Janis: Little Girl Blue

Janis: Little Girl Blue

Dokumentarfilm über das kurze, aber heftige Leben der Rock-Ikone Janis Joplin.

02.06.2017

Von Klaus-Peter Eichele

Janis: Little Girl Blue

Nach Kurt Cobain („Montage of Heck“) und Amy Winehouse („Amy“) kommt jetzt binnen kurzem mit Janis Joplin ein drittes Mitglied des 27er-Clubs zu Dokumentarfilm-Ehren. Gemeint ist die himmlische Vereinigung jener Rockmusiker, die im viel zu zarten Alter von 27 Jahren gestorben sind. Joplin trat ihr am 4. Oktober 1970 bei, dem Tag, an dem sie in Los Angeles einer Überdosis Heroin zum Opfer fiel. In den Jahren davor war sie nicht nur zu besten weißen Bluessängerin ihrer Zeit aufgestiegen, sondern auch zur Ikone der Hippiebewegung und zur ersten Frau, die im Rockbusiness eine halbwegs selbstbestimmte Karriere hinlegte – zumindest, was die Musik angeht.

Regisseurin Amy Berg hat für das erste umfassende Joplin-Porträt ungeheuer viel Material zusammengetragen; neben dem Doku-üblichen – alte Konzert- und Interviewaufnahmen, Statements von Weggefährten – auch Briefe an ihre Eltern, in denen sie sich manches vor der Öffentlichkeit Verborgene von der Seele schreibt.

Berg hat die Fundstücke chronologisch geordnet. Der Film beginnt mit Kindheit, Jugend und Studienzeit in Texas, wo Joplin wegen ihres rustikalen Äußeren regelmäßig gemobbt wurde und sich aus Trotz zum Bad Girl stilisiert hat. Diese Zeit, so eine zentrale These des Films, hinterließ seelische Wunden, die sie anfällig für Alkohol und Drogen gemacht, aber auch ihre Blues-Kompetenz begründet haben. „Sie war nur auf der Bühne mit sich selbst im Reinen“, sagt einer ihrer Musikerkollegen.

Weiter geht’s mit amateurhaften Auftritten als Folksängerin über den Durchbruch als Frontfrau der Band Big Brother And The Holding Company bis zur endgültigen Superstar-Weihe mit Titelgeschichten im „Rolling Stone“ und der „Newsweek“. Nebenher pflegte sie etliche Liebschaften mit Männern und Frauen. Dem Menschen Janis kommt der Film dabei ziemlich nahe; dagegen bleiben die gesellschaftlichen und kulturellen Zeitumstände, ohne die ihr kometenhafter Aufstieg kaum möglich gewesen wäre, recht schemenhaft. Im furiosen Erzählfluss, der „Amy“ in nichts nachsteht, droht auch die Musik zuweilen zur reinen Hintergrundbeschallung zu verkommen.

Eine Ausnahme und ein Highlight des Films ist die detailliert geschilderte Aufnahmesession zu „Summertime“. Allein für diese wohl künstlerisch wagemutigste Version des Gershwin-Klassikers gebührt Janis Joplin ein Platz im Pantheon der Popmusik.

Der Tübinger Arsenal-Verleih bringt den Film am 14. Januar in die deutschen Kinos.

Mitreißend montierte Bilanz einer abrupt beendeten Rockstar-Karriere.

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Erstellt:
02.06.2017, 09:02 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 10sec
zuletzt aktualisiert: 02.06.2017, 09:02 Uhr

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