt, die das Thema „Gewalt“ aufgreift. Madeleine Wolf: „Eigen-Sinn hat in Horb zwei Gruppen, die mit Kindern arbeiten, die Gewalterfahrungen machen mussten.“ Bei der Veranstaltung am 9. April werden auch Vertreter der Kinderwerkstatt zugegen sein, um über die Arbeit der Einrichtung zu informieren.

Die beiden Organisatoren würden sich außerdem darüber freuen, wenn wieder eine große Zahl an Flüchtlingen kommen würde. Die beiden stellen klar: „Jeder ist eingeladen.“ Christian Ott: „Ausreden gibt es keine. Wer nicht weiß, wie er hinkommt, den holen wir ab.“

Info Die Organisatoren sind noch auf der Suche nach Helfern für Auf- und Abbau, oder auch in anderen Bereichen. „Grundsätzlich ist jeder willkommen, der Lust hat mitzumachen“, erklärt Ott. Interessierte können sich unter der E-mail info@
lautpegel.de melden. Weitere Infos: facebook.com/rockgegengewalt

Das Programm

Bei der zweiten Auflage von Rock gegen Gewalt werden drei anstatt vier Bands auftreten, um „den Künstlern mehr Spielzeit einzuräumen“, wie Christian Ott erklärt.

Den Anfang macht um 21 Uhr die Band eines Horber Musik-Urgesteins: Patrick Djuga – Gitarrist bei Kvinna ist hier aufgewachsen und war lange als künstlerisches Mastermind der Horber Ska-Punk-Kombo Ashtray bekannt. Seine neuestes Projekt Kvinna ist eine Konzept-Band, die mit „Low-Fi-Türborock“ ein ganzes Universum erschufen. Dessen Bewohner nennen sich „Space Vampyres“ oder „Desert Witches“. Das erklärt, warum Djuga sich plötzlich Grïzzly nennt und gemeinsam mit Thünderwolf und Spÿder die Welt in Jeansjacke und Schlangenlederstiefeln erobern will. Was genau Türborock ist, weiß keiner so genau, wobei feststeht, dass diese Musik wohl kaum auf einem Kuschel-Rock-Sampler zu finden sein wird.

Aus Hamburg kommt die Band „Der Wahnsinn“. Bass, Schlagzeug und ein ordentliches Schnittchen an Gesellschaftskritik, obwohl die Band als Interessen ausschließlich „Sex, Geld, Krach und Konsum“ angeben. Hinter Sänger Werther Wahnsinn steckt dabei der Frontmann der in der Region weithin bekannten Ska-Band Rantanplan.

Über Forensickmuss man nicht viele Worte verlieren. Die Anhänger des „New Wave of British Heavy Metal“ gelten als eine von Horbs bekanntesten Kapellen. Derzeit haben sich die Musiker zurückgezogen, um an neuem Material zu arbeiten. Heißt: Für Fans wird es frisches Futter geben.