Kirche

Kirche als bedeutendes Stück Heimat

Der ökumenische „Brückenbau“-Gottesdienst zum Thema „Meine Kirche – meine Heimat“ am Kirchweihsonntag in Rohrdorf war gut besucht.

18.10.2017

Von Hermann Nesch

„Meine Kirche – meine Heimat“ hieß das Thema des ökumenischen Gottesdienstes am Sonntagabend in der Rohrdorfer Pfarrkirche. Vorbereitet und gestaltet wurde er vom derzeitigen Brückenbau-Team aus Weitingen, Rohrdorf und Eutingen mit Renate Müller, Ursula Skiba, Elisabeth Speiser, Pfarrer Beda Hammer, Monika Diller-Bulling und Maritha Schmitt (von links). Bild: Nesch

„Meine Kirche – meine Heimat“ hieß das Thema des ökumenischen Gottesdienstes am Sonntagabend in der Rohrdorfer Pfarrkirche. Vorbereitet und gestaltet wurde er vom derzeitigen Brückenbau-Team aus Weitingen, Rohrdorf und Eutingen mit Renate Müller, Ursula Skiba, Elisabeth Speiser, Pfarrer Beda Hammer, Monika Diller-Bulling und Maritha Schmitt (von links). Bild: Nesch

Das Wort „Heimat“ ist derzeit auch in der Politik fast in aller Munde. Die Parteien jeglicher Couleur überbieten sich geradezu fast damit. Ist es schierer Opportunismus oder sind es Überzeugung und neue Wertschätzung? Opportunismus war am Sonntag beim ökumenischen „Brückenbau“-Gottesdienst nicht im Spiel, Wertschätzung schon und das hat in den Kirchengemeinden Tradition.

„Kirche will Heimat bieten, Kirche ist Heimat“, so der Tenor und rote Faden des Sonntagabendgebets. Am Kirchweihsonntag, so Pfarrer Beda Hammer, habe sich das Thema geradezu angeboten. Er ging kurz auf den jahrhundertealten katholischen Brauch Festes ein, das in Württemberg bereits Anfang des 19. Jahrhunderts einheitlich auf den dritten Oktobersonntag festgelegt wurde. Gründe waren die vielen Kirchweihfeste das Jahr über, die immer am Jahrestag der jeweiligen Weihe einer Kirche gefeiert wurden, schon früh aber verweltlichten und auch etwas ausarteten.

Mit Kirche, so Hammer weiter, verbinde man aber nicht nur ein Gebäude, sondern auch die weltumspannende Institution, mit gedanklichen Vorstellungen und persönlichen Eindrücken. Der Ort als solcher habe im Leben eines Menschen mit Taufe, Erstkommunion, Firmung/Konfirmation und Trauung eine besondere Bedeutung. So könne Kirche ein bedeutendes Stück Heimat sein.

Mehr als ein Gebäude mit Turm

Die etwas gegensätzlichen Impulse zum Thema setzten danach Elisabeth Speiser und Monika Diller-Bulling aus ihren unter-schiedlichen Lebensläufen. Zunächst waren sich beide einig in ihrer Freude, Bewunderung und Ehrfurcht über die verschiedenartigen kirchlichen Bauwerke mit ihren unterschiedlichen Baustilen, die sie auf Reisen besuchten, die auch mit ihren Dächern und Türmen die menschlichen Wohnstätten weit überragen.

Dies galt für Elisabeth Speiser besonders mit der Kirche in ihrer Heimatgemeinde Weitingen mit der weit über das Gäu hinausragenden Dominanz ihres wuchtigen Turmes. Schon als Kind sei sie gerne in die Kirche gegangen und habe besonders die feierlichen Gottesdienste genossen, denn: „Kirche ist mehr als ein Gebäude mit Turm, sondern ein Ort des gelebten Glaubens, in dem man Geborgenheit und Gemeinschaft erlebe.“ „Ein Haus voll Glorie schauet“, wie es im Eingangslied hieß. Dies gelte auch für das „Käppele“ das barocke Weitinger Kleinod. Seit jedoch der ökumenische „Brückenbau“-Gottesdienst gemeinsam gefeiert werde, seien ihr auch die Kirchen der umliegenden Gemeinden etwas vertraut geworden.

Während Speiser für ihr Dorf ihre festen Bezugspunkte hat, ging aufgrund ihres Lebenslaufes Monika Diller-Bulling die Aussage „nicht so selbstverständlich von den Lippen“. Sie wohne zwar in Rohrdorf und Sankt Georgs sei ihre Kirche, aber als Heimatkirche könne sie diese nicht bezeichnen. Die Kirche, in der sie getauft wurde, kenne sie nicht. Die Kirche ihrer Erstkommunion und Firmung in einer Gemeinde, in der sie ihre religiöse Prägung erfahren habe, sei ihr zwar noch vertraut, aber durch die vielen Veränderungen in jenem Stadtteil kämen bei gelegentlichen Besuchen keine Heimatgefühle mehr auf.

Zudem sei sie in einer ökumenischen Familie aufgewachsen, in der es keine gemeinsame Kirche gegeben habe. Dies habe sich auch bei der eigenen Familiengründung fortgesetzt. So seien ihre vier Kinder in drei verschiedenen Kirchen getauft worden, und auch die Konfirmationen ihrer Kinder konnten nicht alle in Eckenweiler gefeiert werden. Für sie sei es sogar schwierig, sich auf eine Konfession festzulegen.

Ausklang mit Kirbebeeta

Für Diller-Bulling bedeuten auch fern der Heimat große kirchliche Bauwerke wie kleine Kirchlein gleichermaßen aber ein Ort der Ruhe und Geborgenheit. Zuhause fühle sie sich inzwischen am meisten in den evangelischen Kirchen in Eckenweiler und Ergenzingen, aber keine von beiden könne sie so richtig als Heimatkirche bezeichnen. So gelte für sie eher: „Kirchen – eine Heimat“.

In der Lesung und in den Fürbitten wurde das Thema weiter vertieft. Dazu gehörte auch das Bekenntnis der Gottesdienstbesucher zu einer „Heimatkirche“ mit der Beschriftung bereits am Eingang verteilter Kärtchen, die dann an einer Stellwand zu „einer Kirche“ zusammengefügt wurden: Zu einer Kirche, die überall stehen, zu unterschiedlichsten Zeiten gebaut sein kann und in der sich Menschen unterschiedlichster Konfessionen versammeln können mit dem Bekenntnis „Meine Kirche – meine Heimat“.

Bernhard Schäfer begleitete auf der Orgel den Gemeindegesang und steuerte auch die meditative Musik zur gemeinsamen Kirchbauaktion bei. Im Anschluss waren die Gottesdienstbesucher noch zu einem Imbiss in das benachbarte Gemeindehaus eingeladen. Da ging es mit exzellenten „Kirbebeeta“ schon wieder etwas weltlicher zu.

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Erstellt:
18.10.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 10sec
zuletzt aktualisiert: 18.10.2017, 01:00 Uhr

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