Auf die Nationalelf warten Hochkaräter – Jerome Boateng gibt grünes Licht fürs Achtelfinale

Jetzt kommen die tollen Spiele

Erst die Slowakei, danach möglicherweise Italien, Spanien, England oder Frankreich – auf die Nationalelf kommen bei der EM schwere Gegner zu.

24.06.2016

Von GEROLD KNEHR

Meldet sich nach seiner Verhärtung in der Wade einsatzbereit fürs Slowakei-Spiel: Jerome Boateng. Foto: afp

Meldet sich nach seiner Verhärtung in der Wade einsatzbereit fürs Slowakei-Spiel: Jerome Boateng. Foto: afp

Evian-les-Bains. Das eine Tableau liest sich wie Champions League, das andere klingt eher nach Europa-League. Sollte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft am Sonntag (18 Uhr) ihr Achtelfinalspiel in Lille gegen die Slowakei gewinnen, träfe die Auswahl von Joachim Löw am Samstag, 2. Juli in Bordeaux auf den Sieger der Begegnung Italien – Spanien, auf einen der beiden Finalisten also bei der EM 2012 in Polen und der Ukraine. Im Halbfinale am 7. Juli „drohen“ dann England oder Gastgeber Frankreich. Lauter Schwergewichte also. Oder die Champions League unter dem EM-Teilnehmern.

Im anderen Tableau spielen Belgien, Portugal, Kroatien, die Schweiz, Polen, Wales, Nordirland und Ungarn den zweiten Teilnehmer für das Finale am 10. Juli aus. Nominell ist das deutlich die leichtere Hälfte unter den verbliebenen 16 Teams.

Der Weg zum angestrebten vierten EM-Titel wird für den vierfachen Weltmeister also kein leichter sein. Doch Grund zum Klagen besteht nicht. „Bei der Europameisterschaft ist das so egal, wer kommt. Du musst sowieso gegen alle gewinnen, damit du am Ende den Titel holst“, findet sich Mittelfeldspieler Mesut Özil, der nach dem dritten Gruppenspiel gegen Nordirland (1:0) zum „Man of the match“ gewählt worden war, mit dem Unabänderlichen ab.

„Ich freue mich auf die K.o.-Runden. Das sind für mich die tollen Spiele“, sagt Bundestrainer Joachim Löw. Doch erst einmal gilt es, die dem Augenschein nach niedrigste Hürde auf dem Weg zum Finale zu nehmen, die Slowakei. Angesichts der klingenden Namen der möglichen weiteren Gegner besteht durchaus die Gefahr, dass die DFB-Auswahl den Achtelfinal-Gegner auf die leichte Schulter nehmen könnte. Doch andererseits war da auch die 1:3-Niederlage im zweitletzten Vorbereitungsspiel in Augsburg gegen den Weltranglisten-24. Diese Begegnung, die von einem schweren Gewitter unterbrochen war, könnte im Nachhinein nun sogar einen positiven Effekt haben: Dass der Weltmeister die Slowaken nicht unterschätzt. Mario Gomez hatte Deutschland durch ein Elfmetertor zwar mit 1:0 in Führung geschossen, doch Marek Hamsik, Michal Hamsik und Jurai Kucka drehten mit ihren Treffern das Spiel.

„Ein Vorbereitungsspiel und ein K.o-Spiel bei der EM ist nicht miteinander vergleichbar. Es ist eine schwere Aufgabe, die wir aber lösen werden“, gibt sich Co-Trainer Thomas Schneider zuversichtlich.

Zu dieser Zuversicht trägt bei, dass der gegen Nordirland wegen einer Wadenverhärtung vorsichtshalber ausgewechselte Jerome Boateng, bislang der wichtigste und stärkste Deutsche bei dieser EM, am Sonntag aller Voraussicht nach wieder spielen kann. „Die Verhärtung ist rückläufig, er und die medizinische Abteilung arbeiten mit Hochdruck daran, dass er spielen kann. Wir hoffen, dass es reicht. Ich bin aber kein Prophet. Wir haben noch zwei Trainingseinheiten, da kann viel passieren“, sagte Assistenztrainer Marcus Sorg. Boateng selber geht fest davon aus, dass es reichen wird.

Entgegenkommen dürfte der deutschen Mannschaft, dass der Rasen des Stadion Pierre Mauroy in Lille vor dem Achtelfinal-Spiel am Sonntag ausgetauscht wurde. Zuletzt war das Grün im Norden Frankreichs in einem Zustand, der weit entfernt von europameisterschafts-tauglichen Ansprüchen war. Wie der neue Rollrasen den ersten Belastungstest besteht, wird spannend. „Schlechter als bisher kann es nicht werden“, sagte Sorg. Die beiden Co-Trainer Sorg und Schneider vertraten gestern auf dem Podium Joachim Löw. Für beide ist es das erste große EM-Turnier. Und beide sind davon beeindruckt wie vom Spirit innerhalb des Teams. „Alle wissen, dass sie nur eine Chance haben, wenn sie zusammenhalten“, sagte Sorg.

Beispielshaft für diese Haltung ist eine Aussage von Benedikt Höwedes. Er zeigte Verständnis dafür, dass er gegen Nordirland Joshua Kimmich seinen Platz in der rechten Abwehr hatte abtreten müssen. „Er hat ein klasse Spiel gemacht und das Spiel nach vorne sehr belebt. Es war die richtige Entscheidung des Trainers, ihn aufzustellen“, sagte Höwedes, der dann später für den lädierten Boateng gekommen und damit seinen dritten Einsatz bei dieser EM hatte. Am Sonntag aber wird Kimmich wieder als rechter Verteidiger aufgeboten werden. Der Münchner hat sich mit einer tadellosen Leistung in der Startformation festgespielt.

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Erstellt:
24.06.2016, 06:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 24.06.2016, 06:00 Uhr

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