Heimatgeschichte

Dokumentation des Dorflebens

Der Kirchliche Bauförderverein Fischingen hat einen Bildband mit Fotos von 1851 bis 1972 herausgegeben. Das Buch erscheint am 3. Dezember.

14.11.2017

Von Cristina Priotto

Kühe ziehen um 1925 ein Fuhrwerk mit Holz über den Rathausplatz durch den Ort.

Kühe ziehen um 1925 ein Fuhrwerk mit Holz über den Rathausplatz durch den Ort.

Wer waren nochmal die „Lange Kätther“, „Molke-Rosa“ oder „Konsum-Frieda“? Im Bildband „Unser Dorf Fischingen am Neckar in alten Bildern von 1851 bis 1972“ des Kirchlichen Baufördervereins St. Margaretha Fischingen können Interessierte in Kürze beim Blättern Antworten auf diese und viele weitere Fragen zur Ortsgeschichte erhalten.

Hermann-Josef Speier und Raimund Kreher haben in rund einjähriger Arbeit mit Hilfe von zirka 50 Leihgebern umfangreiches fotografisches Material aus der Geschichte Fischingens zusammengetragen. Bis zu seinem Tod Ende April unterstützte auch Hans Hipp das ambitionierte Vorhaben.

Die Idee zu dem Projekt hatte der Kirchliche Bauförderverein, nachdem die Ausstellung bei den Heimattagen 2013 und in einer erweiterten Wiederholung im Folgejahr bei den Bürgern so gut ankam.

Wenige Aufrufe genügten, damit Schriftführer Kreher und der Vorsitzende Speier mit alten Schwarz-weiß-Aufnahmen regelrecht geflutet wurden. „Es hat uns überrollt. Ich hätte nicht gedacht, dass es soviel Resonanz gibt“, berichtet Raimund Kreher bei einem Pressegespräch. Die Männer haben die mehr als 500 zur Verfügung gestellten Bilder nicht nur sortiert und wegen teils sehr schlechter Qualität aufwendig technisch nachbearbeitet, sondern auch sehr viel Mühe darauf verwendet, die Namen der abgebildeten Personen in Erfahrung zu bringen – eine enorme Fleißaufgabe. „Das unterscheidet uns von anderen Heimatbildbänden der Umgebung“, unterstreicht Hermann-Josef Speier stolz eine Besonderheit.

Der Schwerpunkt liegt denn auch ganz klar auf den Fotos, textlich haben sich die Herausgeber bewusst auf einen kurzen geschichtlichen Abriss beschränkt. Dekan Alexander Halter verfasste das Vorwort. Das Buch umfasst bewusst den Zeitraum nur bis 1972, denn im selben Jahr erschien anlässlich der 1200-Jahr-Feier auch das „Fischinger Heimatbuch“.

Da beide Verfasser aus Fischingen stammen und dort leben beziehungsweise lange dort gelebt haben, war es für Kreher und Speier spannend, anhand der Fotos zu sehen, wo sich der Ort verändert hat und wo vieles gleichblieb.

Die thematische Struktur des Bildbands hat sich teils aus den eingereichten Fotos ergeben. „Zu manchen Bereichen haben wir aber auch gezielt gesucht“, erklärt Raimund Kreher das Prinzip. Die Gliederung in 26 Abschnitte enthält so unter anderem alte Ansichtskarten des Neckardorfs.

Nicht fehlen dürfen natürlich Fotos des Wahrzeichens Burgruine Wehrstein sowie weiterer markanter Gebäude wie der Mühle und der Pfarrkirche St. Margaretha.

Von Letzterer sind in dem Bildband zudem die Grundsteinlegungsurkunde und Zeichnungen enthalten. Als Kirchlicher Bauförderverein fühlten sich die Macher dem kirchlichen Leben besonders verpflichtet: Die Pfarrer, Ordensschwestern und -brüder und der Kirchenchor werden auf zahlreichen Bildern dokumentiert.

Aus dem Fundus zahlreicher Fischinger Bürger erhielten die Herausgeber zudem etliche alte Familienfotografien von Hochzeiten.

Noch immer beeindruckend sind die Aufnahmen von Hochwassern, etwa aus dem Jahr 1953. Die Flößerei, die Post und die frühere Anbindung an die Eisenbahn können Geschichtsinteressierte dem Bildband ebenfalls entnehmen. Ernst drein blicken die Schüler von einst auf den Fotos, die vor dem heutigen Rathaus entstanden.

Schwierige Zeiten wie die beiden Weltkriege spart die bildreiche Ortschronik nicht aus.

Raimund Kreher hat bei Gesprächen mit den Leihgebern der Aufnahmen aber auch viel über die „Burg“-Tanzkurse, Kameradschaften und Jahrgangsfeiern erfahren.

Der Abschnitt über die Landwirtschaft umfasst nur wenige Seiten: „Fischingen war ein armes Dorf, in dem nur drei Bauern Pferde besaßen“, erklärt Speier.

Etliche Bilder bis von 1890 zeugen von den ältesten „Dynastien“ des Orts, den Familien Bossenmaier, Wöhrstein und Hipp.

Spannend ist die Dokumentation über die Aktivitäten der Vereine, denn das Streichmusik-Ensemble sowie die Ortsverbände von VdK und DRK gibt es nicht mehr.

Dass das Projekt sich so umfangreich auswachsen würde, hätten die Initiatoren anfangs nicht gedacht. „Es hat uns aber auch sehr viel Spaß gemacht“, versichern Speier und Kreher unisono. Mit bislang 70 Vorbestellungen können die Macher zufrieden sein.

Finanziert wurde das Druckwerk aus Vereinsmitteln, durch Sponsoren, die Stadt Sulz und aus dem Fischinger Ortsbudget. In Druck gegangen ist der Bildband am gestrigen Montag, nachdem Margarete Schon die Druckfahne Korrektur gelesen hatte. Der Bildband erscheint in einer Auflage von 400 Stück als gebundenes Hardcover im Format 21 auf 21 Zentimeter und enthält auf 248 Seiten 504 Abbildungen.

Beim Kinderfest um das Jahr 1955 hatte der Nachwuchs mit Kostümen offensichtlich viel Spaß.

Beim Kinderfest um das Jahr 1955 hatte der Nachwuchs mit Kostümen offensichtlich viel Spaß.

Die Goldene Hochzeit von Franz Xaver und Veronika Hipp.

Die Goldene Hochzeit von Franz Xaver und Veronika Hipp.

Auf einer kolorierten Postkarte von Fischingen aus dem Jahr 1910 ist der Ort mit der Ruine Wehrstein und dem Gfrörer-Steinbruch zu sehen.

Auf einer kolorierten Postkarte von Fischingen aus dem Jahr 1910 ist der Ort mit der Ruine Wehrstein und dem Gfrörer-Steinbruch zu sehen.

Verkauf ab 3. Dezember

Beim Adventskaffee am Sonntag,

3. Dezember, verkauft der Kirchliche Bauförderverein den Bildband „Unser Dorf Fischingen am Neckar in alten

Bildern von 1851 bis 1972“ (24,80 Euro).

Erhältlich ist das Buch darüber

hinaus bei Raimund Kreher (Telefon 07454/87195) oder Hermann-Josef

Speier (Telefon 07485/1012).

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Erstellt:
14.11.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 12sec
zuletzt aktualisiert: 14.11.2017, 01:00 Uhr

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