Ein Lied für Nour

Ein Lied für Nour

Ein junger Mann aus dem Gaza-Streifen will als Sänger an der größten arabischen Casting-Show in Kairo teilnehmen.

15.09.2016

Von Klaus-Peter Eichele

Ein Lied für Nour

Die ersten Bilder irritieren. Ist dieses propere, vom Meer aus gesehen geradezu idyllische Fleckchen Erde wirklich Gaza-Stadt, die man aus dem Fernsehen als Trümmerhaufen kennt? Sie ist es, allerdings setzt der Film des palästinensischen Regisseurs Hany Abu Assad („Paradise Now“) zu einem Zeitpunkt ein, als die Hamas den Ort noch nicht zur Raketenabschussrampe umfunktioniert und die israelische Armee darauf mit Bombardements geantwortet hatte.  

Hier lebt in bescheidenen Verhältnissen der etwa zehnjährige Mohammed. Seine Leidenschaft ist die Musik und sein Traum, einmal in der Oper von Kairo aufzutreten. Mit einer Band aus Gleichaltrigen, der auch seine Schwester Nour angehört, verdient er sich auf Hochzeiten die ersten Sporen. Eine erste dunkle Wolke zieht auf, als eines der Mitglieder Musik plötzlich für Teufelszeug hält. Als kurz darauf die quirlige Nour an einem Nierenleiden stirbt, hat sich Mohammeds Vision, ein berühmter Sänger zu werden, vollends erledigt.  

Zehn Jahre später fährt er in der mittlerweile vom Regime der Islamisten eingeschüchterten und von Bomben verwüsteten Stadt missmutig Taxi. Als er aber davon erfährt, dass noch Kandidaten für die Castingshow „Arab Idol“ in Kairo gesucht werden, wird seine Leidenschaft neu entfacht. Doch schon aus dem weitgehend abgeriegelten Gaza-Streifen herauszukommen, erweist sich als schier aussichtsloses Unterfangen.  

Dass der Regisseur schon Dutzende Festivalpreise gewonnen hat, merkt man „Ein Lied für Nour“ an. Über weite Strecken bringt er Alltagsbeobachtungen mit dramatischen, witzigen und politisch aufschlussreichen Passagen überzeugend in Einklang. Besonders die Erlebnisse der Kids auf der Wildbahn von Gaza geraten ihm äußerst charmant. Zum Ende hin fällt der Film allerdings in den Trott eines Wohlfühl-Dramas mit Genre-gängigen Rückschlägen und Erfolgserlebnissen. Auch die finale Feier der nationalen Einheit fällt etwas schal aus. Da hilft auch nicht, dass die Geschichte zu großen Teilen auf einer wahren Begebenheit beruht.

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Erstellt:
15.09.2016, 16:22 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 57sec
zuletzt aktualisiert: 15.09.2016, 16:22 Uhr

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