Falschparker

Kontrollen? Fehlanzeige

Seit Mai fehlt Empfingen ein Vollzugsbediensteter. Problem: Keiner will den Job machen. Heißt: Die Problematik von achtlosen Brummifahrern bleibt weiter bestehen – im schlimmsten Fall bis 2018.

22.10.2016

Von Benjamin Breitmaier

Kontrollen? Fehlanzeige

Neues Kapitel, altes Thema. Erst wurde es mit der Kennzeichnung von richtigen Parkflächen versucht, dann kamen dieses Jahr die Verbotsschilder. Eigentlich sollte ein Vollzugsbediensteter Knöllchen verteilen, um die wild-parkenden Brummifahrer in den Gewerbegebieten „Alte Kaserne“ und „Im Auchtert“ in ihre Schranken zu weisen. Doch die Krachmacher sind immer noch da und rauben angrenzenden Betrieben und Anwohnern den letzten Nerv. Warum? Es gibt keinen Vollzugsbediensteten mehr, der das Halteverbot kontrollieren könnte.

Die Lastwagen – sie sind laut, sie machen Müll. Die Fahrer räumen ihn nicht weg und manchmal muss auch der Toilettengang im Freien stattfinden. In seltenen Fällen wird auch ein Firmenparkplatz in Anspruch genommen. Seit im Jahr 2010 im Rahmen des Parkraumkonzepts vom Empfinger Gemeinderat beschlossen wurde, einige Plätze für Lastwagenfahrer in den beiden Gewerbegebieten auszuweisen, schlagen sich ansässige Betriebe mit den Brummis herum. Anfangs war eine Koexistenz noch problemlos möglich. In der Nähe der Parkplätze siedelten sich nur nach und nach Betriebe an. Heute gibt es in den Gebieten allerdings fast keinen Platz mehr. Zur Schadensbegrenzung wurde versucht, den Müll mit Entsorgungsmöglichkeiten einzudämmen. Doch die Anwohner fühlten sich mehr und mehr belästigt.

Schon 2010 war vereinbart worden, die Situation zu beobachten, um gegebenenfalls einzuschreiten. Im Mai diesen Jahres zog der Gemeinderat die Reißleine. Mit einer verkehrsrechtlichen Anordnung der Horber Verkehrsbehörde sollten Halteverbotsschilder aufgestellt werden. Am 2. August wurden die Zeichen des Typs 290 nach StVO – Zone mit eingeschränktem Halteverbot – aufgestellt. Doch die Blechkreise sind das Verkehrshinweis-Äquivalent zu einem Tiger ohne Beißgerät. Denn: Empfingen fehlt seit Mai jemand, der die parkenden Lastwagen kontrolliert.

Auf Nachfrage der SÜDWEST PRESSE beim Empfinger Rathaus stellt sich heraus, dass die Stelle des gemeindlichen Vollzugsdienstes seit Mai 2016 brach liegt. Die geringfügig beschäftigte Vollzugsbedienstete ist noch bis 2018 in Elternzeit, heißt es. Ein Ersatz, der im Sommer 2015 seinen Dienst antrat, hatte die Stelle nach einigen Negativ-Erfahrungen mit uneinsichtigen Rowdy-Parkern im Mai hingeschmissen.

Seither sucht die Gemeinde Empfingen händeringend nach jemandem, der die 25 Stunden im Monat aufbringt, um Parker in Empfingen zu kontrollieren. Doch niemand will den Job machen. „Wir haben auf unsere Stellenausschreibung nicht einmal einen Anruf bekommen“, erklärt Adelinde Hellstern vom Empfinger Ordnungsamt. Laut Hellstern will es die Verwaltung nun mit einer Aktion für die Stelle werben.

Lange sollte sich die Gemeinde Empfingen mit der Suche allerdings nicht mehr Zeit lassen, denn die Stimmung bei Unternehmern wie Medico-Chef Wolfgang Hahn oder Hotelier Peter Wycisk sinkt weiter. Allein am vergangenen Sonntag standen insgesamt acht der leidigen Lastwagen in Steinwurfweite zur Firma Medico, genau dort, wo sie eigentlich nicht länger stehen dürften. Sie kommen aus Deutschland, aus Polen, aus Bulgarien.

Das Problem kann aber nur durch verstärkte Kontrolle angegangen werden. Dieser Meinung ist zumindest die Horber Verkehrsbehörde. Auf Anfrage heißt es aus dem Horber Rathaus wörtlich: „Unseres Erachtens kann das Problem durch verstärkte Kontrollen des gemeindlichen Vollzugsdienstes minimiert werden.“

Dass der geplante Autohof etwas an der Situation ändern könnte hält auch das Empfinger Rathaus für unwahrscheinlich. Hauptamtsleiter Theo Walz: „Meine persönliche Einschätzung ist, dass sich rein an der LKW
-Anzahl nicht viel ändern wird.“ Der Bedarf an Parkraum in der Nähe von Autobahnen sei anhaltend hoch.

Das wiederum bedeutet, dass die Gemeindeverwaltung die Suche nach einem Kontrolleur intensivieren muss, damit das Wild-Parken in Empfingen nicht zur Selbstverständlichkeit wird. Doch: „Komplett in Griff bekommt man das nicht, da müsste einer 24 Stunden am Tag im Einsatz sein“, erklärt Adelinde Hellstern.

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Erstellt:
22.10.2016, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 22.10.2016, 01:00 Uhr

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