Je suis Charlie

Je suis Charlie

Dokumentarische Rekonstruktion des Terroranschlags auf das Pariser Satiremagazin Charlie Hebdo.

12.11.2015

Von Klaus-Peter Eichele

Die noch blutigeren Pariser Terrorattacken vom Dezember haben die Erinnerung an den Islamisten-Angriff auf das Satiremagazin Charlie Hebdo elf Monate früher fast ein bisschen verblassen lassen. Daher kann man nur begrüßen, dass nun zum Jahrestag ein Dokumentarfilm in die Kinos kommt, der das traurige Ereignis wieder ins Gedächtnis ruft.

„Je suis Charlie“ rekonstruiert die Vorgeschichte und den Hergang des Massakers mit elf Toten sowie die Tage danach aus Sicht der überlebenden Opfer. In bestürzender Manier schildert etwa die Karikaturistin Coco, wie sie mit Kalaschnikow am Kopf den Terroristen die Tür zu den Redaktionsräumen aufschließen musste – und deswegen bis heute von Schuldgefühlen geplagt wird. Eindrücklich schildert der Film den unfassbaren Kraftakt der Traumatisierten, binnen weniger Tage eine neue Ausgabe von Charlie Hebdo zu Papier zu bringen – um zu beweisen, dass die Meinungsfreiheit stärker als der Terror ist.

Mit gemischten Gefühlen blicken die Protagonisten auf die Reaktionen der Gesellschaft nach der Attacke zurück. Zwar würdigen sie durchaus die Welle der Solidarität, die zwei Millionen Franzosen auf die Straße trieb – so viele, wie seit der Befreiung von der Nazi-Herrschaft nicht mehr. Allerdings gab es, nachdem die erste Empörung verflogen war, auch etliche Stimmen, die den ermordeten und überlebenden Journalisten eine Mitschuld unterstellt haben. Sie seien ihrerseits „säkulare Fundamentalisten“, und wer Mohammed-Karikaturen veröffentliche, müsse eben mit Konsequenzen rechnen.

Der Film endet mit Kurzporträts der Toten aus dem Mund ihrer Kollegen. Sie zeigen, dass nicht nur mutige Journalisten (mund-)tot gemacht, sondern auch liebenswerte Menschen aus dem Leben gerissen wurden.

Die Doku gibt zum Jahrestag des Angriffs auf Charlie Hebdo den Überlebenden das Wort.