Wanderlust

Ihre Füße trugen sie bis nach Erding

Gabi und Uwe Fleck aus Ahldorf zog es per pedes bis ins 280 Kilometer entfernte bayerische Erding-Eurasburg. Viel Regen, Hitze und Einsamkeit auf dem langen Weg dorthin. Sie ließen ihre Freunde daran aktuell und live teilhaben.

19.08.2017

Von Willy Bernhardt

Die beiden Wanderer konnten am Donnerstag 2810 Euro übergeben: Hund Charly, Gabi und Uwe Fleck sowie Beatrice und Walter Buchmann vom Tierschutzverein Horb.

Die beiden Wanderer konnten am Donnerstag 2810 Euro übergeben: Hund Charly, Gabi und Uwe Fleck sowie Beatrice und Walter Buchmann vom Tierschutzverein Horb.

Vor mehr als 30 Jahren gab es hier in der Gegend schon etwas Ähnliches, als seinerzeit zu Beginn des „Boris-Becker-Booms“ das Horber Fußball-Unikum Harald Brendle zusammen mit seinem Freund Peter Piechotta auf die glorreiche Idee kamen, von Horb aus zum Davis-Cup nach München zu wandern, was seinerzeit, als es noch keine Handys und kein Internet gab, für die Zeitungen keine leichte Aufgabe war. Doch es ging auch anders – damals eben per Telefon. Brendle und Piechotta stießen mit ihrer Wanderung freilich schon damals auf großes Medien-Echo.

Dies ist bei Gabi und Uwe Fleck über drei Jahrzehnte später keinen Deut anders, dafür aktueller und vor allem: Dank Facebook ließ das rührige Ahldorfer Ehepaar ihre Freunde mit regelmäßigen Postings davon wissen, wie es ihnen gerade geht und wo sie sich auf ihrem Weg von Ahldorf nach Erding-Eurasburg in Bayern gerade befinden. Genau, dieses Erding-Eurasburg war der Sehnsuchtsort der beiden – und dort wussten es die Macher der bekannten Brauerei auch zu schätzen, welchen Aufwand die Betreiber einer Autowerkstatt in Ahldorf sie hierfür auf sich nahmen.

Ein Jahr Vorbereitung

Zwölf Tage waren sie unterwegs, kämpften sich durch tagelange Regenschauer und enorme Hitze, doch der Weg war auch gleichzeitig ihr Ziel. Der SÜDWEST PRESSE erzählten sie von ihrem 280 Kilometer langen Trip – und was sie dabei mit am meisten beeindruckt und verblüfft hat. Ein Jahr dauerten die Vorbereitungen und nichts blieb dem Zufall überlassen, wobei sie natürlich auch von ihrer ersten Wanderung von vor zwei Jahren und den dabei gemachten Erfahrungen profitierten. Mit modernster Navigation ausgestattet, machen sie sich dann am Freitag, 21. Juli, früh morgens mit ihren Rucksäcken, Wanderstiefeln und ihrem „Pilgerwagen“, wie sie ihn nennen, auf den Weg und da sie bereits im Frühjahr von der Brauerei in Erding mit entsprechender Outdoor-Kleidung ausgestattet wurden, auch mit den trefflichen Klamotten.

Genau so wie vor zwei Jahren, als es Richtung Ellmau in Tirol bis an den Fuß des „Wilden Kaisers“ ging, wohin es die Flecks schon seit Jahr und Tag regelmäßig in den Urlaub zog. Damals wie heute war für sie beschlossene Sache, die ganze Tour unter einen wohltätigen Zweck zu stellen (siehe Infokasten). Da Gabi und Uwe Fleck überaus tierlieb sind, lag es für sie nahe, auch die vierbeinigen Freunde des Menschen von einem finanziellen Erlös profitieren zu lassen.

Die Etappen hatten sie vorher genauestens ausbaldowert und vor ihnen lagen auf der 280 Kilometer-Distanz bis Erding die Orte Kiebingen, Eningen, Münsingen, blaubeuren, Ulm, Günzburg, Zusmarshausen, Gablingen Eurasbur, Schwabhausen, Eching bis nach Erding-Eurasburg. Während etwa für Pilger auf dem Jakobusweg das Fernziel, die Kathedrale in Santiago de Compostela im äußersten Nordwesten Spaniens, das Ziel darstellt, war es für die Flecks aus Ahldorf das Brauhaus von „Erdinger“, wie der auch hierzukreise insbesondere in Sportlerkreisen überaus geschätzte Gerstensaft das Maß aller Dinge war. Ein lohnendes Ziel, wie sich nach teils harten zwölf Tagen später herausstellen sollte.

Doch bis es soweit war, war körperliche Anstrengung angesagt und dies praktisch tagtäglich. Die Wanderroute führte über Wiesen und schier endlos erscheinende Wälder, entlang an Straßen und Flüssen und oft auch auf Feldwegen. Doch zeigte sich auch hier, dass selbst der scheinbar allwissenden Welt der Navigationsgeräte oft Grenzen gesetzt sind. Die Flecks genossen es jedoch, kaum andere Menschen zu sehen und so praktisch im Einklang mit der Natur auf Schusters Rappen unterwegs zu sein. Obgleich dies insbesondere für Gabi Fleck bisweilen zur Tortur wurde, denn ihr linkes Knie schmerzte, vor allem dann, wenn es mal wieder bergab ging. Klar, dass sie in ihrem „Pilgerwagen“ Salbe und Tape-Verbände mitführten. „Gott sei Dank“, wie sie hinterher anmerkte. Immerhin war schon ihr rechtes Knie vor Jahresfrist verletzt und musste nun eben mehr belastet werden. Doch je näher es an das ersehnte Ziel ging, so hatte es für die beiden zumindest den Eindruck, desto mehr ließ der Schmerz nach.

Großes Begrüßungskomitee

Auf ihrer Wanderung trafen sie abseits von Städten und Dörfern zumeist auf Gleichgesinnte, mit denen immer ein Schwätzchen gehalten und ein „Selfie“ gemacht wurde, welches der Rest der Welt dann online sehen konnte. Im Durchschnitt liefen sie täglich etwa 27 Kilometer. Die kürzeste Etappe führte über 16,1 Kilometer von Blaubeuren nach Ulm, die längste über 29,49 Kilometer von Zusmarshausen nach Gablingen in Bayern.

Geschafft – endlich in Erding. Dort war man freilich schon vorbereitet auf den Besuch des Ahldorfer Duos, zu dem (und dessen Freunden) die Erdinger Brauerei schon seit Langem gute Kontakte unterhält. Es hat sich bis nach Bayern herumgesprochen, zu welch‘ kreativen Ideen unter anderem der „Erdinger Stammtisch“ in Ahldorf fähig ist. Und vor allem, dass man es bei den Ahldorfern mit fitten Leuten zu tun hat.

„Flo“ Weber, der Fanclub-Beauftragte von „Erdinger Weißbräu“ (so der offizielle Name der Brauerei) hieß Gabi und Uwe Fleck offiziell willkommen und zum „Begrüßungskomitee“ gehörten auch zwei Redakteure des „Erdinger Anzeigers“. Und auch Beatrice und Walter Buchmann vom Horber Tierschutzverein waren – sehr zur Überraschung der beiden Wanderer – im dortigen Hotel erschienen. Doch dann war erst einmal relaxen angesagt und am nächsten Tag bekamen die Flecks in Deutschlands größtem Hopfenanbaugebiet „Hallertau“ eine hoch interessante Exklusivführung – verbunden natürlich mit diversen Trink-Proben – geboten. Und am Ende wurden Gabi und Uwe Fleck mit etwas ausgestattet, um was sie sicherlich viele „Erdinger“-Freunde beneiden dürften. „Wir bekamen sogar ein offizielles ‚Hopfenkenner-Diplom‘ überreicht“, schwärmen die beiden. Und dieses haben sie sich ja nun wirklich wahrlich auch verdient.

Gabi und Uwe Fleck aus Ahldorf waren 280 Kilomter zu Fuß unterwegs.Bilder: Kuball

Gabi und Uwe Fleck aus Ahldorf waren 280 Kilomter zu Fuß unterwegs.Bilder: Kuball

2810 Euro für den Tierschutzverein

Nachdem Uwe und Gabi Fleck bereits bei ihrer ersten Wanderung vor zwei Jahren 1 500 Euro für einen guten Zweck gesammelt hatten (diese Summe ging dann an das „Gut Aiderbichl“, einen bekannten Gnadenhof für vernachlässigte Tiere nahe dem bayerischen Deggendorf), wurden auch auf dem Weg nach Erding-Eurasburg wieder fleißig Klinken geputzt. Zusammen kam am Ende dabei die stattliche Summe von 2810 Euro. Rein „zufällig“ waren dann zum Ankunftszeitpunkt von Uwe und Gabi Fleck vom Horber Tierschutzbund dessen Vorsitzende Beatrice Buchmann mit ihrem Mann Walter und Hund „Ronny“ ebenfalls vor Ort und überraschten die Ahldorfer damit sichtlich. Am Donnerstag nun kam es im Garten der Ahldorfer Autowerkstatt der Flecks zur offiziellen Scheck-Übergabe.

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Erstellt:
19.08.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 16sec
zuletzt aktualisiert: 19.08.2017, 01:00 Uhr

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