Haugenstein

Eine Win-Win-Situation

Die Horber Stadtwerke übernehmen zum 1. Juli das Heizkraftwerk. Wirtschaftlich soll es sich tragen, und die Bewohner zahlen trotzdem weniger.

28.06.2017

Von Dagmar Stepper

OB Peter Rosenberger (links) und Horbs Stadtwerke-Chef Eckhardt Huber berichteten gestern vom erfolgreichen Vertragsabschluss bei der Übernahme des Haugenstein-Wärmekraftwerks (im Hintergrund) und verrieten dazu einige Details, die den Betroffenen noch erläutert werden. Bild: Stepper

OB Peter Rosenberger (links) und Horbs Stadtwerke-Chef Eckhardt Huber berichteten gestern vom erfolgreichen Vertragsabschluss bei der Übernahme des Haugenstein-Wärmekraftwerks (im Hintergrund) und verrieten dazu einige Details, die den Betroffenen noch erläutert werden. Bild: Stepper

Das gestrige Pressegespräch zum Haugenstein begann mit einem Paukenschlag: „Ab dem 1. Juli haben alle Bewohner des Haugensteins wieder heißes Wasser und Heizung“, verkündete Oberbürgermeister Peter Rosenberger. Der Coup ist gelungen: In drei Tagen übernehmen die Stadtwerke das Heizkraftwerk von Andreas Osbelt.

Rosenberger und Osbelt haben am Freitag die Verträge notariell unterzeichnet. Über den Kaufpreis möchte Rosenberger nicht ins Detail gehen. „Alles zusammen liegt er im siebenstelligen Bereich.“ Die Versorgung der 120 Wohnungen mit Strom und Wärme ist somit gesichert. Rosenberger versprach, dass die Stadtwerke künftig weder die Heizung noch das Warmwasser abdrehen würden.

Vor einer Woche hatte Rosenberger in einer nichtöffentlichen Sitzung Grünes Licht vom Gemeinderat zu den Verhandlungen mit Osbelt bekommen. „Die Zustimmung war groß, sie lag bei 90 Prozent“, sagt der OB, „die meisten Stadträte sind sich der politischen Verantwortung schon bewusst.
Wir sind nicht nur Dienstleister, sondern auch eine Solidargemeinschaft.“

Zwei Forderungen waren an die Vertragsverhandlungen geknüpft. Erstens: Das Heizkraftwerk muss wirtschaftlich laufen, eine Quersubventionierung darf es nicht geben. Zweitens: 90 Prozent der Eigentümer und Eigentümergemeinschaften müssen einen Vertrag mit den Stadtwerken abschließen. „Es sind sogar fast 100 Prozent“, teilte Rosenberger stolz mit, „denn nur ein Einziger hat nicht unterschrieben. Aber auch mit dem sind wir in Verhandlung.“

Damit kann ein unrühmliches Kapitel abgeschlossen werden. Denn seit einem Jahr ist die ehemalige Nato-Siedlung regelmäßig in den Schlagzeilen. Die Heizungskosten stiegen wegen der maroden Leitungen und dem schlechten Wirkungsgrad stetig.

Stadtwerke-Chef Eckhardt Huber bezifferte gestern den Gesamtverlust auf 42 Prozent. Manche Bewohner stellten daraufhin die Zahlungen an Heizkraftbesitzer Andreas Osbelt ein. Dieser reagierte entschlossen und stellte die Heizung ab. Als die Temperaturen im Winter teilweise in den zweistelligen Minusbereich rutschten, wurde es für die Betroffenen untragbar. Mehrfach wandten sie sich auch an die Stadt und den Gemeinderat, die sich als Moderatoren anboten. Mit Erfolg, wie sich jetzt zeigt.

In den kommenden Tagen geht es Schlag auf Schlag. Am Freitag, 30. Juni, werden die Stromzähler in den Wohnungen abgelesen und es erfolgt die Übergabe. Am 1. Juli werden die Stadtwerke offiziell die Besitzer des Heizkraftwerks. Am Samstag beginnt auch die Ausschreibung für das Umstellen auf das Zwei-Rohr-System, das weniger Wärmeverlust verheißt und so die Stromrechnung drückt. Im Herbst soll die Umstellung erfolgen und das neue Blockheizkraftwerk in das bestehende Heizwerk integriert werden. Ab 2018 soll der Haugenstein dann mit neuen Netzen ausgestattet werden.

Rosenberger spricht von einer Win-Win-Situation. Für die Haugenstein-Bewohner wird das Heizen nicht nur günstiger, sondern auch sicherer. Doch auch die Stadtwerke profitieren, denn der Betrieb sei wirtschaftlich. Und nicht zuletzt bessert Horb mit dem Umbau und der besseren Effizienz der Wärmeversorgung seine Bilanz
als klimaneutrale Zone auf. „Es wird weniger CO2 produziert“, sagt Rosenberger.

Die Stadt hat übrigens Osbelts gesamtes Haugenstein-Eigentum gekauft. Neben dem Heizkraftwerk auch alle Immobilien und Grundstücke. „Der Haugenstein ist jetzt Osbelt-frei“, sagt Rosenberger. Das gilt allerdings nicht für die Altforderungen von Osbelt an die Eigentümer. „Da können wir nicht helfen“, macht Rosenberger deutlich.

Dennoch ist er sich einer Sache sicher: „Die schlaflosen Nächte für die Haugenstein-Bewohner haben nun ein Ende.“ Eckhard Huber ergänzt lächelnd: „Dafür beginnt jetzt die Arbeit erst richtig.“

Die Preise

Die Bewohner werden am 15. Juli bei einer Eigentümerversammlung über die neuen Modalitäten informiert. Laut Huber wird es für die Bewohner günstiger. Der Grundpreis sinkt nach dem Umbau von derzeit 15,47 auf 11 Euro. Der Preis pro Kilowattstunde, der sogenannte Arbeitspreis, steigt zwar von 4,8 Cent auf 5,7 Cent, aber unterm Strich werde er laut Huber wegen des geringeren Stromverbrauchs günstiger. Er spricht von Ersparnissen von bis zu 25 Prozent.

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Erstellt:
28.06.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 53sec
zuletzt aktualisiert: 28.06.2017, 01:00 Uhr

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