Der Rückkehrer

Fußball: Steven Solly ist zum Saisonfinale in der Bezirksliga in Bestform

Es war keine leichte Saison für Steven Solly (23): Lange plagte er sich mit Leistenbeschwerden rum und musste immer wieder pausieren. Doch zum Ende der Saison kommt der Stürmer des SV Wachendorf immer besser in Form und war beim 4:2-Erfolg im vorweggenommenen Endspiel um Platz zwei in der Fußball-Bezirksliga gegen den TuS Ergenzingen der auffälligste Spieler.

31.05.2016

Von Vincent Meissner

„Wir waren ja schon abgeschrieben“: Wachendorfs Steven Solly (vorne) gegen seinen Ex-Verein SG Empfingen mit Marcel Trick.Bild: Ulmer

„Wir waren ja schon abgeschrieben“: Wachendorfs Steven Solly (vorne) gegen seinen Ex-Verein SG Empfingen mit Marcel Trick.Bild: Ulmer

Wachendorf. Steven Solly hat eine regelrechte Mediziner-Odyssee hinter sich: Von einem Arzt ging es für ihn zum anderen. Und von einem Physiotherapeuten zum nächsten. Doch keiner konnte ihm helfen gegen die andauernden Leistenprobleme. „Ich habe viele Diagnosen bekommen aber keine Heilung“, erzählt der Börstinger.

Erst der Tipp eines Kumpels brachte Besserung: Der hatte einst ganz ähnliche Probleme und empfahl Solly seinen gesamten Muskelapparat zu stärken. Also ging Solly ins Fitnessstudio und trainierte die seitlichen Baumuskeln, die Gesäßmuskeln und die Oberschenkelmuskeln. „Damit das ganze Gerüst stabiler wird“, erklärt er. Und seitdem läuft’s wieder. „Bis jetzt hält’s. Ich hoffe, dass es so bleibt.“

Fünf Treffer hat der Stürmer inzwischen in der Bezirksliga erzielt. Am Sonntag beim 4:2-Sieg im vielleicht vorentscheidenden Spiel um den Aufstiegs-Relegationsplatz gegen Ergenzingen war Solly an allen vier Treffern beteiligt – das vorentscheidende 3:2 machte er selbst.

Auch Wachendorfs Spielertrainer Markus Link ist angetan von der aktuellen Verfassung Sollys: „Er hat in den vergangenen Wochen unheimlich Gas gegeben“, sagt Link, der besonders dessen Präsenz lobt, und wie er vorne Bälle erobert. „In dieser Form ist er für jede Mannschaft eine Bereicherung“, sagt Link.

Kurz vor Ende des Spiels hatte Ergenzingens Tobias Böhm dann jedoch genug von Sollys Glanzleistung gesehen: Er mähte den Wachendorfer mit einem hässlichen Foul um – ein rotwürdiges Foul, für das es nur die gelbe Karte gab. Doch Solly musste ausgewechselt werden. Einen Tag später gibt er allerdings Entwarnung: „Der Knöchel ist ein bisschen dick. Aber das ist in ein paar Tagen normalerweise wieder vorbei“, sagt Solly.

Mit dem 4:2-Sieg hat Wachendorf Konkurrent Ergenzingen in der Tabelle überholt und steht nun punktgleich mit dem um einen Treffer besseren Torverhältnis auf Platz zwei. Es kommt am Samstag also zum Fernduell um den Relegationsplatz: Wachendorf muss zum Tabellenvierten SV Oberiflingen. „Das ist nicht ohne“, sagt Solly. „Aber wir wollen einfach ein geiles Spiel machen.“ Ergenzingen spielt parallel zu Hause gegen den Fünften Empfingen.

Mit dem Relegationsplatz und der damit verbundenen Aufstiegschance hatte Solly gar nicht mehr gerechnet: „Wir waren ja schon abgeschrieben und sind nur durch die Ergenzinger Schwäche wieder rangekommen“, sagt er. „Aber klar, die Relegation wäre auch finanziell geil für den Verein.“

Ab Herbst Politik-Studium an der Uni in Frankfurt

Falls es tatsächlich mit dem Aufstieg klappen sollte für Wachendorf, ist noch unklar, wie sehr Solly davon überhaupt profitieren würde. Das liegt allerdings weniger an seinen Verletzungs-Sorgen, sondern an seiner Lebensplanung: Im September will er nach Frankfurt ziehen, um Politikwissenschaft zu studieren. „Ich habe zwar vor, meinen Pass in Wachendorf zu lassen, aber ich weiß nicht, wie es sich vom Stundenplan her ergibt.“

Solly hat sich am renommierten Frankfurter Uni-Institut beworben, weil ihn der dortige Schwerpunkt „Internationale Beziehungen“ interessiert. Er würde später gerne als Lobbyist arbeiten. „Interessenvertretung“ nennt er das. Es muss nicht unbedingt ein Wirtschaftsunternehmen sein. „Mich interessiert auch die Umwelt“, sagt Solly. Und er könnte sich auch vorstellen, für die Interessen von Minderheiten einzutreten. „Aber ich lass’ das jetzt mal auf mich zukommen.“

Über die Aussage des AfD-Politikers Alexander Gauland, der sich am Wochenende abfällig über den deutschen Nationalspieler Jerome Boateng geäußert hat, kann Solly nur lachen. „Was soll ich dazu sagen?!“, fragt er. „Die Aussage hat er doch nur gemacht, um Aufmerksamkeit zu erregen. Das braucht man gar nicht so Ernst zu nehmen.“

Solly haben die Reaktionen der Zuschauer beim Länderspiel Deutschland gegen die Slowakei in Augsburg gefallen. Das Publikum stand Boateng zur Seite: „Ich finde es schön, dass es da so eine Solidarität gab“, sagt Solly, der in Togo geboren wurde und im Alter von einem Jahr mit seinen Eltern nach Deutschland gezogen ist.

Der Steckbrief

Name: Steven Solly

Geburtsdatum: 22. Mai 1993

Beruf: angehender Student der Politikwissenschaft

Position: Sturm

Stationen: TSV Weitingen, SG Empfingen, SV Wachendorf

Größter sportlicher Erfolg: Aufstieg mit den Weitinger B-Junioren in die Bezirksstaffel

Rechts-/Linksfuß: Rechtsfuß

Saisonziel: Verletzungsfrei bleiben

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Erstellt:
31.05.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 01sec
zuletzt aktualisiert: 31.05.2016, 01:00 Uhr

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