Souverän und abgeklärt: Der Rottweiler Kimmich glänzt im Star-Ensemble der Bayern

Jessas, der Joshua!

Der 20 Jahre alte Mittelfeldspieler aus Rottweil gilt als Lieblingsschüler des Trainers Pep Guardiola. Im Kreis der Superstars und Weltmeister hat sich der höchst talentierte Schwabe auf Anhieb etabliert.

26.11.2015

Von ARMIN GRASMUCK

In der europäischen Königsklasse: Joshua Kimmich (links) im Zweikampf mit Pajtim Kasami von Olympiakos Piräus. Foto: Ulmer

In der europäischen Königsklasse: Joshua Kimmich (links) im Zweikampf mit Pajtim Kasami von Olympiakos Piräus. Foto: Ulmer

München - Selbstder Trainer des FC Bayern schien überrascht, als Arjen Robben im Heimspiel gegen Olympiakos Piräus nach gut einer halben Stunden an der Seitenlinie um seine Auswechslung bat. Leichte muskuläre Probleme, so vermeldeten es die Münchner wenig später, zwangen den Flügelflitzer zur Aufgabe. Der Ersatzspieler stand gut gedehnt und voller Tatendrang bereit: Joshua Kimmich.

Es war außergewöhnlich zu beobachten, wie Pep Guardiola, der renommierte und hochdekorierte Fußballlehrer, praktisch im Handumdrehen die gesamte Grundstruktur seiner Mannschaft durcheinanderwirbelte, nur um Kimmich perfekt in Szene zu setzen. Der 20 Jahre alte U-21-Nationalspieler aus dem schwäbischen Rottweil übernahm die Rolle im zentralen Mittelfeld und bestimmte fortan den Rhythmus des Rekordmeisters. Für ihn musste Arturo Vidal, der Beißer, etwas nach vorne rücken und Müller auf den rechten Flügel, der nach Robbens Abgang frei geworden war. In der von Guardiola als "Endspiel" bezeichneten Partie, die am Ende mühelos 4:0 gewonnen werden sollte, war Kimmich sofort der Dreh- und Angelpunkt. Er übernahm als Freistoßschütze die Verantwortung und kurz vor dem Schlusspfiff, als er plötzlich mutterseelenallein vor dem Kasten der Griechen auftauchte, hätte er sich sogar fast in die Liste der Torschützen eingetragen. Diese Großchance vergab er. Doch die souveräne, für einen Spieler seines Alters überraschend unaufgeregte Art, mit der er sich in das Spiel einfügte, war beeindruckend. Selbst die im Umgang mit Toptalenten erfahrenen Chefs der Bayern zeigen sich von dem selbstbewussten, hochveranlagten und nahezu fehlerfreien Auftritt des jungen Schwaben begeistert. Kimmich ist in jedem Bereich des Mittelfelds einsetzbar. Er ist technisch beschlagen, stark im Antritt - und er spielt den perfekten Pass, was Guardiola besonders schätzt.

"Er hat alles, was ein Fußballer braucht", sagte der Trainer bereits an dem Tag, als Kimmich in München ankam. Nach zwei Jahren auf Leihbasis bei Zweitligist RB Leipzig wechselte der aus der A-Jugend des VfB Stuttgart hervorgegangene Nachwuchsspieler für die Ablösesumme von rund 8,5 Millionen Euro an die Isar. Guardiola hatte ihn stets im Blick und auf dem Zettel - und er gab ihm in regelmäßigen Abständen die Chance, sich im Kreis der Superstars auf dem Spielfeld zu präsentieren. "Joshua Kimmich ist fast mein Sohn", so schwärmte der Trainer nach dem 4:0 im Heimspiel gegen den VfB. "Er ist in jedem Training Wahnsinn, einer der besten deutschen Fußballer der nächsten zehn Jahre." Nach den jüngsten Auftritten scheint es tatsächlich nur eine Frage der Zeit zu sein, wann Bundestrainer Joachim Löw den Mittelfeldspieler in den Kader der Nationalmannschaft beruft. Kimmich selbst versucht, wie auf dem Platz, den Ball flach zu halten. Er kämpft aufrichtig um seinen Platz, mit starken Sprüchen hält er sich zurück. "Ich bin eigentlich unfair zu Joshua", sagte Guardiola. "Er müsste eigentlich mehr Minuten bekommen. Aber er beklagt sich nie. Nie!"

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Erstellt:
26.11.2015, 08:30 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 28sec
zuletzt aktualisiert: 26.11.2015, 08:30 Uhr

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