Radikaler Schnitt

Kreissparkasse schließt zehn Filialen unter anderem in Altheim und Dettingen

Mit einem radikalen Schnitt reagiert die Kreissparkasse (KSK) Freudenstadt auf die zunehmend schwierigen Rahmenbedingungen: Am 1. September schließen folgende zehn der derzeit 33 Filialen im Landkreis: Dettingen, Altheim, Weitingen, Tumlingen, Dietersweiler, Obertal, Schönmünzach, Baiersbronn-Oberdorf, Betzweiler und Peterzell. Für die Kunden bedeutet das teils Einschnitte. Immerhin sind nach Auskunft der KSK keine Entlassungen geplant.

29.07.2016

Von Monika Schwarz

Dunkle Zeiten für viele Kunden der Kreissparkasse Freudenstadt: Die Bank schließt am 1. September zehn ihrer 33 Filialen im Landkreis, darunter auch die im Freudenstädter Stadtteil Dietersweiler.Bild: mos

Dunkle Zeiten für viele Kunden der Kreissparkasse Freudenstadt: Die Bank schließt am 1. September zehn ihrer 33 Filialen im Landkreis, darunter auch die im Freudenstädter Stadtteil Dietersweiler.Bild: mos

Kreis Freudenstadt. Der Vorstandsvorsitzende Uwe Braun, der Verwaltungsratsvorsitzende und Landrat Dr. Klaus Michael Rückert sowie Vorstandsmitglied Leopold Zanker gaben das bei einer Pressekonferenz bekannt. Am Mittwoch bekamen die Mitarbeiter Bescheid. „Wir haben uns diese Entscheidung alles andere als einfach gemacht und intensiv diskutiert“, sagt Rückert. Die Entscheidung war in einer Verwaltungsratssitzung gefallen. Zuvor hatten sich die Verantwortlichen intern und mit Experten des Sparkassen- und Giroverbandes Gedanken um die künftige Ausrichtung der KSK gemacht und die Filialen mit ihren Geschäftsvorgängen analysiert.

Nun schließt die KSK die Filialen in Dettingen, Altheim, Weitingen, Tumlingen, Dietersweiler, Obertal, Schönmünzach, Baiersbronn-Oberdorf, Betzweiler und Peterzell. Im Gegenzug soll die Service- und Beraterqualität dem veränderten Kundenverhalten angepasst werden. Die Mitarbeiter der von den Schließungen betroffenen Filialen werden in nahe Filialen umgesetzt, Entlassungen sind nicht geplant. Dennoch wird es künftig weniger Mitarbeiter geben, da frei werdende Stellen nicht mehr eins zu eins wiederbesetzt werden sollen. Ob es an einigen der künftig geschlossenen Standorte zumindest Geldautomaten geben wird, ist noch offen.

Dass ein solcher Standort in Altheim sein wird, hofft Ortsvorsteher Andreas Bronner. Die Schließung der Filiale in der Ortschaft mit rund 1700 Einwohnern findet er zwar „sehr traurig“, doch letztlich seien auch die Kunden verantwortlich, die die Filiale immer weniger aufsuchen. Möglicherweise habe bei der Entscheidung auch eine Rolle gespielt, dass der Hausbesitzer der Kreissparkasse gekündigt hat; die Räume waren nur angemietet. Und, wie ihm mitgeteilt worden sei, sei der derzeitige Bankautomat in Altheim ohnehin nicht mehr zulässig, die Kreissparkasse müsste ihn außer Betrieb nehmen. Wenn ein neuer Automat in Altheim aufgestellt werde, „was ich ganz stark hoffe“, werde die Ortschaft auch behilflich sein, einen geeigneten Raum zu finden, bietet Bronner an. Und dann „haben wir doch für die Kundenfreundlichkeit etwas erreicht.“ Jedenfalls „wird es nicht so sein, dass die Altheimer nach Talheim gehen“ in die KSK-Filiale, schon allein der fehlenden Busverbindungen wegen.

Was für die KSK-Kunden nun bleibt, sind acht Beratungs-Center (größere Geschäftsstellen) in Horb, Freudenstadt (zwei), Dornstetten, Alpirsbach, Loßburg, Baiersbronn und Pfalzgrafenweiler, darüber hinaus 15 Filialen mit einem Beratungs-und Dienstleistungsangebot und SB-Ausstattung. Die Kunden werden per Brief über die neuen Strukturen und ihre Ansprechpartner informiert. „In der Regel wird das der bisherige Ansprechpartner sein, der halt in den Nachbarort gewechselt hat“, sagt Braun.

Schulungen für Kunden

über neue Medien

Mit der Schließung einher, geht eine Verlängerung der Service- und Beratungszeiten mit künftig zwei langen Tagen montags und donnerstags von 14 bis 18 Uhr in den Beratungs-Centern und in einem Teil der Filialen. Für ältere oder weniger mobile Kunden gibt es künftig einen kostenlosen Bargeldversand nach vorheriger Bestellung von bis zu 1000 Euro pro Kunde und Tag. Für alle Kunden ist zudem eine Schulung vorgesehen, um sie für den Umgang mit den neuen Medien fit zu machen. „Unsere Kundennähe wird nicht nur durch die räumliche Nähe, sondern durch das Angebot medialer und digitaler Zugangswege definiert“, sagt Braun.

Ziel der Umstrukturierung war es, trotz der Schließungen eine flächendeckende Versorgung mit den 23 Standorten aufrechtzuerhalten. In jeder Gemeinde wird es auch künftig zumindest eine Filiale geben. Die KSK will mit den Kunden auf allen möglichen Wegen und nicht nur via Filiale, sondern als – wie es die Banker nennen – „Multikanal-Sparkasse“ in Kontakt treten. Ergänzend dazu soll das von Montag bis Freitag von 8 bis 20 Uhr besetzte Kundenservice-Center künftig ein breiteres Angebot bieten. „Für unsere Kunden sind wir deshalb in einem breiten Zeitfenster ansprechbar und erreichbar“, sagt Braun.

In den Niederlassungen soll es künftig mehr Beratung und stattdessen weniger Service geben. Das entspricht nach Auskunft der KSK auch den Kundenwünschen. Denn 60 Prozent der Geschäftsfälle werden online abgewickelt, immer mehr Kunden nutzen digitale Zugangswege wie Online-Banking, Internetfilialen oder die Sparkassen-App, berichtet Braun. In den Filialen wird dafür die Zahl der Berater erhöht. Für das Top Segment der vermögenden Kunden geht künftig die neue Beratungseinheit „Private Banking“ mit voraussichtlich vier dafür geschulten Mitarbeitern an den Start.

Trotz der Schließungen will die KSK auch künftig in ihr Filialnetz investieren: Im Herbst soll der Umbau des Horber Beratungscenters beginnen. „Horb ist eben nach Freudenstadt für uns auch der zweitbedeutendste Markt“, sagt KSK-Chef Braun.Mitarbeit: ria

Siehe auch die Seiten „Aus dem Gäu“ und „Freudenstadt“

Im Überblick: So sieht das Filialnetz der Kreissparkasse Freudenstadt im Landkreis ab dem 1. September aus.Grafik: KSK

Im Überblick: So sieht das Filialnetz der Kreissparkasse Freudenstadt im Landkreis ab dem 1. September aus.Grafik: KSK

Auch die Filiale in Altheim schließt zum 1. September.Bild: ria

Auch die Filiale in Altheim schließt zum 1. September.Bild: ria

Schließungen auch anderswo

Vorstands-Chef Uwe Braun verweist darauf, dass die KSK Freudenstadt nicht die einzige ist, die Filialen schließt: In Tübingen sei das Filialnetz von 85 auf 36 reduziert worden, im Zollernalbkreis von 100 auf 31, in Rottweil von 70 auf 44 und in Reutlingen von 83 auf 39. Auch die Bundesbank berate derzeit in diese Richtung, um die Ertragskraft zu stärken. Die Entscheidung selbst und die konkreten Schließungen bezeichnete Braun als „regional ausgewogen“.

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Erstellt:
29.07.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 33sec
zuletzt aktualisiert: 29.07.2016, 01:00 Uhr

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