Marktplatzbrunnen eingemüllt

Künstler Christoph Mügge packt anlässlich seines auslaufenden Stipendiums ein Horber Monument in ein

27.07.2016

Künstler Christoph Mügge packt anlässlich seines auslaufenden Stipendiums ein Horber Monument in ein

Horb. Ist das Kunst?“, fragt der alte Mann. „Ich denke schon“, antwortet sein Begleiter. 17.30 Uhr – ein ganz normaler Sommertag. Doch die altehrwürdigen Gebäude des Horber Marktplatzes blicken heute auf ein Gebilde, dass hier nicht so richtig hinpasst. Es sieht aus wie Müll, es ist auch irgendwie Müll, vielmehr Kunst aus Müll – ein Symbol für Vergänglichkeit. Als ein Aufbrechen des Umfeldes beschreibt es Künstlerhausstipendiat Christoph Mügge. Bei einem sommerlichen Portugiesen von Weinhändler Georg Djuga erzählt der 32-Jährige, was ihn dazu bewogen hat, den Marktplatzbrunnen in ein Kleid aus Sperrholzplatten und 45 Mülltonnen zu hüllen. Die Installation sei eine Weiterentwicklung der Arbeiten, die Mügge bereits im Horber Rathaus ausgestellt hat. Mittlerweile findet sich im Horber Stadtmuseum eine Zeichnung von ihm, die als Inspiration für das Müllprojekt am Brunnen diente. Auf der Zeichnung findet sich der Brunnen, wie er einer Mülltonne entwächst. Da Mügges Stipendium im Künstlerhaus im Oktober ausläuft, wollte er noch etwas großes in Horb machen, sein Abschiedsgeschenk quasi. „Die Vergänglichkeit hat mich beschäftigt, ich wollte das auf die Spitze treiben“, erklärt er zur Symbolik des Brunnenkleides. Die 45 Mülltonnen besorgte er sich für zwei Euro das Stück von einem Recyclingcenter. „Ich arbeite viel mit Gefundenem“, sagt Mügge. Er deutet auf die ausgesägten Sperrholztafeln, die ebenfalls aus dem Recycling-Kreislauf stammen. Seit Monaten sägt Mügge bereits an den Formen der Bretter und Mülltonnen. Die Arbeit an der eigentlichen Installation begann am gestrigen Dienstagmorgen. Von Anfang an erregte das Kunstwerk Aufmerksamkeit. „So viele Reaktionen habe ich noch nicht erlebt“, sagt Mügge – positive, wie negative. Ganz im Sinne des Künstlers – Mügge will zum Nachdenken anregen, die historische Kulisse aus dem Kontext ziehen. „Die Deplatzierung fand ich spannend“, erklärt er: „Ich bin kein Öffentlichkeitsmensch, aber das Arbeiten im öffentlichen Raum mache ich gern.“ Agnes Maier von der Stadtverwaltung Horb half ihm bei der Genehmigung des Projektes – ein frühzeitiger Schlusspunkt seiner Arbeit hier. Ab Oktober zieht er weiter nach Irland und Finnland, wo weitere Künstlerstipendien auf ihn warten. Wie langer der Horber Brunnen Zeuge von Mügges Bild der Vergänglichkeit bleibt, steht aber noch in den Sternen. Text: bbm / Bild: hmg

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Erstellt:
27.07.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 10sec
zuletzt aktualisiert: 27.07.2016, 01:00 Uhr

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