Jubiläum mit Generationenwechsel

Horber erleben familiäre Herzlichkeit in Salins-les-Bains / Lebenswerk des Andrè Blôt geehrt

So heiter wie das sommerliche Wetter verlief die Reise zur Feier der 25-jährigen Partnerschaft mit Salins-les-Bains. Statt sentimentaler Rückblicke überwogen Ideen zur zukunftsorientierten Neuausrichtung.

28.09.2016

Von HANS-MICHAEL GREISS

Das „Familienfoto“ vor der „Ranch“, wo Alain Marot mit seiner Gattin Muriel die Horber Gäste mit einem vorzüglichen Menü auf die Heimreise schickte.Bilder: hmg

Das „Familienfoto“ vor der „Ranch“, wo Alain Marot mit seiner Gattin Muriel die Horber Gäste mit einem vorzüglichen Menü auf die Heimreise schickte.Bilder: hmg

Horb/ Salins-les-Bains. Nach 24 Jahren leidenschaftlicher Pflege der Partnerschaft hatte der nun 83-jährige Andrè Blôt den Generationswechsel vollzogen, und der ist nach dem Treffen mit Erfolg gelungen. „Monsieur Überall“, Philippe Meulle, von Anfang an dabei und mit allen Facetten der Partnerschaft vertraut, gelang ein furioser Einstieg in sein Präsidentenamt in dem Furieuse-Städtchen, charmant unterstützt von der neu gewählten Sekretärin Anne-Sophie Foret. Beide sprechen fließend Deutsch, was die Verständigung nachhaltig verbessern wird.

Unverzichtbarer Bestandteil der Partnerschaftstreffen ist der Musikverein „Fortuna“ Talheim, der wie seit 15 Jahren auch diesmal mit seinem Spiel die Stimmung prägte. Kaum stoppte der Bus, schwirrte ein Stimmengewirr um das renovierte alte Casino. Nach Beseitigung der Schäden des furchtbaren Brandes bildet das historische Gebäude wieder den strahlenden Mittelpunkt der Stadt ähnlich der Horber Stiftskirche.

Unter all den bekannten Gesichtern fiel es schwer, zu entscheiden, wen man zuerst umarmen und küssen sollte, denn in Salins ist es üblich, sich mit einem hörbaren Kuss auf jede Wange zu begrüßen. So zog sich diese Geste der freundschaftlichen Herzlichkeit über eine halbe Stunde hin. Um so schneller sammelten sich die Familien, denn mit größter Selbstverständlichkeit betrachteten die französischen Gastgeber ihre Besucher nicht mehr bloß als Freunde, sondern als Angehörige, mit denen in vertrauter Tischrunde bis nach Mitternacht bei einem edlen Chardonnay aus dem benachbarten Arbois das Gedeihen der Kinder und die Vorteile des Rentnerlebens erörtert wurden.

Zur Tagesfahrt durch die malerische Juraregion forderte Delegationsleiter Holger Aupperle auf, bunt gemischt die beiden Reisebusse zu belegen, nachdem die obligatorische Küsschenparade abklang. Philippe Meulle, mit den abgelegensten Flecken seiner Heimat vertraut, fuhr voraus. Schwindelerregende Bergstrecken, verwinkelte mittelalterliche Dörfchen mit engsten Durchfahrten, malerische Seen, dunkle Felsschluchten oder gerade mal die Busbreite abdeckende Feldwege erschlossen die Herrlichkeit der sonnendurchfluteten Landschaft für die Fahrgäste. „Fortuna“-Mitglied Christian Dannenberg bekam zwar Muskelkater vom Schalten, doch in seinem baugleichen Fahrzeug konnte er vertrauen, schrammenfrei alle Hindernisse nach dem vorausfahrenden Vorbild zu bewältigen, was ihm fast noch besser als sein fehlerfreies Tenorhorn-Spiel gelang.

In den die sanft ansteigenden Hügel bedeckenden Weinbergen hatte die Traubenlese begonnen, und fröhlich winkten die dort Tätigen den Reisenden zu. Thomas Bauer hatte am Samstag seinem Freund Jean Picard in dessen kleinem Weinberg geholfen und berichtete am Abend, wie die drei Sorten der blau, weiß und rot gefärbten Trauben separat geerntet wurden, die die Kinder des Hobby-Winzers in den Bottichen mit bloßen Füßen zerstampften. Der Winzerkeller in Crançot führte die erlesenen Spezialitäten an Jura-Weinen vor, einen Crémant aus Flaschengärung oder einen nur im Jura gedeihenden Trousseau-Rotwein, die optimal auf die Käseauswahl an Compté und Morbier abgestimmt waren.

In wohltuend kurzen Ansprachen beschworen die beiden Bürgermeister Gilles Beder und Peter Rosenberger, die Vorsitzenden Philippe Meulle und Holger mit Heidi Aupperle, Département-Vizepräsidentin Marie Christine Chauvin und Peter Müller aus Talheim die silberbekränzte Städtepartnerschaft, die ihren sichtbaren Ausdruck in der Übergabe der Städtebilder fand, eine Nadelansicht von Horb und eine Keramik aus Salins. Alle Redner würdigten das Lebenswerk des tief bewegten Andrè Blôt für die Städtefreundschaft.

Der Besucherdelegation war der Artikel der SÜDWEST PRESSE in der frei zugänglichen Onlineausgabe vorausgeeilt. Nach Flüsterpropaganda hatte die ganze Stadt davon Kenntnis genommen und zeigte sich beeindruckt, welche Beachtung die Partnerschaft in Horb genießt. Die französische Zeitung „Le Progrès“ hatte nur eine kurze Meldung veröffentlicht.

Beim letzten Gegenbesuch waren einige Freunde aus Salins bei der Brauereibesichtigung dem „Hochdorfer-Club“ beigetreten und präsentierten sich in ihren grünen Clubhemden um die beiden selbstkühlenden Fässer, die Eberhard Haizmann gestiftet hatte. Nach dem geselligen Abendessen schnitt Küchenmeister Maurice Marchand zu nächtlicher Stunde die Jubiläumstorte an, bevor die Gruppe Meli Melo den Tanzreigen begann und eine liebevoll verfasste Bild- und Textgestaltung in Karaoke alle Besucher zu einem lautstarken Gesang auf die Jumelage anregte. Gegen zwei Uhr in der Frühe konnte endlich eine kleine verlässliche Mannschaft den prächtig dekorierten Saal aufräumen, angespornt zu einer Gemeinschaftsleistung, wie sie nur im Gesang von Volksliedern und Chancons erlebt wird. Der guten Gewohnheit folgend trafen sich alle Partner am Sonntag zum Abschied in der „Ranch“, wo seit 17 Jahren Alain Marot mit seiner Gattin Muriel die Horber Gäste mit einem vorzüglichen Menü auf die Heimreise schickte. Nach den drei Gängen, bestehend aus Jakobsmuschel-Terrine, Gänsebrust mit Champignons und Karottenpüree sowie einem Drei-Käse-Teller verkündete er die bedauerliche Nachricht, dass er zum 1. Oktober den Kochlöffel aus der Hand legen und in Rente gehen wird.

Auf der Heimreise zog Holger Aupperle das Fazit, der gelungene Generationswechsel in Salins gebe Hoffnung, eine neu zu belebende Dekade zu starten, die frischen Wind in die erlebte „Großfamilie“ bringen werde.

Der Hochdorfer-Club zeigt seine „Vereinstreue“ beim Geschenk aus der Partnerstadt.

Der Hochdorfer-Club zeigt seine „Vereinstreue“ beim Geschenk aus der Partnerstadt.

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28.09.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 25sec
zuletzt aktualisiert: 28.09.2016, 01:00 Uhr

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