Haugenstein

Ist die Rettungsaktion gefährdet?

Weniger als 60 Prozent der Wohnungseigentümer schlossen mit den Stadtwerken einen Vorvertrag zum Bezug von Fernwärme ab. Das ist noch nicht genug.

30.03.2017

Von Benjamin Breitmaier

Noch ist nichts verloren. Die Stimmung unter den Wohnungseigentümern auf dem Haugenstein gegenüber dem Rettungs-Plan der Stadtverwaltung, den Betrieb des Heizkraftwerks in der Bildechinger Siedlung zu übernehmen, ist nach wie vor positiv. Das berichten mehrere Quellen aus dem Kreis der Eigentümer. Dennoch gibt es einen Rückschlag für Oberbürgermeister Peter Rosenberger. Angepeilt waren 90 Prozent Rücklauf bis zum 27. März. Hätten so viele Wohnungseigentümer mit den Stadtwerken einen Fernwärmevorvertrag abgeschlossen, wäre das Thema bereits am Dienstagabend im Horber Gemeinderat zur Sprache gekommen. Doch auf der Tagesordnung der Räte war nichts zu finden. Der Grund: Weniger als 60 Prozent der Verträge gingen im Rathaus ein. Dabei rechnete Stadtwerke-Chef Hubert Eckhardt den Wohnungseigentümern jährliche Ersparnisse von mehr als 1700 Euro pro Gebäude vor. Dass Rosenberger darauf besteht, mit mindestens 90 Prozent der Eigentümer schon vor dem Kraftwerk-Kauf Verträge abzuschließen, hat seinen Grund: Die Stadtwerke wollen 750 000 Euro in die Versorgung der Siedlung investieren – den Kaufpreis für das Kraftwerk nicht eingerechnet. 650 000 Euro kostet allein die Runderneuerung des Rohrnetzes, was wiederum 15 Prozent des Energieverlustes spare. Für 100 000 Euro plant die Stadt ein Blockheizkraftwerk, damit in der Siedlung auch Strom erzeugt werden kann.

Gegen den verhaltenen Rücklauf aus dem Kreis der Eigentümer gehen die Stadtwerke mit einer Informationsoffensive vor. Rosenberger im Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE: „Einige Wohnungseigentümer, die nicht abgegeben haben, hatten noch Detailfragen, die sich aus dem Vertragsdeutsch ergeben. Einige davon kann man ganz einfach klären. Wir haben jetzt ein Infoblatt verschickt, wo in einfacher Sprache erklärt wird, was sich hinter der Juristerei verbirgt.“

Ein Grund für den verhaltenen Rücklauf könnte auch in den schlechten Erfahrungen mit umstrittenen Fernwärmeverträgen der Vergangenheit liegen. „Man sieht ein großes Misstrauen“, so Rosenberger, „diese Grundangst müssen wir knacken.“

Die Wohnungseigentümer haben jetzt noch drei Wochen Zeit, um die Verträge abzuschließen. Der OB macht aber klar, dass der monatelang geplante Rettungsversuch auch ein Ende haben könnte: „Wenn der Rücklauf nicht reicht, dann haben sich die Haugenstein-Eigentümer für das jetzige Konstrukt entschieden.“ Dieses Konstrukt heißt aber für die Bewohner: Die Querelen um die Siedlung müssen in monate- vielleicht jahrelangen Streitigkeiten vor Gericht geklärt werden. Der Ausgang für die Haugensteiner ist dabei mehr als ungewiss.

Die Konditionen

Die Vertragslänge: Die Verträge der Stadtwerke Horb mit den Wohnungseigentümern werden auf zehn Jahre anstatt wie mit dem vorherigen Betreiber auf 20 Jahre abgeschlossen.

Der Grundpreis: Der Grundpreis sinkt pro Quadratmeter Wohnfläche pro Jahr auf etwa 13 Euro (vorher etwa 18 Euro). Aufgeschlagen wird noch eine Zählergebühr von etwa 54 Euro pro Jahr.

Der Umbau: Der Einbau von Zweirohrsystemen und neuen Zählern beträgt pro Gebäude 8000 Euro. Davon übernehmen die Stadtwerke 2000 Euro.

Wenn die Wohnungseigentümer die Summe nicht aufbringen können, bieten die Stadtwerke die Möglichkeit, die Kosten über den Grundpreis abzurechnen, der damit wieder auf etwa 18 Euro ansteigt.

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Erstellt:
30.03.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 30sec
zuletzt aktualisiert: 30.03.2017, 01:00 Uhr

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