Bei „Laible & Frisch“ muss jeder Spritzer stimmen

Die Leinwandversion der Schwabensaga wird derzeit in Reutlingen und Umgebung gedreht

Für den Kinofilm „Do goht dr Doig“ verwandelte sich die Stadthallen-Bühne in ein Backstudio / Fast alle „Laible und Frisch“Darsteller wieder an Bord.

11.06.2017

Von Uschi Kurz

Für zwei Tage verwandelte sich die Stadthalle Reutlingen in die Kulisse für den Film „Do goht dr Doig“.Bild: Faden

Für zwei Tage verwandelte sich die Stadthalle Reutlingen in die Kulisse für den Film „Do goht dr Doig“.Bild: Faden

Noch fehlt Manfred Frisch die zündende Idee für das Backwerk mit dem er unbedingt den Wettbewerb gewinnen möchte. Und auch Simon Licht, der Frisch im Kinofilm „Do goht dr Doig“ verkörpert, ist mit der Szene noch nicht zufrieden. „Kommt noch mal bitte alle auf Anfang“, Regieassistentin Annette Stefan gibt geduldig ihre Anweisungen. Dann heißt es wieder „Ruhe bitte“ und es kann gedreht werden: „81.5/die 4.“

Frisch hängt sinnierend über einer Kornmühle, die Kamera fährt langsam auf ihn zu. Als SWR-Moderatorin Sonja Faber Schrecklein, die den Backwettbewerb im Film moderiert, ihn diesmal fragt: „Was zaubert uns Dr. Teig?“, klappt es mit der Erleuchtung: „Stockbrot“. Wieder ist eine Szene im Kasten.

„Wir richten uns ganz nach den Drehpausen von Simon“, erzählt Schwabenlandfilm-Produzent Heiner Scheiffele. Obwohl Licht stark beschäftigt ist, unter anderem mit der Fernsehserie „Dr. Klein“, hat der Schauspieler sofort zugesagt, als klar war, dass „Laible und Frisch“ auf die Kinoleinwand kommen soll. Auch das restliche Filmteam ist nahezu identisch, mit einigen wenigen Ausnahmen. Auffallend viele in der Crew haben an der Filmakademie in Ludwigsburg studiert. Mit Regisseur Michael Rösel macht Scheiffele bereits die dritte Produktion.

Gedreht wird wieder vorwiegend im Ermstal, in Schafferdingen (Dettingen), aber auch in Reutlingen, das im Film Rompfingen heißt. Fürs Kino hat Drehbuchautor und Schwabenlandfilm-Mitgesellschafter Sebastian Feld einen eigenständigen Plot geschrieben in dessen Mittelpunkt der schwäbische Familienbetrieb von Walter Laible (Winfried Wagner) steht, der vom Großbäcker Licht geschluckt wird. Doch diesmal, geht es auch Frisch an den Kragen.

21 Drehtage sind geplant, die Produktion kostet 1,45 Millionen Euro. „Es wird Einstellung nach Einstellung abgedreht. Das kostet Zeit“, erklärt Scheiffele. Es ist ein gigantischer Aufwand. Zwei Tage hat das Team, um in der Stadthalle Reutlingen den Backwettbewerb abzudrehen, zunächst ohne, dann mit Publikum. Eine Tag dauerte der Aufbau, ein weiterer ist für den Abbau gebucht. Der Produzent ist vom Drehort ganz begeistert: „Die Bedingungen sind paradiesisch. Die Halle hat alles.“ Das Bühnenbild – eine beeindruckend echt wirkendes Backstudio – hat Christian Strang gebaut, ebenfalls Absolvent der Filmakademie Ludwigsburg. Wenn der Backwettbewerb abgedreht ist, wird die komplette Kulisse vernichtet. Es gibt keinen Platz um alles aufzubewahren.

Hinter den Kulissen sorgt Gottlob Munz, ein ehemaliger Lehrer der Kerschensteinschule, dafür, dass im Bäckerfilmhandwerk alles mit rechten Dingen zu geht. Die Stockbrote für Frisch liegen bereit. Wie viele Eier heute schon verbraucht wurden, kann niemand sagen. Nur so viel: „Wir mussten nachbestellen.“ Munz berät die Schwabenlandfilmer schon seit Beginn der „Laible und Frisch“-Serie. Er hat auch der Schauspielerin Sabine Lorenz kurz Backunterricht gegeben. Doch die, sagt Scheiffele, sei ein Naturtalent.

Nach einer kurzen Umbaupause hat Lorenz, die im Wettbewerb gegen Frisch als Kassandra von Ohndorf antritt, ihren Einsatz. Probeweise rührt sie ihren Teig ohne Material an, dann greift sie beherzt ins Mehl, schlägt Eier auf. Nach jeder Szene kommt eine Teammitarbeiterin und sorgt dafür, dass die Anschlüsse stimmen: „Jeder Spritzer muss sitzen.“ Nur so lassen sich Filmfehler vermeiden. Wenig später ist Lorenz wieder bereit: „Ich habe nur noch Teig unter den Nägeln.“ Aber so genau schaut die Kamera in dieser Szene nicht hin.

Im Zuschauerraum wartet derweil Fernsehmoderator Hansy Vogt geduldig auf seinen Einsatz in seinem ersten Kinofilm. Er ist total fasziniert davon wie aufwendig die Produktion eines Kinofilms ist. Vogt selbst spielt im Back-Wettbewerb einen Juror. Er darf das knusprige Stockbrot von Frisch beurteilen und so Sätze sagen wie: „Hier trifft die Tradition auf die Moderne.“ Er muss es wissen: Hansy Vogt hat Bäcker gelernt.

Sabine Lorenz und Simon Licht am Rande der Dreharbeiten zu „Do goht dr Doig“ in der Stadthalle Reutlingen.Bild: Faden

Sabine Lorenz und Simon Licht am Rande der Dreharbeiten zu „Do goht dr Doig“ in der Stadthalle Reutlingen.Bild: Faden

Laible und Frisch: Serie, Theaterstück, Kinofilm

Angefangen hat die Bäckerei-Erfolgstory von „Laible und Frisch“ als Studienarbeit an der Filmakademie Ludwigsburg, wo Frieder Scheiffele studiert hat. 2009 entstand die sechsteilige Familienserie, eine Koproduktion von Schwabenlandfilm GmbH und SWR, gefördert durch die MFG Filmförderung Baden-Württemberg und mit Unterstützung der Filmakademie Baden-Württemberg. Die zweite Staffel hatte bis zu 900 000 Zuschauer bundesweit und 14,9 Prozent Marktanteil im SWR-Sendegebiet. In der Spielzeit 2014/15 sowie 15/16 folgten die „Laible und Frisch“-Theaterstücke „Bühnenreif“ und „Gut geklaut ist halb gebacken“ in der Stuttgarter Komödie im Marquardt mit über 40 000 Besuchern. Nun bringt die Schwabenlandfilm GmbH den Stoff – abermals in einer neuen Version – ins Kino. Der Kinostart von „Laible und Frisch – Do goht dr Doig“ ist für Winter 2017 geplant.

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Erstellt:
11.06.2017, 20:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 15sec
zuletzt aktualisiert: 11.06.2017, 20:00 Uhr

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