„Kino und Kirche“ in Mössingen

Eine Rettungsinsel für kleine Filme

Die Mössinger Reihe „Kino und Kirche“ zeigt auch einen Film über die sexuelle Revolution in der Schweiz.

28.09.2017

Von Jürgen Jonas

Die junge Hausfrau Nora stellt diesen Freitag in den Mössinger Lichtspielen „Die göttliche Ordnung“ auf den Kopf. Agenturbild

Die junge Hausfrau Nora stellt diesen Freitag in den Mössinger Lichtspielen „Die göttliche Ordnung“ auf den Kopf. Agenturbild

Immer freitags, immer gehaltvoll – in den Lichtspielen Mössingen läuft die Reihe „Kino und Kirche“ seit mehr als einem Vierteljahrhundert und findet ihr Publikum, auch über die Stadt und das Steinlachtal hinaus. Die beiden Film-Enthusiasten, die dahinterstecken, der ehemalige Bästenhardter Pfarrer Wolfgang Heutjer und Kinobetreiber Stefan Schlegel, haben sich auch für die anlaufende Serie um ein „buntgemischtes Programm“ bemüht.

Beim Pressegespräch sprachen sie auch über die Entwicklungen im Filmgeschäft, die sich immer rasanter breit machen und dazu führen, dass Filme nur sehr kurzfristig gezeigt werden können. Dies geht einher mit dem Riesenangebot, das im Internet fürs Publikum bereitsteht. Heutjer und Schlegel sehen sich in der Rolle „einer kleinen Rettungsinsel für Filme, die sonst zu schnell ganz untergehen würden“. Ihre sorgsame Auswahl begreift Filmkunst, die es immer noch gibt, als Spiegelung gesellschaftlicher Prozesse.

Voll rein passt da ein unterhaltsamer Film aus der Schweiz, für den beide schwärmen. Am morgigen Freitag, 29. September, zeigen sie „Die göttliche Ordnung“, eine hintersinnige Tragikomödie in einem Dorf im Appenzeller Land. Sie spielt Anfang der 1970er-Jahre. Eine Hausfrau entwickelt sich zur Streiterin für das Frauenwahlrecht. Ehemann und Dorfbewohner sind irritiert, wovon sich die direkte Demokratin nicht beeindrucken lässt. Nebenbei wird die Geschichte der sexuellen Revolution in der Schweiz erzählt.

„Weit – die Geschichte von einem Weg um die Welt“, kommt am Freitag, 20. Oktober, auf die Leinwand. Die Dokumentation, die durch Mundpropaganda zu einer Art Kultfilm wurde, zeigt das Weltwandererpaar Patrick Allgaier und Gwendolin Weisser aus Freiburg. Sie waren im Frühjahr 2013 aufgebrochen, um meistenteils zu Fuß die Welt zu umrunden.

Als Teil der ökumenischen Friedensdekade zeigt die Reihe am Freitag, 11. November, „Loving“ (Regie Jeff Nichols). Eine berührende Liebesgeschichte, die zurückgeht ins Jahr 1958, als die Gesetze des US-Staats Virginia die Beziehung zwischen einem weißen Bauarbeiter und einer jungen Schwarzen als Mischehe verboten.

Vor Weihnachten, am Freitag, 22. Dezember, können sich nicht nur Filmliebhaber eine Pause gönnen, begleitet von Meryl Streep und Clint Eastwood, der auch Regie führte in „Die Brücken am Fluss“. Sensibel wird von der intensiven Verbindung eines reisenden Fotografen mit einer verheirateten Frau erzählt. 1995 gedreht, lief der Film seinerzeit schon in der Reihe „Kino und Kirche.“

Am Freitag, 26. Januar, geht es in das von den Nazis besetzte Paris. Der Film „Ein Sack voll Murmeln“ schildert das Schicksal zweier jüdischer Brüder, deren Eltern sie nach Südfrankreich schicken auf eine lebensgefährliche Odyssee.

Schließlich steht am Freitag, 23. Februar, „Haus ohne Dach“ auf dem Programm, ein weiterer Dokumentarfilm, in der Regie von Soleen Yusef. Es ist seine Abschlussarbeit an der Filmhochschule Ludwigsburg. Drei in Stuttgart lebende Geschwister machen sich auf in die kurdische Region des Irak, um ihre Mutter zu beerdigen. Ein Weg mit Hindernissen, der sie zueinander führt.

Alle Filme laufen in den Lichtspielen Mössingen in der Höfgasse und beginnen jeweils um Viertel nach acht.

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28.09.2017, 00:03 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 31sec
zuletzt aktualisiert: 28.09.2017, 00:03 Uhr

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