Hürdenlauf mit Socke

In Eutingens Kleintierzuchtheim leitet Nadine Hertel eine Kanin-Hop-Trainingsgruppe

Nadine Hertel bietet im Eutinger Kleintierzüchterheim jeden zweiten Samstag Training für Hindernisläufe an. Auf Wettkämpfen agiert die 41-Jährige auch als Schiedsrichterin. Das Besondere daran: Über die Hindernisse springen keine Menschen, sondern Kaninchen.

29.09.2016

Von Bianca Bernhard

Die Trainerin Nadine Hertel (hinten, Zweite von links) mit ihrem Kanin-Hop-Trainingsteam.Bilder: bib

Die Trainerin Nadine Hertel (hinten, Zweite von links) mit ihrem Kanin-Hop-Trainingsteam.Bilder: bib

Eutingen. Das erste Training nach den Sommerferien: Sieben Mädchen lehnen an der Wand des Eutinger Kleintierzuchtheims. Alle tragen ein Kaninchen auf dem Arm, die Augen sind auf die Hindernisbahn gerichtet. Lisanne Hertel steht mit konzentriertem Blick und ihrem angeleinten Kaninchen „Socke“ vor dem ersten Hindernis. Dann geht es los: Mit eiligem Schritt geht sie mit der Leine in der Hand neben ihrem Kaninchen her, während Socke sich in die Lüfte erhebt, um nacheinander zehn Hindernisse zu „überhüpfen“.

„Kanin-Hop“ nennt sich das Ganze. Bei der Europaschau für Geflügel, Tauben, Kaninchen, Cavias und Vögel in Leipzig im Dezember 2012 sahen Nadine Hertels 13-jährige Tochter Lisanne und deren Freundin das erste Mal Kaninchen beim Hindernislauf Kanin-Hop. Für die Hertel-Frauen war gleich klar: „Mensch, das wär doch was für unseren Kleintierzuchtverein.“ Nadine Hertel brachte den Vorschlag dafür bei den Kleintierzüchtern in Eutingen ein und dieser wurde mit Begeisterung aufgenommen. Im Nu bauten die Kleintierzüchter die erste Laufbahn für die Kaninchen. Inzwischen liegt das knappe vier Jahre zurück. Seither hat sich einiges getan: Im Kleintierzuchtheim in Eutingen bauen die Kanin-Hop-Trainer jeden zweiten Samstag ab 14.30 Uhr eine U-förmige Hindernisbahn für die Kaninchen auf und trainieren mit ihnen den Hürdenlauf. Hauptsächlich junge Mädchen kommen ins Kanin-Hop Training. Der feste Kern besteht aus etwa zehn Kaninchentrainerinnen zwischen sechs und 14 Jahren. Grundsätzlich ist das Training aber für jeden offen. „Hier kann auch die 80-jährige Oma vorbeikommen und mitmachen“, sagt Hertel. Wenn die Türen des Kleintierzuchtheims bei gutem Wetter offen stehen, schauen immer wieder neugierige Kinder vorbei, um sich die sportlichen Tiere anzuschauen.

Im Training hilft die 41-Jährige bei der Versorgung der Kaninchen. Außerdem achtet die Trainerin darauf, dass die Besitzer ihre Kaninchen tiergerecht behandeln. Eine schwierige Aufgabe sei das nicht: „Ich weiß, dass ich mich bei meinen Mädels voll darauf verlassen kann, dass sie mit ihren Kaninchen richtig umgehen.“ In Eutingen trainieren alle mit ihren eigenen Kaninchen. Es gibt keine bestimmte Rasse, die sich dafür besonders gut eignet. Nur Hasen können nicht mitmachen, da sich diese nicht zähmen lassen. Nach dem Warmmachen springen die Kaninchen über Hindernisse in Höhe von bis zu 35 Zentimeter, zwei Weitsprunghindernisse und einen Wassergraben. Das ist die mittelschwere Klasse bei Kanin-Hop-Rennen. Bei der Eliteklasse sind die Hindernisse bis zu 45 Zentimeter hoch – aber bis zur Eliteklasse müssen die Kaninchen aus Eutingen noch viel trainieren.

In jeder Trainingseinheit prüft Hertel die Kanin-Hop Teams nach Trainingsbedingungen: Die Hindernisse werden nach den Regeln in gleichmäßigen Abständen aufgestellt, Hertel stoppt bei den Durchgängen über die Hindernisse die Zeit und jeder Fehler von Tier und Mensch wird vermerkt: Bei den Tieren, wenn diese ihr Hindernis nicht überwinden können, ohne, dass alle Latten an ihrem Platz bleiben und bei den Menschen, wenn die Tiere zum Beispiel angehoben werden, um über das Hindernis zu gelangen.

Die Regeln kennt Nadine Hertel ganz genau: Sie ist Schiedsrichterin bei Kanin-Hop Wettbewerben. „Als wir das Training in Eutingen frisch angeboten haben, kam relativ zeitig die Anfrage, ob wir bei einem Turnier in Dornstetten einen Schiedsrichter stellen könnten“, berichtet Hertel. Auf diese Anfrage hin hat Hertel 2013 in einem eintägigen Kurs einen Schiedsrichterschein gemacht. Die Lizenz dafür muss die Eutingerin jedes Jahr erneuern. Weil sie als Unparteiische bei Turnieren eingespannt ist, läuft sie selbst kaum Hindernisrennen mit ihren Kaninchen.

Etwa zwei Mal im Jahr gehen die Eutinger Kleintierzüchter auf Kanin-Hop-Turniere. Meistens finden diese im Winter statt. „In unserer Gegend sind nicht so viele Turniere“, sagt Hertel. „Deshalb versuchen wir, immer alle mitzunehmen.“ Internationale Turniere seien für die Eutinger Kleintierzüchter noch eine Nummer zu groß, dafür müsse man noch mehr üben. Bis jetzt waren große Turnierziele Dornstetten, Karlsruhe, Haslach und Ulm. Das schönste Turnier sei im vergangenen Oktober das eigene in Eutingen gewesen. „Das war mega aufregend, aber unser erstes Turnier wurde gleich sehr gut aufgenommen“, sagt die Trainerin. „Normalerweise sind die Turniergänger recht kritisch, aber wir wurden sehr gelobt.“ Und weil das Turnier in Baden-Württemberg auf so große Begeisterung stieß, beschlossen die Eutinger Kleintierzüchter im Herbst kommenden Jahres gleich das nächste Turnier auszurichten.

Die Hindernisse für die Kaninchen sind nach den offiziellen nationalen Turnierregeln gebaut.

Die Hindernisse für die Kaninchen sind nach den offiziellen nationalen Turnierregeln gebaut.

Klasseneinteilungen

Kanin-Hop wird in verschiedene Klassen unterteilt, welche entscheiden, welche Prüfungen die Kaninchen bei den Turnieren abliefern können:

- Leichte Klasse: Mindestens acht Hindernisse (max. Höhe: 25cm) und ein Weitsprung (max. Länge: 25cm)

- Mittelschwere Klasse: Mindestens zehn Hindernisse (max. Höhe: 35cm), zwei Weitsprünge (max. Länge: 40cm), obligatorischer Wassergraben

- Schwere Klasse: Mindestens zwölf Hindernisse (max. Höhe: 40cm), drei Weitsprünge (max. Länge: 55cm), obligatorischer Wassergraben

- Eliteklasse: Mindestens 14 Hindernisse (max. Höhe: 45cm), drei Weitsprünge (max. Länge: 70cm), obligatorischer Wassergraben

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Erstellt:
29.09.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 25sec
zuletzt aktualisiert: 29.09.2016, 01:00 Uhr

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