Städtepartnerschaft

Freundschaft in Europa erneuert

Beim Festabend der Jumelage betonen die Redner die Bedeutung des Zusammenhalts. Für Auflockerung sorgen Theater, Musik und Tanz.

29.05.2017

Von Cristina Priotto

David Maret begeisterte als Gesangssolist.

David Maret begeisterte als Gesangssolist.

Ein gelungenes Wiedersehen und den Beginn neuer Freundschaften feierten am Freitagabend rund 350 Sulzer und Montendreser in der Stadthalle. Das sechsstündige Programm bot eine gute Mischung aus Reden und Darbietungen.

Das große Thema des Abends war das deutsch-französische Verhältnis, wobei die Akteure dies mal ernst, mal witzig analysierten.

Augenzwinkernde Analyse

Den Auftakt machte eine Schauspielgruppe des Theaterclubs, die mit einem Augenzwinkern in vier Szenen die Städtepartnerschaft und die Eigenheiten von Sulzern und Franzosen in beiden Sprachen beschrieb: So thematisierten die Mimen unter der Regie von Ursula Weber eine Sitzung der Partnerschaftskomitees, in der es um die Planung des Jumelage-Feier-Programms ging: Wieviele Reden, wieviel Essen, eher Sachlichkeit oder lieber Emotionen – da gingen die Meinungen auseinander. Da fehlende Sprachkenntnisse oft den direkten Austausch verhindern, schlug eine Teilnehmern ein afrikanisches Lied vor. Zu den „Global“-Sitzwürfeln, dem Gastgeschenk aus Sulz von 2016, wünschte sich ein Montendreser Kissen und Tische, um Pineau draufzustellen. Als gelungenes Double des Interviewers Alfons erwies sich Norbert Weber, der beim Thema Liebe auf eine große Kluft zwischen den leidenschaftlichen Franzosen und den spröden Deutschen stieß. Mit „forever“ beantworteten drei singende Dirndl-Trägerinnen die Fragen, was die Dauer der Städte-Freundschaft, die Haltbarkeit der Sitzwürfel und die vermutete Dauer des Abendprogramms anging.

Die Bürgermeister beider Kommunen unterstrichen in ihren Ansprachen, wie wichtig solche Beziehungen gerade in Zeiten eines verletzlichen Europas seien. Gerd Hieber betonte, lebendige Partnerschaft wachse von unten. „Nur von der Basis aus gedacht können sich das gegenseitige Interesse und das notwendige Verständnis füreinander entwickeln“, sagte Hieber. Die seit 40 Jahren währende Verbindung zwischen Sulz und Montendre sei ein Beispiel für die Überwindung einstmals schmerzlich spürbarer Staatsgrenzen und für Völkerverständigung. Über die Jahrzehnte hinweg seien „sehr viele gute Erinnerungen geschaffen“ worden, bilanzierte Gerd Hieber. Als Wunsch für die Zukunft formulierte der Sulzer Bürgermeister, dass der ständige Austausch weiterhin das Verhältnis beider Partnerstädte bestimmen solle.

Hiebers Amtskollege Bernard Lalande erinnerte sich an seinen ersten Besuch in Sulz vor 25 Jahren. Seither sei ein vertrauensvolles und herzliches Verhältnis im europäischen Freundschaftsgedanken gewachsen. Dank der Geschenke seien die Sulzer für die Montendreser im Alltag an wichtigen Plätzen in der Stadt präsent. Das aktuelle Gastgeschenk aus Frankreich, eine Pumpe für den Brunnen am Wasserspielplatz, der am Samstag eingeweiht wurde (siehe nebenstehenden Bericht) verglich der Senator mit einem schlagenden Herzen. „Wir teilen den Willen, das Abenteuer Europa weiterzuverfolgen“, bekannte sich Bernard Lalande klar zu Europa.

Feierlich erklangen im Anschluss beide Nationalhymnen: Die Stadtkapelle spielte die Marseillaise, die „Lyre Montendraise“ intonierte die deutsche Nationalhymne, und die Gäste erhoben sich und sangen die Texte mit.

Mehrere Lieder auf Deutsch und Französisch stimmte zwischen den Redenblocks auch ein Projektchor an, dirigiert von Musiklehrerin Kristina Röhrig.

Hinzmanns Hilferuf

Annick Brard, Vorsitzender des Comité de jumelage, nannte die Städtepartnerschaft „eine Oase des Friedens in einer kriegerischen Welt“. Europa brauche mehr Mitmenschlichkeit, das sei die Aufgabe der jungen Generation für die Zukunft. „Früher waren beide Völker Feinde, jetzt sind wir Freunde“, stellte Brard die positive Entwicklung heraus.

Amtskollege Heiko Hinzmann lobte an der Verbindung, sie mache beide Städte um bunte Farbtupfer reicher. „Partnerschaften werden von Bürgern gelebt, die sich engagieren“, betonte der Vorsitzende des Sulzer Partnerschaftsausschusses. „Wir haben zu einem geeinten Europa beigetragen“, stellte Hinzmann fest und appellierte an die wenigen Vertreter jüngeren Generationen, sich für Begegnungen einzusetzen, die Sprachen des Nachbarlandes zu lernen und so dem Austausch zu neuem Schwung zu verhelfen.

Die verbindende Sprache der Musik demonstrierte eindrucksvoll die Kapelle des Gastlandes: Der Bühnenauftritt der „Lyre Montendraise“, teils mit David Maret als Sänger, riss die Feiernden mit und animierte zum Mitklatschen und teils zum Tanzen.

Etwas Besonderes hatte sich die Volkstanzgruppe ausgedacht, deren blau-weiß-rote Kleidung farblich zur Hallendekoration in den französischen Nationalfarben passte: Die Tänzer präsentierten einen Bändertanz, musikalisch begleitet von der Stadtkapelle.

Zu fortgeschrittener Stunde ließen es auch die Big Band des Alb-eck-Gymnasiums, die „Lyre Montendraise“ und die Stadtkapelle nochmals krachen.

Freundschaft in Europa erneuert
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29.05.2017, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 29.05.2017, 01:00 Uhr

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