Schon immer ein Nadelöhr

Die Neckargasse ist eine der ältesten Tübinger Straßen

Die Neckargasse, früher auch als Neckarsteige bezeichnet, gehört zu den ältesten Tübinger Straßen. Schon in staufischer Zeit vermittelte sie den Weg von der Neckarbrücke beziehungsweise einer älteren Furt hinauf ins Innere der Stadt.

01.07.2016

Von Udo Rauch, Stadtarchiv Tübingen

Bis 1975 war die Die Tübinger Neckargasse eine Durchgangsstraße. Bild: Stadtarchiv

Bis 1975 war die Die Tübinger Neckargasse eine Durchgangsstraße. Bild: Stadtarchiv

Tübingen. An ihrem unteren Ende stand bis 1805 das turmbewehrte Neckartor. Ihr oberes Ende führt bis heute um den Chor der Stiftskirche herum. Früher dürfte die Straße im steileren Bereich allerdings anders verlaufen sein, denn die Kirche war im hohen Mittelalter noch weitaus kleiner. Die obere Neckargasse zählte in alter Zeit zu den besseren Wohnlagen der Stadt. Unter den Bewohnern finden sich damals vor allem höhere Beamte und Professoren. In den kleineren Häusern weiter unten lebten dagegen meist einfache Handwerker. Seit dem 18. Jahrhundert gab es in der Neckargasse auch auffallend viele Gaststätten, die ihre Existenz der guten Lauflage am Ein- und Ausgang der Stadt verdankten.

So unglaublich es klingen mag: Bis zum Bau der Mühlstraße (1885) war die Neckargasse die Hauptdurchgangsstraße durch das alte Tübingen. Ob Mensch oder Fuhrwerk – alle mussten durch diese enge, steile Passage hindurch. Deshalb war es auch wichtig, dieses Nadelöhr möglichst sauber zu halten. Dazu diente früher das Abwasser des Georgsbrunnens auf dem Holzmarkt. Es konnte von Zeit zu Zeit in einer Rinne durch die Neckargasse geschwemmt werden und spülte den Dreck einfach aus der Stadt hinaus.

Der zunehmende Autoverkehr nach dem Zweiten Weltkrieg ließ die Neckargasse allmählich zur qualvollen Staustrecke verkommen. Im November 1971 erfolgte schließlich die Sperrung tagsüber für den automobilen Verkehr und 1975 der Umbau zur Fußgängerzone.Bilder: Stadtarchiv

Mit diesem Beitrag starten wir eine Reihe von Beiträgen zur Geschichte der Neckargasse. Anlass ist deren Sanierung. Autor ist der Tübinger Stadtarchivar Udo Rauch.

Mitte der 1960er Jahre musste die alte Stützmauer der Stiftskirche erneuert werden. Die neue Betonmauer kaschierte man mit Natursteinen. Die Verkleidung stammte von der alten Reithalle in der Wilhelmstraße, die damals gerade zugunsten der neuen Mensa abgebrochen wurde. Foto: Alfred Göhner, Stadtarchiv Tübingen

Mitte der 1960er Jahre musste die alte Stützmauer der Stiftskirche erneuert werden. Die neue Betonmauer kaschierte man mit Natursteinen. Die Verkleidung stammte von der alten Reithalle in der Wilhelmstraße, die damals gerade zugunsten der neuen Mensa abgebrochen wurde. Foto: Alfred Göhner, Stadtarchiv Tübingen

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01.07.2016, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 01.07.2016, 01:00 Uhr

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