Auf eine Stadionwurst mit...

Feuerwehrmann mit Torinstinkt

dem ehemaligen Toptorjäger Markus Holzberger, der vom Vorstopper zum Stürmer und vom BVB-Spieler zum Abstiegsretter wurde.

26.01.2017

Von Peter Strigl

Trainierte auch schon den FC Rottenburg: Markus Holzberger. Archivbild: Ulmer

Trainierte auch schon den FC Rottenburg: Markus Holzberger. Archivbild: Ulmer

Vielversprechend begann Markus Holzbergers Jugend. In der D-Jugend wurde der damals Neunjährige von Borussia Dortmund gesichtet. Zwei Jahre zuvor war er, von Pfalzgrafenweiler kommend, mit seiner westfälischen Mutter nach Scharnhorst gezogen.

Als Vorstopper wurde er unter anderem Westfalenmeister mit der Jugendmannschaft des BVB, bis eine Erkrankung der Mutter die Familie zum Rückzug in den Schwarzwald bewog. „Das war sehr schlimm für mich“, sagt der heute 51-Jährige rückblickend. Alle Gegenwehr half nichts, von nun an spielte der Jugendliche wieder im beschaulichen Pfalzgrafenweiler. Bis auf ein kurzes Intermezzo bei Dornstetten blieb er auch seinem Geburtsort treu, richtig motiviert sei er aber nicht gewesen.

Die Zeit bei den Aktiven brachte schließlich eine grundlegende Änderung: „Als bei uns der Sturm ausgefallen ist, wurde ich im Angriff eingesetzt und habe gleich getroffen“, erinnert sich Holzberger. Von da an habe er immer im Sturm gespielt – und vergolt es mit reichlich Treffern. So schoss er die Schwarzwälder in der Saison 1986/87 in die Landesliga – sich selbst sogar bis in die Oberliga. Er hatte ein lukratives Angebot vom SSV Reutlingen erhalten, inklusive Arbeitsplatz und Wohnung. Diese Versprechen aber wurden vom damaligen Drittligisten nie eingelöst, sodass Holzberger nach nur einer Saison nach Nagold wechselte.

Nagold sollte nach dem BVB die zweite große Liebe des Westfalen werden, wenn auch erst später. Denn hier erlebte der Torjäger seine fußballerisch schönsten Zeiten. In der Saison 1994/95 war er bei Pfalzgrafenweiler zum Spielertrainer geworden und so in die Landesliga aufgestiegen. Nach einem Abstecher über Neustetten kehrte er nun nach Nagold zurück. Dieser steckte damals tief in der Krise, mit nur einem Pünktchen aus der Vorrunde stand dem VfL das Wasser bis zum Hals. Markus Holzberger wurde als „Retter“ engagiert – und schaffte das kaum Mögliche: den Klassenerhalt. Darauf ist er bis heute stolz. In weiteren vier Jahren als Spielertrainer gelang ihm gar der Aufstieg in die Landesliga und der zweifache Pokalsieg.

2003 wiederholte er das Kunststück beim SV 03 Tübingen, den er ebenfalls aus der Krise holte und am Ende gar Sechster wurde. Anschließend folgten weitere vier Jahre in Nagold, in denen er es bis auf den fünften Platz in der Verbandsliga schaffte. „Mehr ging nicht“, sagt er zur Aufgabe seiner Tätigkeit beim VfL.

Doch ganz vorbei war es noch nicht: Der FC Rottenburg rief an und wollte ebenfalls aus der Misere befreit werden. In einem Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE hatte Holzberger damals ausdrücklich gesagt, nicht wieder nur der „Feuerwehrmann“ sein zu wollen. Am Ende sei er dennoch genau das gewesen, gesteht er rückblickend ein. Rottenburg gewann das Relegationsspiel gegen den ungeliebten Ex-Verein Holzbergers, den SSV Reutlingen, mit 4:2 und schaffte den angestrebten Landesliga-Verbleib.

Danach war es aber wirklich vorbei. Seitdem spielt Holzberger nur noch gelegentlich bei den Alten Herren. Doch auch hier hat ihn sein Torinstinkt noch nicht ganz verlassen: Beim SVF Turnier in Freudenstadt wurde er mit der Traditionself nicht nur Turniersieger, sondern mit fünf Treffern auch Torschützenkönig. In der SÜDWEST PRESSE blickt er auf seine vielseitige Laufbahn zurück.

Herr Holzberger, wie verfolgen
Sie Ihre verschiedenen Vereine?

Ich verfolge eigentlich alle, vor allem Tübingen, Nagold und Pfalzgrafenweiler. Da habe ich noch sehr gute Kontakte. Allerdings verfolge ich viel übers Internet, da ich nicht so viel Zeit habe, um jedes Wochenende bei drei Vereinen neben dem Platz zu sein.

Was war Ihr größter
sportlicher Erfolg?

Eigentlich als Trainer in Nagold. Aber als Spieler waren es die sechs Tore beim 8:1 gegen Sulz mit Nagold in der Landesliga Staffel 3. Das ist bis heute ein Rekord. Und in der Bezirksliga Böblingen/Calw habe ich nochmal in einem Spiel sechs Tore geschossen, das ist auch immer noch Rekord. Ich war schon ein echter Torjäger.

Wie sind Sie dem Sport heute
verbunden?

Ein bisschen bei den Alten Herren, mehr geht leider nicht. Aber ich bin absoluter BVB-Fan. Gegen Lissabon war ich durch den Manager von André Schürrle, der ein Bekannter von mir ist, das letzte Mal im Stadion.

Was sind Ihre schönsten sportlichen Erinnerungen an die gute, alte Zeit?

Das war der Verbandsliga-Aufstieg mit Nagold 2008. Das hat mich selbst gewundert, dass wir das geschafft haben.

Was ist die schlimmste sportliche Erinnerung?

Mein Knöchelbruch. Und mein Kreuzbandriss. Das war innerhalb von genau einem Jahr: Am 23. Januar 1991 hatte ich den Kreuzbandriss, am 23. Januar 1992 den Knöchelbruch. Deswegen hasse ich den 23. Januar, das ist mein Unglückstag (lacht).

Wer war Ihr härtester Gegenspieler?

Das war der Mulle. Ein Verteidiger in Horb als ich bei Pfalzgrafenweiler gespielt habe. Eigentlich hieß er Müller, aber alle haben ihn nur Mulle genannt. Der war hart, aber fair.

Treiben Sie heute noch Sport?

Ich spiele seit mittlerweile fünf oder sechs Jahren regelmäßig Tennis, also immer mal wieder. Außerdem spiele ich ja noch Fußball bei den Alten Herren oder bei den Traditionsmannschaften. Außer bei Freudenstadt habe ich auch mal für den VfB Stuttgart gespielt.

Wo gibts die beste Stadionwurst?

In Nagold natürlich.

Warum?

Weil die einfach gut ist (lacht).

Verfolgen Sie Sport lieber
live vor dem Fernseher oder vor Ort im Stadion?

Lieber im Fernsehen, weil ich ja BVB-Fan bin und nur dreimal
im Jahr hochkomme, wenn ich meine Mutter besuche. Dann
versuche ich auch immer ins Stadion zu gehen, ich bin ja auch Vereinsmitglied. Ich habe schwarz-gelbes Blut.

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Erstellt:
26.01.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 45sec
zuletzt aktualisiert: 26.01.2017, 01:00 Uhr

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