Horb in der Offensive

Die Stadt will den geplanten Hochschulcampus auf dem Kasernengelände

Die Stadt Horb geht in die Offensive beim geplanten Hochschulcampus Nordschwarzwald: Das von mehreren großen Industrie-Unternehmen aus dem Landkreis und der IHK angetriebene Projekt soll in die Horber Kaserne einziehen. So hätte es zumindest Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger gerne. Die SÜDWEST PRESSE liefert die wichtigsten Fragen und Antworten zum geplanten Campus.

19.02.2016

Von Vincent Meissner

Momentan sieht’s noch etwas wüst aus, doch hier könnte bald der geplante Hochschulcampus Nordschwarzwald entstehen. Das Bild zeigt eines der ehemaligen Mannschaftsgebäude (links) der Horber Kaserne und die frühere Sporthalle ganz im Südwesten des Areals. Beide sollen mit einem Korridor mit Aufenthaltsräumen verbunden werden. Links schließt sich der Exerzierplatz an. Im Vordergrund ist der Sportplatz mit der Laufbahn.Bild: dag

Momentan sieht’s noch etwas wüst aus, doch hier könnte bald der geplante Hochschulcampus Nordschwarzwald entstehen. Das Bild zeigt eines der ehemaligen Mannschaftsgebäude (links) der Horber Kaserne und die frühere Sporthalle ganz im Südwesten des Areals. Beide sollen mit einem Korridor mit Aufenthaltsräumen verbunden werden. Links schließt sich der Exerzierplatz an. Im Vordergrund ist der Sportplatz mit der Laufbahn.Bild: dag

Welche Unternehmen sind beteiligt? Die großen Fünf sind die Firmen Fischer aus Waldachtal, Schmalz aus Glatten, Leuco aus Horb, Homag aus Schopfloch und Arburg aus Loßburg. Ihnen zur Seite stehen einige kleinere Unternehmen. Weitere Mitstreiter werden noch gesucht. „Es ist hervorragend, dass sich die hiesigen Unternehmen so stark um das Thema kümmern“, sagt Horbs OB Rosenberger.

Welche sonstigen Akteure wirken mit? Die Uni Stuttgart ist mit ihrer Maschinenbau-Fakultät beteiligt. Zudem ist die Industrie- und Handelskammer (IHK) Nordschwarzwald dabei, deren Vizepräsident der Geschäftsführende Gesellschafter der Schmalz GmbH, Dr. Kurt Schmalz, ist. Außerdem hat der Kreistag im Dezember beschlossen, dass der Landkreis in diesem Jahr 100 000 Euro zahlt und jeweils 175 000 Euro sind für die folgenden fünf Jahre in der mittelfristigen Finanzplanung einkalkuliert. Dazu soll noch die Stadt einen Beitrag leisten, in welcher der Campus entsteht.

Was hat die Stadt Horb zu bieten? Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger gab gestern im Rathaus einen Einblick in die anfänglichen Planungen: „Wir wollen dem Landkreis und den Unternehmen einen Vorschlag unterbreiten“, sagte er. Ein großer Vorteil des Plans: Die Gebäude stehen schon, Neubauten wären nicht nötig. Und: Alles gehört der Stadt und wäre sofort verfügbar. Eine zentrale Forderung der Initiatoren ist die gute Erreichbarkeit des Campus’. Sowohl von der Autobahn als auch mit Zug und Bus sieht Rosenberger die Kaserne gut angeschlossen. „Und das ist die Strecke, die man von Stuttgart aus noch macht“, sagt er mit Blick auf die Dozenten der Uni Stuttgart. Zudem hat die Stadt Erfahrung mit dem Umbau der Kasernengebäude: „Mit dem Umbau für die Duale Hochschule haben wir gezeigt, dass wir das schnell und gut können“, sagt Horbs Wirtschaftsförderer Axel Blochwitz.

Was beinhalten die Horber Entwürfe? Die Stadt hat bei einem Pforzheimer Architekturbüro einen ersten Entwurf in Auftrag gegeben. Der soll kommenden Dienstag auch im Gemeinderats-Ausschuss vorgestellt werden. Die Stadt hat sich am Anforderungskatalog der Initiatoren orientiert – „und sogar noch was drauf gepackt“, sagt Rosenberger.

Wie könnte der Campus in Horb aussehen? Hauptgebäude wäre das ehemalige Mannschaftsgebäude mit vier Etagen und jeweils 1000 Quadratmetern Fläche. Hier fänden Seminarräume, Großraumbüros, Einzelbüros, Studenten-Arbeitsplätze, ein Wohnheim und ein Konferenzsaal unterm Dach Platz. Und dann wäre immer noch nicht alles belegt. Im Keller könnten Technik und Computer-Server installiert werden. Die frühere Sporthalle würde zur Laborhalle werden. Neu käme ein Korridor zwischen beiden Gebäuden mit Aufenthaltsbereich und Cafeteria.

Welche Alternativ-Standorte gibt es? Neben Horb hat auch Freudenstadt Interesse angemeldet. Dabei war von den Unternehmern ursprünglich wohl gar kein offener Wettbewerb geplant. Doch davon hat Landrat Klaus Rückert beim Horber Neujahrsempfang gesprochen und ankündigt, er halte sich da raus. Das gefällt OB Rosenberger jedoch nicht so recht: „Wir brauchen nicht immer einen offenen Wettbewerb“, sagt er. „Wir hätten es auch elegant gefunden, wenn Horb mal protegiert worden wäre.“ Schließlich habe es beim Krankenhaus auch keinen Wettbewerb zwischen den größten Städten im Kreis gegeben.

Wer soll am Hochschulcampus studieren? Die geplante Außenstelle der Maschinenbau-Fakultät der Universität Stuttgart soll pro Semester 20 bis 30 Bachelor-Absolventen aufnehmen und zum Master-Abschluss führen. Insgesamt kalkulieren die Initiatoren mit 80 bis 100 Studenten am Hochschulcampus.

Was kostet das alles? Da es noch keine konkreten Planungen gibt, ist auch noch keine Kostenschätzung möglich. Klar ist bislang nur, was der Landkreis bereit ist zuzuschießen. OB Rosenberger hatte in der Gemeinderatssitzung im Dezember verlautbaren lassen, dass die Firmen Fischer und Schmalz 400 000 Euro beisteuern wollen. Und die Stadt Horb bietet nun Grundstück und Gebäude: „Das Ding ist millionenschwer“, sagt Rosenberger über das Horber Angebot.

Wann soll’s losgehen? Noch stecken die Planungen in den Anfängen. Im Dezember hatten die Industrie-Unternehmen einen Förderverein gegründet und dies als den Grundstein für den Aufbau des Hochschulcampus’ bezeichnet. Gestern hat sich der Lenkungskreis aus Unternehmens-Vertretern und der Universität Stuttgart in Schopfloch getroffen. Bis die Planungen konkreter werden, dauert es jedoch wohl noch einige Wochen. Geplant ist der Beginn der Bauarbeiten für Herbst dieses Jahres. Mittelfristig soll ein ganzes Technologie-Zentrum am neuen Standort entstehen.

Wozu das Ganze? Einen direkten Nutzen haben zunächst weder der Landkreis noch die Stadt, in welcher der Campus mal entstehen wird. Allerdings ist die Einrichtung wichtig für die hier angesiedelten Weltmarktführer. Sie sind auf gut ausgebildete Fachkräfte angewiesen. Und die soll die Hochschule liefern. Das Kalkül der Initiatoren ist es, dass die Ingenieure hierbleiben, wenn sie hier studiert haben und somit auch die Unternehmen gestärkt werden.

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Erstellt:
19.02.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 20sec
zuletzt aktualisiert: 19.02.2016, 01:00 Uhr

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