Ein Jahrhundertwerk

Gestern wurde die Sanierung der Stiftskirche nach drei Jahren beendet

Seit gestern ist die Stiftskirche nach dreijähriger Bauzeit wieder (fast) ohne Gerüst. Die Sanierungsarbeiten sind fertig, wenn auch mit erheblichen Verzögerungen und mit Mehrkosten in Höhe von 900 000 Euro.

31.08.2016

Von Dagmar Stepper

Gestern wurde die Sanierung der Stiftskirche nach drei Jahren beendet

Horb. So mancher hatte sich im vergangenen Jahr den Blick auf den Stiftskirchenturm erspart. Denn der Turm gab mit seinem Gerüst eher ein unschönes Bild ab. Die Ziffern der großen Kirchturmuhr konnte man ebenfalls nicht lesen. Doch seit gestern lohnt sich der Blick wieder: Die Bauarbeiten sind beendet, die Baustelle ist rechtzeitig zum Turmfest am 18. September fertig.

„Ja, wir sind jetzt wirklich froh“, sagt Diakon Klaus Konrad auf Nachfrage der SÜDWEST PRESSE. Rückblick: Im Oktober des vergangenen Jahres gab es für die katholische Kirchengemeinde eine böse Überraschung: Bei der Sanierung des Chordachs stellte sich heraus, dass viele Balken schimmelten und ersetzt werden mussten. Dadurch stiegen die Kosten um 300 000 Euro. Damit nicht genug: Auch der Stiftskirchenturm entpuppte sich als marode. Die Mehrkosten hier liegen bei 600 000 Euro. So stiegen insgesamt die Kosten von 1,7 auf 2,6 Millionen Euro. Der Zeitplan konnte auch nicht eingehalten werden: Die Eröffnung der Stiftskirche musste immer wieder nach hinten verschoben werden.

Am 28. Februar wurde die Stiftskirche wieder eröffnet. Im Innern strahlte der Sakralbau, der ursprünglich aus dem 14. Jahrhundert stammt, wieder in neuem Glanz. Bis zum großen Stadtbrand im Jahr 1725 war die Kirche in schlichter Gotik gehalten. Anschließend wurde sie in barocker Üppigkeit ausgestattet. Doch das Gerüst außen blieb weiter stehen. Sehr zum Verdruss von vielen Horbern. Denn die Sanierungsarbeiten kosten viel Geld. Zehn Prozent der Gesamtkosten muss die Horber katholische Kirchengemeinde selbst stemmen. Von den Mehrkosten für Turm und Chorsanierung in Höhe von 900 000 Euro fallen 90 000 Euro zusätzlich an. Der Anteil für die Dachsanierung, die 2014 begann, liegt bei 125 000 Euro.

Diese Mehrkosten bereiten gerade etwas Probleme. Bei der Dachsanierung flossen die Spendengelder recht gut. Der Förderverein Stiftskirchendach sah sich schon fast am Ziel: 105 000 Euro waren gesammelt, lediglich 20 000 Euro standen noch aus. Doch nun sind es wieder 110 000 Euro, die fehlen. Und jetzt sitzt das Geld nicht mehr so locker. „Die Spendenbereitschaft ist eher kleiner geworden“, bestätigt Diakon Konrad. Beim Dach waren Gaben in Höhe von 1000 Euro nichts Ungewöhnliches. „Doch momentan ist es fast nichts“, erklärt Konrad.

Er vermutet, das hängt auch mit dem Unverständnis für die zusätzlichen Baustellen zusammen. „Wir wurden oft gefragt: Warum kriegt ihr das nicht hin? Wann wird es endlich fertig?“, berichtet Konrad. Doch von Anfang an sei klar gewesen, dass es drei separate Bauabschnitte seien. „Wir bekamen die Millionen nicht auf einen Schlag“, sagt er. So hat die Diözese Rottenburg-Stuttgart ihre Mittel für die Sanierung – es sind über 80 Prozent der Gesamtkosten – auf drei Jahre verteilt.

Im Förderverein will man daher mit verschiedenen Aktionen und Veranstaltungen die Spendenbereitschaft fördern: Am Sonntag, 18. September wird zum Turmfest geladen. Die Erlöse des Leonhardsritt am 2. Oktober fließen ebenfalls dem Förderverein zu. So wie auch diverse Konzerte in der Winterzeit. Ein Trost bleibt: „Mit der vollendeten Sanierung der Horber Stiftskirche haben wir jetzt ein Jahrhundertwerk“, meint Konrad.

Info: Das Turmfest findet am Sonntag, 18. September, statt. Nach dem Festgottesdienst um 9.30 Uhr wird das neue Missionskreuz um 10.30 Uhr auf dem Kirchvorplatz geweiht. Anschließend gibt es einen Ständerling. Von 11.30 bis 12 Uhr gibt es eine historische Kirchenführung. Zwischen 13.30 und 16 Uhr finden mehrere Turmführungen statt. Um 14 Uhr gibt es eine Kirchendachführung.

Nach Monaten der unschönen Verpackung wurde am gestrigen Dienstag der Stiftskirchenturm wieder freigelegt. Fast drei Jahre lang ist damit die Baustelle am Marktplatzbeendet.Bild: bbm

Nach Monaten der unschönen Verpackung wurde am gestrigen Dienstag der Stiftskirchenturm wieder freigelegt. Fast drei Jahre lang ist damit die Baustelle am Marktplatz beendet. Bild: bbm

Zweites Sorgenkind Liebfrauenkirche

Die Liebfrauenkirche ist die kleine Schwester der ehrwürdigen Stiftskirche. Entstanden ist sie zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert. Größere Veränderungen fanden im 17. Jahrhundert statt. Die reizende kleine Kirche wird auch „Kappel“ genannt. Hier finden auch die regelmäßigen Gottesdienste statt, die Stiftskirche ist aufgrund ihrer Größe und dem schwierigen Heizen im Winter für Festgottesdienste reserviert. Wie Diakon Klaus Konrad berichtet, ist bei der Liebfrauenkirche auch das Dach sanierungsbedürftig. Zwar nicht so stark wie bei der großen Schwester, aber dennoch muss in in Zukunft mal gerichtet werden. Doch aufgrund der Mehrkosten bei der Stiftskirche müsse die Kirchengemeinde jetzt erst mal abwarten. „Wir in Horb können jetzt nicht schon wieder mit großen Bauprojekten kommen“, sagt Konrad mit Blick auf die Diözese Rottenburg-Stuttgart.

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31.08.2016, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 31.08.2016, 01:00 Uhr

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