Gaststätten

Die Stammgastfamilie renoviert

In der Neckarstraße packen die Gäste mit an. Aus dem ehemaligen „Bärenstüble“ und der „Pilsstube“ soll eine gemeinsame Kneipe werden.

24.03.2017

Von Florian Dürr

Pächterin Sandra Schwerin (rechts) mit ihrer Tochter Stefani (links).Bilder: Dürr

Pächterin Sandra Schwerin (rechts) mit ihrer Tochter Stefani (links).Bilder: Dürr

Am Durchgang von der Neckarstraße zum Steg über den Mühlkanal fällt jedem, der vorbeikommt, die mächtige Holztür mit Bullauge auf – die Tür des ehemaligen „Bärenstüble“. Dort, wo man eigentlich Menschen mit Bierglas in der einen und Zigarette in der anderen Hand erwarten würde, sind heute ein Farbeimer und Mario mit der Streichwalze zu sehen. Mario ist einer der Stammgäste, die sich bei der Fusion von „Bärenstüble“ und „Pilsstube“ nicht scheuen, die Hände selbst dreckig zu machen.

Seit Elisabeth und Harry Junge 2014 im „Bärenstüble“ aufgehört hatten, war es um die gemütlich-kultige Raucherkneipe nicht gut bestellt. Die nachfolgenden Pächter klagten über zu wenige Gäste und versuchten dem negativen Trend unter anderem mit einer kleinen Namensänderung von „Bärenstüble“ zu „Stüble“ entgegenzuwirken – vergeblich. Sie mussten aufgeben, und aus der ehemaligen Kultkneipe wurde ein ungebrauchter Raum. Doch nun gibt es wieder Hoffnung für alle, die das „Bärenstüble“ vermisst haben.

Denn aus zwei mach eins: „Das wird die Kultkneipe schlechthin“, sagt Alexander Gräf, einer der Stammgäste in der Horber „Pilsstube“. Seit einer Woche packen die Gäste nämlich tatkräftig bei der Vergrößerung der Kneipe mit an. Aus „Pilsstube“ und dem ehemaligen „Bärenstüble“ wird ein gemeinsames Lokal.

Die Pächter Sandra (42) und Frank Schwerin (42) entschieden sich dazu, den leerstehenden Raum des „Bärenstüble“ zu nutzen und deshalb die beiden Kneipen durch einen Durchbruch in der Wand miteinander zu verbinden.

Nun renovieren die Stammgäste der Kneipe schon seit einer Woche den neu dazugewonnen Raum, um den Traum der Kultkneipe wahr werden zu lassen. „Man hat ja als Stammgast auch was davon, wenn man mithilft“, sagt Gräf. Und da die meisten Gäste der Kneipe Handwerker sind, haben sie sich bereiterklärt, nach getaner Arbeit auch noch die eine oder andere Überstunde zu machen, um so die Renovierung voranzutreiben. „Vom Elektriker bis zum Metzger haben wir hier alle“, erzählt Sandra Schwerin glücklich über die freiwilligen Helfer und ihre treuen Gäste.

Denn die Stammgäste lieben ihre „Pilsstube“, da sie dort zusammen eine „verschworene Gemeinschaft“ bilden, wie es Gräf formuliert. „Wir sind hier eigentlich nur Horber und deshalb ist es sehr ruhig und gibt keinen Stress“, erzählt der Stammgast und fügt hinzu: „Wenn es einem irgendwo gefällt, geht man da auch gerne hin, um sein Feierabend-Bier
zu trinken.“

Unter den ehemaligen Pächtern war das nämlich nicht der Fall, aber seit Sandra und Frank Schwerin die Pilsstube übernommen hätten, würden auch wieder mehr Leute den Weg in die Kneipe finden, erzählt Gräf.

Das war im Juni 2013, als Peter Reske, einer der Stammgäste, der jetzigen Pächterin den Vorschlag gemacht hatte, die Pilsstube zu übernehmen. Da konnte die 42-Jährige, die damals auf Arbeitssuche war, nicht „Nein“ sagen. Sie besprach sich mit ihrem Mann, und die neuen Pächter für die Pilsstube waren gefunden.

Und jetzt hilft die ganze Familie Schwerin, darunter auch die beiden Töchter Stefani (20) und Sarah (21), mit, sodass auch in den kommenden Jahren die Horber weiterhin die Pilsstube besuchen.

Ein Standbein der Kneipe und Garantie für viele Gäste sind auch die erste und zweite Horber Dart-Mannschaft, die in der Dart-Schwabenliga gegen andere Teams antritt und ihre Heimspiele in der Pilsstube austrägt. Und „Dartler haben immer Durst“, weiß Stammgast Alexander Gräf. Während in der Vergangenheit im Raum des „Bärenstüble“ nur eine Bar und Sitzgelegenheiten zu finden waren, werden dort nach der Renovierung die Dart-Automaten untergebracht sein, um im Hauptraum mehr Platz zu gewinnen, denn „samstags wird es hier schon eng“, erzählt Gräf über den großen Ansturm an den Dart-Spieltagen.

Den wird es dann wohl auch geben, wenn die Baustelle fertiggestellt ist und die beiden Kneipen endgültig miteinander fusioniert sind. „Wenn alles gut läuft, sind wir am ersten April fertig“, sagt Pächterin Schwerin zuversichtlich. Vielleicht ist das nach Elisabeth und Harry Junge der Startschuss für eine neue Ära im „Bärenstüble“, auch wenn der neue gemeinsame Name „Pilsstube“ ist. Mit solch tatkräftigen Stammgästen, wie sie die Schwerins unter anderem mit Mario haben, klingt das nicht unwahrscheinlich.

Stammgast Mario hilft, wo er kann: Hier arbeitet er mit der Streichwalze.

Stammgast Mario hilft, wo er kann: Hier arbeitet er mit der Streichwalze.

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24.03.2017, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 24.03.2017, 01:00 Uhr

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