Sundown-Festival in den Kinos Arsenal und Atelier

Eine Reise um die Welt und auf den Mond

In Arsenal und Atelier gibt es eine Woche lang Arthaus-Filme vor dem Kinostart und weitere Schmankerl für Kinofans.

11.07.2017

Von Klaus-Peter Eichele

Der DJ war auch schon mal frischer: „The Party“.Bild: Verleih

Der DJ war auch schon mal frischer: „The Party“.Bild: Verleih

Einmal um die ganze Welt – unter diesem Motto zeigen die Tübinger Kinos Arsenal und Atelier vom Mittwoch an eine Woche lang 26 Filme von allen Kontinenten. Die meisten der vorwiegend preisgekrönten Spiel- und Dokumentarfilme starten erst später im Jahr regulär in den Kinos oder haben überhaupt noch keinen deutschen Verleih. Außerdem gibt es zwei Open-air-Vorführungen, eine Trash-Nacht und einen Stummfilm mit Livemusik.

Der Titel der Festivals, „Sundown“, rührt noch aus dem Vorjahr, als die Filme im Kino Arsenal pünktlich mit dem Sonnenuntergang begonnen haben. Das ist diesmal nur noch teilweise der Fall, denn Arsenal-Programmchef Dieter Betz hat den Spielplan deutlich ausgeweitet und das Zwillingskino Atelier miteinbezogen. In beiden Sälen laufen Filme jetzt durchgehend vom Nachmittag bis zum späten Abend.

Offiziell eröffnet wird die Filmschau am Mittwoch um 21.22 Uhr im Arsenal mit der Salonkomödie „The Party“ aus Großbritannien. In dem lustigsten Film aus dem diesjährigen Berlinale-Wettbewerb läuft der Empfang, den eine Londoner Politikerin anlässlich ihres Aufstiegs ins Schattenkabinett gibt, aus dem Ruder.

Ein Highlight für Cineasten ist der Schwarz-Weiß-Film „Paradies“, der dem russischen Altmeister Andrey Konchalovsky den Regiepreis beim Festival in Venedig eingebracht hat. In dem Drama verschränken sich schicksalhaft die Lebenswege einer französischen Widerstandskämpferin, eines Nazi-Kollaborateurs und eines deutschen SS-Offiziers im zweiten Weltkrieg. Den Darstellerpreis beim gleichen Festival bekam der Argentinier Oscar Martinez. Er spielt in „Der Nobelpreisträger“ einen berühmten Schriftsteller, dem bei einem Besuch in seinem Heimatdorf Neid und Hass entgegenschlagen. Aus der Riege der Kunstfilme sticht noch „Der Ornithologe“ des Portugiesen João Pedro Rodrigues heraus. In dem Locarno-Winner des Vorjahrs schlägt sich ein Vogelforscher durch eine betörend surreale Dschungelwelt.

Wer es etwas eingängiger mag, könnte in dem neuen Film von Emir Kusturica auf seine Kosten kommen. In „On The Milky Way“ erzählt der Bosnier nach bewährtem Muster eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des jugoslawischen Bürgerkriegs. Auch an Jugendliche richtet sich die Neuverfilmung des Romans „Ein Sack voll Murmeln“, der die Flucht zweier jüdischer Jungen durch das von der Nazi-Wehrmacht besetzte Frankreich schildert.

Das halbe Dutzend Dokumentarfilme des Festivals beschäftigt sich unter anderem mit zwei österreichischen Bud-Spencer-Fans, die unbedingt ihr Idol kennen lernen wollen („Sie nannten ihn Spencer“), und der mexikanischen Sängerin Chavela Vargas, die bereits in den 1950-er Jahren offen lesbisch gelebt hat („Chavela“). Zum Episodenfilm „Research Refugees“ (am Mittwoch um 18.30 Uhr) mit verschiedenen Beiträgen zur Flüchtlingsthematik kommen zwei der Regisseure ins Arsenal.

Schon etwas abgehangenere Filme werden an den beiden Open-air-Terminen am kommenden Wochenende im eigens eingerichteten Festival-Biergarten vor dem Kino Arsenal gezeigt. Am Freitag läuft dort die Werner-Herzog-Hommage „Genkingen – ein schwäbisches Volksmärchen“ und am Samstag das türkische Jugenddrama „Mustang“. Beginn ist jeweils um 22 Uhr, der Eintritt ist frei.

Noch weiter zurück in die Vergangenheit geht es in der Trash-Nacht, wo am Samstag um 23.59 Uhr „Nude On The Moon“ aus dem Jahr 1961 gezeigt wird. In dem obskuren Science-Fiction-Film entpuppt sich der Mond als Erotik-Paradies.

Schließlich gibt es noch, in Zusammenarbeit mit den Initiatoren der Stuttgarter Carl-Laemmle-Ausstellung, den vom Hollywood-Schwaben produzierten Stummfilm „Der Glöckner von Notre Dame“ (1923). Die Verfilmung des Romans von Victor Hugo mit Lon Chaney als Quasimodo wird vom Musiker Günter Buchwald live begleitet, am Sonntag, 16. Juli, um 16 Uhr im Arsenal.

Ermäßigter Festivalpass

Programmhefte liegen in den Kinos aus. Den kompletten Spielplan gibt es auch auf der Webseite www.arsenalkinos.de. Hartgesottene Cineasten können für 30 beziehungsweise Studierende für 20 Euro einen Festivalpass kaufen. Der Festival-Biergarten ist täglich ab 15 Uhr geöffnet.

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Erstellt:
11.07.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 50sec
zuletzt aktualisiert: 11.07.2017, 01:00 Uhr

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