Ein Tag wie kein anderer

Ein Tag wie kein anderer

In der Tragikomödie aus Israel versucht ein Paar, mit dem Tod seines 25-jährigen Sohnes fertig zu werden.

12.02.2017

Von Klaus-Peter Eichele

Ein Tag wie kein anderer

Wenn einem Ehepaar das einzige Kind wegstirbt, im vorliegenden Fall ist es der 25 Jahre alte Sohn, darf man mit Fug ein Trauerspiel erwarten. Der Film des israelischen Regisseurs Asaph Polonsky fällt jedoch ins Genre einer absurden Komödie.

Die Geschichte beginnt am letzten Tag der Shiva, jenem jüdischen Ritual, in dem Verwandte und Freunde den Hinterbliebenen in deren Wohnung zur Seite stehen. Nachdem die Gäste mit ihren Gurkensalatschüsseln abgezogen sind, wollen Eyal (Shai Avivi) und Vicky (Evgenia Dodina), so gut es eben geht, zum normalen Alltag zurückkehren. Doch dieser Vorsatz kommt für Eyal eindeutig zu früh. Weil er nicht weiß, wohin mit seinen Gefühlen, strolcht er ziellos umher – so auch im Hospiz, wo der Sohn die letzten Wochen vor seinem Tod verbracht hat.

Statt dessen Kuscheldecke, die er zu suchen vorgibt, findet er aber nur ein Päckchen Marihuana. Seine vergeblichen Versuche, daraus einen Joint zu fabrizieren, führen den Film aufs Gefild der Comedy, die sich noch steigert, als er sich zwecks Abhilfe mit dem chaotischen Sprössling seiner Nachbarn verbündet. Dessen Faible fürs Luftgitarrespielen sorgt zusammen mit dem Gras für ausgelassene Stimmung im Trauerhaus. Derweil verstrickt sich Eyals Gattin in einen Kleinkrieg mit einem Aushilfslehrer, der nach ihrer frühzeitigen Rückkehr an die Schule partout nicht weichen will.

Obwohl das Herzzerreißende der Ausgangslage von der Komik nach und nach überwölbt wird, lässt Regisseur Polonsky doch immer wieder durchschimmern, dass der Verlustschmerz durch Eyals Rücksturz ins Infantile nur verdrängt wird, nicht verschwindet. Er erweist sich als notwendige Phase der Bewältigung, die den Boden für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Tod bereitet.

Der israelische Kabarettist Shai Avivi stattet den Vater, der sich im emotionalen Ausnahmezustand zum Affen macht, zwischendurch aber auch grob oder sanft werden kann, mit maximaler Glaubwürdigkeit aus. Stimmungsvoll untermalt wird das Ganze von den rohen Folksongs der hierzulande noch zu entdeckenden Sängerin Tamar Aphek.

Wenn bei der Trauerarbeit Anspruch und Wirklichkeit auseinanderklaffen, kann das ziemlich komisch werden.

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Erstellt:
12.02.2017, 13:05 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 02sec
zuletzt aktualisiert: 12.02.2017, 13:05 Uhr

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