Schwimm-WM

Gold auf der Nebenstrecke

Bei Olympia ging Marco Koch baden. Er zog die Konsequenzen, speckte stark ab und trumpft jetzt wieder auf: In Kanada holte er gleich den Brust-Titel über 100 Meter.

09.12.2016

Von DPA

Das 100-Meter-Rennen war eigentlich eher zum „Aufwärmen“ gedacht: Umso mehr staunte auch Marco Koch selbst über den Sieg. Foto: dpa

Das 100-Meter-Rennen war eigentlich eher zum „Aufwärmen“ gedacht: Umso mehr staunte auch Marco Koch selbst über den Sieg. Foto: dpa

Windsor. Beim Warmmachen gleich die Goldmedaille: Auch mit ein wenig Abstand konnte Deutschlands Top-Schwimmer Marco Koch seinen WM-Triumph auf der Nebenstrecke kaum fassen. „Ich habe das Rennen eigentlich fürs Aufwärmen genutzt. Wir hatten sogar überlegt, mich abzumelden, um mich für die 200 Meter zu schonen. Und jetzt gewinne ich – das ist witzig“, sagte der 26-Jährige nach seinem etwas überraschenden Sieg über 100 m Brust bei der Kurzbahn-WM im kanadischen Windsor.

Das primäre Ziel des Weltmeisters bei den Titelkämpfen auf der 25-m-Bahn ist eigentlich Gold über die doppelte Distanz. Hier will er auch seinen vor zweieinhalb Wochen bei der DM in Berlin aufgestellten Weltrekord angreifen. „Er ist in einer tollen Form“, sagte Bundestrainer Henning Lambertz. Koch dominiert wieder die Weltspitze – nur leider vier Monate zu spät. Nach der Olympia-Enttäuschung (7. Platz) präsentiert sich der Darmstädter in überragender Form und schlanker denn je. Mit einer Radikalkur hatte Koch, der wegen seiner im Vergleich zu anderen Schwimmern wenig austrainierten Figur in manchen Medien reichlich Spott geerntet hatte („Dickes Problem für das deutsche Schwimmen“), nach Rio zwischenzeitlich 13 Kilogramm abgenommen.

Einen direkten Zusammenhang zu seinen jüngsten Erfolgen lässt Koch zumindest öffentlich nicht gelten. Doch seine Trainer deuten an, dass die Power-Diät mit zahlreichen Eiweiß-Shakes noch vor Rio wohl keine schlechte Idee gewesen wäre. „Hinterher ist man immer schlauer“, sagte Heimcoach Alexander Kreisel. Bundestrainer Lambertz meinte: „Er war in Rio körperlich nicht in bester Form. Es war vielleicht eine Addition von vielen Dingen: zurückliegende Virusinfekte, Schulterprobleme – und dann ein paar überflüssige Pfunde mitgeschleppt.“ Doch Kochs starke Form ist nicht nur mit dem geringeren Gewicht zu erklären. Er hat die Kurzbahn-Saison im Winter schon immer ernst genommen, weil hier nach den Saisonhöhepunkten im Sommer auch Geld verdient werden kann.

Möglicherweise verleiht ihm auch die Liebe Flügel. Freundin Reva Foos ist als Freistilschwimmerin erstmals bei einer großen Meisterschaft mit dabei. „Marco ist also auch ein bisschen abgelenkt, muss nicht immer alleine auf seinem Zimmerchen hocken“, sagte Lambertz. Im 100-m-Rennen war Koch fokussiert, in 56,77 Sekunden verpasste er nur um zwei Hundertstel seinen deutschen Rekord.

Die Sprinter Wladimir Morosov (Russland/+0,23 Rückstand) und Fabio Scozzoli (Italien/+0,27) hatten auf den Plätzen zwei und drei keine Chance. Beim verhaltenen Jubel im Wasser wirkte der 200-m-Spezialist eher ungläubig als euphorisch. „Natürlich freue ich mich“, sagte Marco Koch hinterher, „aber es ist irgendwie anders.“ Und: Das Beste kommt vielleicht noch. sid

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Erstellt:
09.12.2016, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 17sec
zuletzt aktualisiert: 09.12.2016, 06:00 Uhr

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