Gefahrenstelle

Ein Unfallherd weniger

Der Bahnübergang bei Talheim wird einer Brücke weichen. Die Stadt hat jetzt Änderungswünsche an das Regierungspräsidium gesandt.

23.11.2017

Von Dagmar Stepper

Der Bahnübergang bei Talheim gilt als Gefahrenstelle. Im September 2015 fiel die Signalanlage nach einem Unfall mit einem Lastwagen aus, Arbeiter regelten den Verkehr. Archivbild: Kuball

Der Bahnübergang bei Talheim gilt als Gefahrenstelle. Im September 2015 fiel die Signalanlage nach einem Unfall mit einem Lastwagen aus, Arbeiter regelten den Verkehr. Archivbild: Kuball

Seit Jahrzehnten kämpft die Stadt für einen sicheren Bahnübergang bei Talheim. Es gibt keine Schranke, nur eine Warnblinkanlage. Ende der 70er-Jahre kam es zu einem tödlichen Unfall, und allein in den vergangenen fünf Jahren waren es zehn Verkehrsunfälle mit zwei Schwerverletzten und fünf Leichtverletzten. Bei drei dieser Unfälle waren Kollisionen mit einem Zug die Ursache. Auch ohne Unfälle geriet der Bahnübergang immer wieder in die Schlagzeilen: Die Warnblinkanlage musste monatelang manuell bedient werden. Es gab etliche Autofahrer, die die Strecke deswegen mieden.

Straße wird begradigt

Doch auch die unausgebaute Landesstraße zwischen dem Industriegebiet Heiligenfeld und dem Ziegelhof-Kreisel entpuppt sich immer wieder als Unfallherd. Hier kam es in den vergangenen fünf Jahren zu sechs Verkehrsunfällen mit zwei Leichtverletzten. Das Fazit einer Verkehrsschau: Der Bahnübergang ist als gefährlich eingestuft, der Ausbau wurde gefordert.

Am Dienstagabend war der Talheimer Bahnübergang mal wieder Thema im Gemeinderat. Der Grund: Die Stadt hat Änderungswünsche an den Planfeststellungsunterlagen, die derzeit öffentlich ausliegen. Das Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe hat die Unterlagen gefertigt, nachdem das Verkehrministerium im vergangenen Jahr die Vorentwürfe genehmigt hatte.

Fachbereichsleiter Wolfgang Kronenbitter skizzierte den Stand der Planungen. Eine Brücke soll über die Gleise führen, die Straße wird ausgebaut und begradigt. Momentan beträgt die Fahrbahnbreite rund 5 Meter, später soll sie 7,50 Meter plus einem Randstreifen von 0,50 Meter betragen. Der Ausbau der L 355 ist auf einer Länge von 1,145 Kilometer beabsichtigt, wobei 450 Meter aus der Bahnübergangsbeseitigung resultieren.

Die Sichtverhältnisse werden verbessert und die Verkehrsicherheit erhöht. Auf rund 3,87 Millionen Euro belaufen sich die Gesamtkosten, davon eine Million Euro kreuzungsbedingte Kosten. Land, Bund und Deutsche Bahn teilen sich die Finanzierung zu jeweils einem Drittel. Die Stadt muss selbst nichts zahlen.

Doch Horb hat nun eben auch Wünsche am Bauprojekt. Wenn schon eine Brücke gebaut wird, könnte auch ein Radweg eingeplant werden. Denn der parallel zur L 355 laufende Wirtschaftsweg soll durchgehend asphaltiert werden, so dass er auch als Radweg genutzt werden kann. Dazu müsste die Brücke allerdings verbreitet werden. Weitere Änderungswünsche: Die L 355 wird in einem Teilbereich zu einem landwirtschaftlichen Schotterweg umgebaut, und landwirtschaftliche Wege sollen besser verbunden werden. Ob diese Wünsche allerdings berücksichtigt werden, steht noch offen.

Baubeginn in einem Jahr?

Und wann kann mit dem Baubeginn gerechnet werden? Dazu gab Wolfgang Kronenbitter auf Anfrage der SÜDWEST PRESSE folgende Auskunft: „Nach meiner Einschätzung dauert das noch mindestens ein Jahr.“ Denn gebaut werden kann erst, wenn der Planfeststellungsbeschluss rechtskräftig ist. Momentan läuft erst das Planfeststellungsverfahren. Im Frühjahr 2018 wird es einen Erörterungstermin in Talheim geben, anschließend werden die Einwände geprüft.

Die Bauzeit schätzt Kronenbitter auf 18 Monate. Da die Brücke aber nicht vor Ort gebaut wird, sondern fertig geliefert, wird die Zeit der Sperrung wesentlich kürzer sein. Die Umleitung erfolgt voraussichtlich über Eutingen und Altheim. Konkretes könne man erst sagen, wenn der Baubeginn feststeht. Aber die Finanzierung stehe, so Kronenbitter – zumindest derzeit.

Der Verkehr auf der L 355

Nach den Verkehrsuntersuchungen für die Neckartalbrücke betrug in 2008 das Gesamtverkehrsaufkommen im Bereich des Bahnübergangs bei Talheim 4100 Kfz/24h. Der Schwerverkehrsanteil lag bei 310 LKW/24h. Die Prognose für das Jahr 2025 ergibt eine Verkehrsbelastung von 5200 Kfz/24h, mit einem Schwerverkehrsanteil von 420 Kfz/24h.

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Erstellt:
23.11.2017, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 23.11.2017, 01:00 Uhr

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